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Getreideernte

Durchwuchs und Nachschosser in der Gerste: Was tun?

Durchwuchs von Weizen in Gerste
am Montag, 19.07.2021 - 15:39 (Jetzt kommentieren)

In den trockenen Regionen ist die Gerste vom Halm, andernorts lässt der Regen eine Ernte nicht zu. Was tun bei Durchwuchsgetreide?

Wo die Befahrbarkeit der Böden und die Reife es zulassen, rollen längst die Mähdrescher. Andernorts ist daran noch nicht zu denken - nicht nur in den vom Unwetter gezeichneten Gebieten.

In einigen Regionen steht in der druschreifen Gerste Weizen oder Triticale. Das unfreiwillige Gemenge macht es schwer, den optimalen Erntezeitpunkt zu treffen.

Nach der Ernte im vergangenen Jahr war es vielfach sehr trocken und eine Stoppelbearbeitung musste ausfallen. Die Wintergerste kam dann pfluglos nach Weizen oder Triticale in den Boden und die Samen liefen gemeinsam auf.

Die unterschiedlichen Reifezeitpunkte machen jetzt Probleme bei der Lagerung solcher Partien. Gleiches gilt für Bestände, die spät Seitentriebe gebildet haben. Deren unreife Ähre stehen jetzt in der Gerste.

Wer solche Mischbestände hat und das Erntegut als Futtergetreide verkaufen möchte, sollte sich frühzeitig mit seinem Abnehmer in Verbindung setzen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Wie lässt sich feuchtes Korn trocknen?

Die beste Lösung wäre das Trocknen. Allerdings verfügen nur wenige Betriebe über die Möglichkeit, Getreide selbst zu trocknen.

Auf jeden Fall müssen die mit Ausfallweizen durchwachsenen Wintergerstenschläge in der Mittagshitze gedroschen werden, sofern es denn überhaupt wieder ausreichend trocken ist und die Böden befahrbar sind. Der Feuchtegehalt der Wintergerste sollte möglichst gering sein.

Gezieltes Belüften in Verbindung mit Umlagern lassen solche Partien kurzfristig halten. Die feuchten Weizenkörner geben dabei einen Teil des Wassers an die trockenen Gerstenkörner ab. Ein anderer Teil wird mit der Belüftung aus dem Lager getragen.

Sehr wichtig ist es, den Getreidestapel einzuebnen. Es dürfen keine Schüttkegel verbleiben, da sich in ihnen die Feuchtigkeit sammelt.

Zur optimalen Lagerung sollte die Feuchte nicht über 14 Prozent betragen. Überprüfen Sie die Temperatur im Getreidestapel, um die Lagerfähigkeit zu bestimmen. Bei längerer Lagerung sollten 12 °C bei 14 Prozent Feuchte nicht überschritten werden. Nur kurzfristig sind höhere Temperaturen möglich.  Zur Belüftung sollte nur Luft mit maximal 60 Prozent Luftfeuchte eingeblasen werden.

Bei Temperaturanstieg umlagern, kühlen und belüften

Nach dem Einlagern muss das Getreide kontinuierlich überwacht werden. Steigt die Temperatur um wenige Grad (rund 4 °C) an, ist ein erneutes Kühlen bzw. Belüften oder Umlagern notwendig. Damit wird verhindert, dass sich Feuchtenester bilden, sich das Getreide zu stark erwärmt und verdirbt.

Die Weizenkörner schrumpfen durch die Wasserabgabe enorm und können nach einigen Tagen durch einen Windsichter herausgereinigt werden.

Ist keine Belüftung möglich, bleibt nur die flache Lagerung mit regelmäßiger Umlagerung unter ständiger Beobachtung der Stapeltemperatur.

Propionsäure bei Futtergetreide

Die Zugabe von Propionsäure ist bei Futtergetreide möglich, reicht aber alleine zur Haltbarmachung in solchen Fällen nicht aus. Hier sollte die Propionsäure bei der ersten oder zweiten Umlagerung erfolgen.

Die Feuchte und die Lagerdauer entscheiden über die Dosierung.

Propionsäue (l/100 kg Getreide) je nach Konservierungsdauer (Monate) und Kornfeuchte
Kornfeuchte (%)

1-3

3-6

6-12

bis 16 0,50 0,60 0,65
16-18 0,60 0,65 0,80
18-20 0,65 0,75 0,90
20-22 0,80 0,90 1,00

 

Mit Material von DLR Eifel
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