Das vergangene Jahr brachte zwar für weite Teile des Landes massive Ertragseinbrüche, aber immerhin: Beim Pflanzenschutz konnten viele Ackerbauern deutlich sparen. Die trockene Witterung sorgte für meist blattgesunde Bestände.
Beim Fungizideinsatz ist die Jahreswitterung eine entscheidende Größe. Unsere Auswertung aus Baden-Württemberg zeigt, in welchen Fällen gezielte Einmalbehandlungen 2018 wirtschaftlich waren und welche Mehrerträge sie ermöglichten.
Ramularia entscheidet
Seit vielen Jahren ist im Süden die Ramularia-Sprenkelkrankheit die wirtschaftlich wichtigste Krankheit in der Wintergerste. Resistenzen gegen Azole und Carboxamide nehmen zu und rücken auch nach Norddeutschland vor.
Bei häufigen Niederschlägen im Frühjahr und Frühsommer spielen auch Blatt- und Netzflecken eine Rolle. Der Mehltau hat nur in anfälligen Sorten eine gewisse Bedeutung.
In den Landesversuchen Baden-Württembergs ließen sich in den trockenen Jahren 2017 und 2018 nur Schäden durch Ramularia und nicht parasitäre Blattflecken (PLS) feststellen.
Chlorthalonil wichtig als Resistenzbrecher
Die Fungizide erzielten 2018 im Durchschnitt der Versuche Wirkungsgrade bis zu 60 Prozent. Doppelbehandlungen hatten keinen Wirkungsvorteil gegenüber den Einfachbehandlungen. Die Unterschiede zwischen den Varianten mit carboxamidhaltigen Fungiziden waren gering.
Die einzige Mischung ohne den Wirkstoff Chlorthalonil (Variante 6: Azol plus Carboxamid plus Strobilurin) schnitt mit nur 27 Prozent Wirkungsgrad deutlich schlechter ab als die anderen Kombinationen. Das zeigt, wie wichtig dieser Wirkstoff inzwischen im Resistenzmanagement geworden ist. Allerdings ist die Zukunft von Chlorthalonil unsicher; die EU-Genehmigung wird möglicherweise nicht erneuert.
Bringt eine Fungizidbehandlung neben der Absicherung auch einen Mehrertrag? Und rechnet sich der Mitteleinsatz?
Wir haben neun unterschiedliche Spritzvarianten und die erzielten Erträge verglichen (siehe nebenstehende Grafik). Beim kostenbereinigten Mehrertrag ist der Aufwand für die Behandlung herausgerechnet.
Weil für zwei noch nicht zugelassene Prüfmittel noch keine Preise bekannt sind, ist der durch die Krankheitsbekämpfung erzielte Mehrertrag in dt/ha dargestellt.
Doppelbehandlungen auch kostenbereinigt zu teuer
Aufgrund der Trockenheit reiften die Bestände schnell ab, sodass die Fungizide ihr Ertragspotenzial nicht voll ausschöpfen konnten. Im Durchschnitt der Versuche war eine einmalige Behandlung gegen Pilzkrankheiten und physiologische Blattflecken in den BBCH-Stadien 37 bis 49 wirtschaftlich sinnvoll, also zwischen dem Erscheinen des Fahnenblatts und dem Grannenspitzen.
Doppelbehandlungen brachten dagegen keinen höheren kostenbereinigten Mehrertrag.
Nach den Empfehlungen des Online-Prognosemodells von ISIP (Variante 2) wurden an sieben Standorten Einfachbehandlungen durchgeführt. Im Alb-Donau-Kreis hielt das Programm eine Behandlung nicht für erforderlich. Die Behandlungsempfehlungen des Modells brachten sowohl im Alb-Donau-Kreis als auch im Durchschnitt der Versuche die höchsten kostenbereinigten Mehrerträge.
Fazit
In der Gerste wirken Kombinationen mit Chlorthalonil gegen Ramularia-Sprenkelkrankheit deutlich besser. Das weist auf eine veränderte Anfälligkeit des Erregers gegen Azole und Carboxamide hin. Sichern Sie in der Gerste diese beiden Wirkstoffgruppen deshalb mit Chlorthalonil ab!
Grundsätzlich lässt sich der Bekämpfungserfolg nur durch eine Kombination mehrerer Wirkstoffe mit unterschiedlicher Wirkungsweise sicherstellen.
Um Resistenzen zu vermeiden, sollten Sie Carboxamide nur einmal und mit ausreichend hoher Aufwandmenge in der Spritzfolge einsetzen. Die Wirkung der Carboxamide wird optimal ausgenutzt, wenn sie während der Schossphase bis zum Beginn des Ährenschiebens zum Einsatz kommen.