Der Aufwand für Landwirte steigt enorm, um die EU-Flächenanträge zu bearbeiten. Zum Teil werden ihnen automatisiert unzählige Prüfaufträge zugesandt. Und dann erkennen die Programme die entscheidenden Fakten nicht. Auf facebook wird das heftig diskutiert. Leser Johannes Seebauer etwa schreibt: „Bei mir wurde Silomais anstelle von Kartoffeln erkannt. Frage mich auch wie das zustande kommen kann.“ Simon Zwanzger merkt an: Wickroggen-Ganzpflanzensilage (GPS) mit Untersaat - da wird mir Mitte August jetzt geschickt, dass hier Kleegras und kein Wickroggen steht, ja natürlich, das war ja auch die Untersaat, aber nicht im Hauptzeitraum.“
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Ohne Netzabdeckung kein Hochladen von Fotos vor Ort
Markus Hänsch und Christiane Hänsch-Mehlhorn kennen das ebenfalls. Bei ihnen ging um den Nachweis von Grünlandflächen und den Nachweis der Mindestbearbeitung durch eine Maßnahme, zum Beispiel Mulchen. "Wir sind dann mal schnell weg, um ein paar wenige Aufträge abzuarbeiten, waren unsere letzten Worte, bevor wir im Dunkeln wiederkehrten“, schreiben sie.
Die App LaFis GeoFoto in Sachsen-Anhalt sehen sie nicht gerade „als eine der großartigsten Erfindungen im Zuge des Antragsverfahrens: anfangs kein Offline-Modus funktionierend, später versucht, mit 5 verschiedenen Smartphones die Online-Variante zu laden. In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön an Sachsen-Anhalt #moderndenken für die hervorragende Netzabdeckung mitten auf dem Feld."
Markus Hänsch weiter: „Modern denken reicht eben nicht, man muss auch handeln und die Voraussetzungen schaffen, damit derartige Forderungen abgearbeitet werden können. Nachdem das Smartphone mit der besten Internetmöglichkeit schließlich gefunden wurde, ging es voran. 'Machen sie ein Bild im 45° Winkel!' Moment, hat jemand mal schnell ein Geodreieck dabei?"
Nicht alle Aufträge lassen sich zielführend abarbeiten
Hänsch: „Weitere Fotos im Längs- und Querformat folgten. Ob Vorbeifahrende sich wunderten und amüsierten, was dieser Landwirt da für Verrenkungen auf dem Feld macht, um den idealen Fotowinkel einzuhalten, damit der Grüne Button aufleuchtete und das Bild hochgeladen werden konnte? Jedenfalls war es kein Yoga!"
Und weiter: "Am Ende nahezu liegend den richtigen Winkel gefunden und das Ganze noch mit der Bearbeitungsrichtung und bloß nicht gegen die Abendsonne. Und dann dieses Makro. - 'Machen Sie eine Makroaufnahme'. Ohja, schnell noch den einzelnen Grashalm fotografieren, vielleicht sieht man sogar ein Insekt darauf, dann wäre unser Katastrophenlandwirtschaftsminister über die vorherrschende Biodiversität zufrieden."
"Mit Hängen und Würgen schließlich alle Aufträge zielführend abgearbeitet. Ein einzig wahrer Lacher. Zeitsparende schnelle Nachweismethode? Auf keinen Fall! Beim nächsten Mal mögen die dafür zuständigen Personen vom Amt doch bitte selber auf allen Vieren über den Acker krauchen, werden ja schließlich dafür dementsprechend entlohnt und der Tag muss ja auch irgendwie vergehen. Und das Einzige, was der nicht ganz so technisch versierte Betriebsleiter von der ganzen Sache hält? Richtig, Abstand! Haut mir bloß ab mit diesem Mist."
Flächenüberwachung per Satellit funktioniert nicht wirklich
Hermann Müller beklagt: „Ja ja, kontrollieren und bestrafen, dass kann der Nabu- äähh das Umweltministerium, weil die kommen jetzt ja raus mit ihrem Fachwissen: DDR 2.0 sage ich nur. Die wurde damals nicht so gut überwacht.“ In die gleiche Kerbe haut Farmer Boy. Er schreibt: „Ich sehe ganz deutlich, dass wir einer wunderbaren Zeit entgegen gehen. Wir bekommen vorgeschrieben, was wir wann, auf welchem Acker anbauen dürfen, und zur Ernte bekommen wir dann gesagt welches Plansoll erfüllt werden muss. Also ich melde mich freiwillig und fahre den ZT 323A aber nur mit T088.“
Andrea Berchem beklagt: „Grasbewachsener Hügel auf der Weide: er wurde rausgerechnet vor ein paar Jahren, da keine Nutzung als Dauergrünland... - erst ein Foto davon, wie die Schafe den Hügel in Besitz hatten und beweidet haben, führte zur Wiederaufnahme der Fläche.“ Hendrik Wieneke-Stoecker ist der Meinung: „Das grundsätzliche Problem ist doch, das die EU überhaupt wissen darf/soll was auf unseren Grundstücken geschieht.“ Thorsten Jakob erwidert: „Sind sogar nicht in der Lage, Kleegras und Mais zu unterscheiden...“. Das sieht auch Marcel Hümmler so: „Selbst Weinstöcke wurden als Kleegras identifiziert laut EU-Computerprogrammm“. Daniel Johannes ist an George Orwell erinnert. Er schreibt: „1984 lässt grüßen.“
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