Das warme, sonnige Wetter begünstigt nicht nur das Wachstum des Getreides, sondern auch einige Blattkrankheiten. Beraterin Laura Merkle vom Landwirtschaftsamt in Bruchsal, Landkreis Karlsruhe gibt Tipps zur Bekämpfung von Blattkrankheiten im Getreide. Besonders Ramularia in der Wintergerste steht aus Sicht der Beraterin aktuell im Fokus.
Hohe Ertragseinbußen durch Ramularia
In einigen Regionen, etwa rund um Karlsruhe, spitzt die Wintergerste bereits die Grannen und befindet sich so im Pinselstadium. Das ist nach Angaben der Bruchsaler Beraterin der optimale Zeitpunkt für eine Abschlussbehandlung gegen Ramularia.
Die Blattkrankheit ist mittlerweile bundesweit eine der dominierenden Gerstenkrankheiten. Die Sprenkelkrankheit tritt oftmals erst spät auf und kann explosionsartig den kompletten Pflanzenapparat befallen. Dadurch kann sie zu drastischen Ertragseinbußen führen. Sonnenreiche und taufeuchte Bedingungen begünstigen die Krankheit.
Nur Notfallzulassung für Ramularia-Mittel
Gegen Ramularia ist nur der Wirkstoff Folpet zugelassen, allerdings nur noch per Notfallzulassung. Enthalten ist er etwa in den Produkten Folpan 500 SC und Amistar Max. In diesem Jahr darf das Mittel Folpan auf 110.000 ha bundesweit eingesetzt werden. „Beachten Sie, dass es sich bei Folpet um einen Kontaktwirkstoff handelt. Sprich nur dort, wo die Spritzbrühe auftrifft, ist auch eine Wirkung gewährleistet“, sagt Beraterin Merkle.
Der Einsatz ist bei Infektionsgefahr und nach Warndienstaufruf möglich und vom 1. April bis zum 29. Juli 2022 zulässig. Die Notfallzulassung schränkt auch die Mischpartner für Folpet ein. Mischen lässt es sich nur mit den Azol-Wirkstoffen Prothioconazol und Mefentrifluconazol, etwa den Mitteln Acra Xpro, Balaya, Elatus Era und Revytrex.
Gelbrost regional behandeln
Außerdem steht in der Gerste zurzeit auch die letzte Gabe Wachstumsregler an. Die haben je nach Produkt eine Zulassung bis zum BBCH-Stadium 39 oder 49. In der Gerste eignen sich zu diesem Zeitpunkt ethophonhaltige Mittel wie Cerone 660. Beachten Sie dabei, dass die Mittel Temperaturen von rund 15 °C benötigen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Im Winterweizen treten laut dem ISIP-Prognosemodell in einigen Regionen schon die ersten Gelbrostfunde auf. Auch die Infektionsbedingungen stimmen vielerorts.
Daher sollten Praktiker ihre Bestände genau im Blick behalten und gegebenenfalls eingreifen, gerade wenn die eigenen Sorten eher anfällig sind. Für die Behandlung erster Gelbrostnester rät Laura Merkle zum Einsatz von tebuconazolhaltigen Fungiziden.
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