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Schutz bei Trockenheit

Bei Dürre: Mit diesem Trick aus dem Wald halten Sie Wasser im Boden

Wurzel mit Hydro-Gel
am Sonntag, 10.09.2023 - 06:00 (1 Kommentar)

Ein Hydrogel auf Basis von Holz speichert bei Regen oder Beregnung Wasser und gibt es bei Dürre und Trockenheit langsam wieder an Pflanzen ab. Im Forst wird das bereits angewandt, im Ackerbau laufen Versuche mit Superabsorbern. Ist das die Zukunft bei Trockenheit und Dürre?

Superabsorber funktionieren wie Windeln. Sie erhöhen auch die Wasserspeicherkapazität des Bodens. Das soll helfen, Kosten für Wasser, Dünger und Bewässerung zu senken. Das Biohydrogel wird zu 100 Prozent aus Holz hergestellt, als „natürlichem Vorläufer von Humus“, sagt Dr. Gibson Nyanhongo. 

Er ist der Haupterfinder und Geschäftsführer der Agrobiogel GmbH Tulln, ein Spin-off der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), gefördert vom European Innovation Council (EIC), von Austria Wirtschaftsservice (AWS) und vom Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB).

So Wasser speichern: Was ist Biohydrogel?

Das biobasierte Gel sei das erste „langlebige“, so der CEO. Nach seinen Angaben hat es folgende Vorteile: Es

  • ist je nach Bodenart mindestens 5 Jahre im Boden aktiv,
  • senkt Hitze- und Trockenstress und schützt Pflanzen bei Dürre,
  • speichert Wasser, indem es das bis zu 16-fache seines Eigengewichts aufnimmt,
  • verbessert die Bodenstruktur, besonders in sandigen oder leichten Böden,
  • hält Nährstoffe und Dünger, speichert sie und gibt sie bei Bedarf langsam an die Pflanzen ab,

So hilft es, die Bodenfeuchte länger aufrechtzuerhalten. Das könnte besonders in Gebieten mit begrenzter Wasserversorgung oder in Dürrezeiten ein Teil der Zukunft sein. 

Zum Vergleich: Was unterscheidet das Hydrogel von Superabsorbern?

Zugelassen ist das Biohydrogel auch für den Ökoanbau. Im Ackerbau laufen erste Versuche. Ergebnisse gibt es bislang aus dem Forst und Gemüsebau. Viele andere am Markt verfügbaren Bodenhilfsstoffe enthalten Mikroplastik. Sie basieren oft auf Polyacrylat-Superabsorbern, sagt Thomas Haas, Chemiker beim Vertriebspartner Deutsche Bodenhilfsstoff, Odenwald. Diese dürfen nicht in den Boden und im Wald nicht auf PEFC-zertifizierte Flächen. „Sie haben generell in Ökosystemen nichts zu suchen.“ Das Produkt im Sinne der grünen Kreislaufwirtschaft beruht auf modifizierten Holzabfällen, genauer Lignin. 

Kaliumpolacrylate dagegen sind petrochemische Kunststoffprodukte. Ein Mikrogranulat aus Polyacrylsäure und Kaliumsalz ist zum Beispiel Be-Grow Boost. Es in den Fraktionsgrößen M mit 0,18 bis 1 mm und L mit 1,7 bis 4 mm verwendet wird. Die Pflanzenstimulanz verbessert das Potenzial an pflanzenverfügbarem Wasser und den Nährstoff-Ionen-Austausch zwischen Wurzeln und Boden. Das führt zu weniger abiotischem Stress. Das Granulat ist nicht giftig für Pflanzen, Bodenorganismen und Grundwasser. In Frühkartoffeln ist es eine Lösung bei Dürre, weil es hilft, Wasser zu sparen, ebenso in Sonderkulturen.

Tipps zum Einsatz: Wie wird Hydrogel eingesetzt?

Das Agrobiogel wird als Granulat in den Boden gearbeitet, im Freiland wie unter Glas. Der Einsatz hängt von Bodentyp, Kultur, Klima und Bewässerung ab. Zudem benötigt es eben Zusatzwasser oder Niederschläge, um "aktiviert" zu werden. 

Das Gel enthält keine Nährstoffe. Es wirkt laut Anbieter am besten, wenn es etwa 10 bis 15 cm in den Boden untergemischt wird, nahe an den Wurzeln der Kulturen. Agrobiogel gibt folgende Einsatzmengen an:

  • für Feldfrüchte und Gemüse im Freiland maximal 1 t/ha, 10 bis 20 cm tief eingearbeitet,
  • im Gemüse- oder Gartenbau für Neuanpflanzungen etwa 100 bis 200 g pro Pflanze, Strauch etc.,
  • Substratmischungen brauchen demnach etwa 20 bis 40 g pro l Substrat.
  • in der Forstwirtschaft zur Wiederaufforstung 50 bis 100 g pro Pflanze.
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