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Ökolandbau

Familienbetrieb XXL: Das sind die Gastgeber der Öko-Feldtage Ditzingen

Drei Familien arbeiten erfolgreich zusammen. Betriebsleiter sind Reinhard (3.v.l.) und Mirjam Grieshaber (4.v.l.), Gerhard Schmid (5.v.l.) und Daniel Grieshaber (3.v.r.).
am Samstag, 10.06.2023 - 05:30 (Jetzt kommentieren)

Vier Betriebsleiter aus drei Familien bewirtschaften den Biohof Grieshaber & Schmid in Ditzingen bei Stuttgart. Wir stellen ihre regionale Kooperation und das findige Vermarktungskonzept vor.

Über 40 Jahre gemeinsamer Ökolandbau hat die Familien Grieshaber und Schmid zusammenwachsen lassen. Der Biohof in Ditzingen ist Mitte Juni Schauplatz der Öko-Feldtage 2023. „Schwerpunkte unseres Betriebs sind Feldgemüse, Kartoffeln, Getreide und Milchvieh“, sagt Senior Wilfried Grieshaber.

Er hat den Hof 1981 auf Bio umgestellt. 1998 gründete er eine GbR mit seinem Neffen Gerhard Schmid und führte zwei Höfe zusammen. Schmid und Grieshabers Söhne Reinhard und Daniel sowie Reinhards Frau Mirjam haben heute das Sagen.

Der Biohof zeigt, dass stabile Erträge und hohe Leistungen auch bei ökologischer Wirtschaftsweise möglich sind. „Der Schlüssel für die nachhaltige Entwicklung eines leistungsfähigen organisch-biologischen Betriebs ist die Kreislaufwirtschaft“, sagt Wilfried Grieshaber.

Schwerpunkt Öko-Milchvieh

Der Biohof aus der Vogelperspektive: Gut zu sehen sind die Kuhställe mit Laufhof und die Biogasanlage (rechts). Gemolken wird im Side-by-side-Melkstand mit 20 Plätzen.

Sein Sohn Reinhard ist meist im Stall anzutreffen. Der Landwirtschaftsmeister hat den Hut auf bei der Zucht und der Gesundheit von Kühen und Kälbern. Von der Zweinutzungsrasse Fleckvieh ist er überzeugt.

„Langlebige, robuste Tiere mit guter Leistungsveranlagung stehen bei uns obenan. Die Milchleistung unserer Herde beträgt seit 2022 – auch wegen guter Grundfutterqualitäten – im Schnitt circa 9.000 kg je Kuh“, sagt Reinhard Grieshaber. Mit dem Luzernekleegras muss er kein Eiweißfutter zukaufen.

„Seit 2019 verfüttern wir auch Silomais, um die Grundfuttersituation in trockenen Jahren abzusichern.“ Ein Thema, das der Betrieb in naher Zukunft lösen muss, ist der Weidegang, der nach Bioland-Regularien spätestens ab 2030, wahrscheinlich laut EU-Verordnung schon früher, umgesetzt werden muss. Wegen wenig arrondierter Flächen ist das nicht einfach. „Aber wir müssen das schaffen, um den Biostatus zu halten.“

Dazu will Grieshaber mit Nachbarn Flächen tauschen und das Areal der diesjährigen Feldtage zur Weide machen. Wertvolle Gemüseflächen gehen dem Hof sonst verloren.

Bestimmungen ändern sich: Wenig Planungssicherheit

„Unsere 2013 erweiterten Laufhöfe für die Kühe sind noch nicht mal abgeschrieben. Die Planungssicherheit ist mit den wechselnden Bestimmungen manchmal schwierig“, so der Tierhalter.

In die Biogasanlage zu investieren, war 2017 für ihn der passende Schritt. „Das war ein hohes Risiko für uns, zu dem Zeitpunkt aber richtig“, so Grieshaber. „Die Anlage ist das i-Tüpfelchen für unser organisches Düngermanagement.“

Das Fermentieren senkt den Unkrautdruck und ganz nebenbei auch noch die Geruchsbelästigung. So nah an der Großstadt ist das ein wichtiger Punkt. „Seither ernten wir im Getreide 15 bis 20 Prozent mehr“, freut er sich.

Kooperationen bei der Nachzucht

Inhaber Gerhard Schmid ist morgens meist der Erste, der im Stall nach dem Rechten schaut. Zur Aufzucht des Jungviehs kooperiert er mit zwei Biobetrieben der Region. Die weibliche Nachzucht bleibt die ersten vier Monate auf dem Hof, wächst mit Weide bei den Partnern auf und kehrt sechs bis acht Wochen vor der Geburt des ersten Kalbs zurück.

„Das ist eine glückliche Fügung“, so Gerhard Schmid. „Der nötige Auslauf aller Altersgruppen der Rinder ließ sich mit Weidepflicht sonst gar nicht umsetzen.“

Weitere Kooperationen mit vier viehlosen Biobetrieben, die ebenfalls Luzerne in der Fruchtfolge haben, tragen zur immens wichtigen Futtersicherheit bei. „Wir dürfen das Futter mähen, die Betriebe bekommen den Gärrest zurück. So sind wir selbst in trockenen Jahren sehr flexibel“, sagt Schmid.

Kartoffeln auf Dämmen ohne Bewässerung

Sämtliches Feldgemüse, hier Möhren, weiter Zwiebeln, Schalotten, Sellerie, Rote Bete und Kürbisse, baut der Biobetrieb auf Dämmen an. Zwischenfrüchte und Gärreste sind dabei Standards.

Daniel Grieshaber ist Gemüse- und Kartoffelspezialist. Das Feldgemüse ist seit der Umstellung auf Bio immer ein Schwerpunkt des Hofs geblieben. Weil er diverse Großhändler mit Kartoffeln beliefert, arbeitet Grieshaber regional wie überregional mit drei bis vier Betrieben zusammen, von denen er Ware mit vermarktet. „So haben wir noch bis weit ins Frühjahr entsprechende Qualitäten und können Liefersicherheit gewährleisten, auch in sehr trockenen Jahren wie 2022.“

Ein Thema, das ihn umtreibt, um die Erträge bei Dürre zu stabilisieren, ist die effiziente Bewässerung an seinem Standort. Schon jetzt spart der Biohof ordentlich Wasser, indem er alles Gemüse und die Kartoffeln auf Dämmen anbaut. Sie werden zeitig im Frühjahr gezogen, damit sich der Boden wieder absetzt.

„Anschließend bearbeiten wir den Boden nur noch sehr flach, um die in den Dämmen gespeicherte Feuchtigkeit kompakt zu halten.“ In der Regel kommt dabei nur noch der Striegel zum Einsatz.

„Durch die Dammkultur sind wir beim weiten Reihenabstand von 75 cm gelandet. Wir holen ertragsmäßig so zwar nicht das Maximum raus, erreichen aber eine Ablüftung der Bestände, auch in nassen Phasen. Das hält die Pflanzen gesund.“ So sichern Grieshaber und Schmid in vielen Schritten ihre Erträge.

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