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Ernteprognose

Getreideernte: Bis zu 25 Prozent Verlust wegen Trockenheit

Gerste-Ernte
am Samstag, 25.06.2022 - 06:03 (3 Kommentare)

Die Getreideernte läuft an, erwartet werden bis zu 25 Prozent Verluste aufgrund der Trockenheit. Der Dürremonitor ist dunkelrot.

Im Juni sind mehrere Hitzewellen über Deutschland gezogen, zuletzt am vergangenen Wochenende mit Rekordwerten an die 40 Grad. Das blieb nicht ohne Folgen für die Abreife der Kulturen, auch wenn in den letzten Tagen Regengebiete und Gewitterzellen Abkühlung brachten. In den nächsten Tagen wird es wieder heiß.

Gerste: 2 bis 4 Prozent Ertragsverluste

Die Wintergerstenernte ist in einigen Wärmelagen angelaufen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet in seiner aktuellen Ernteprognose bei der Wintergerste mit im Schnitt 68,9 dt/ha, das wären 4 Prozent weniger Flächenertrag als im Vorjahr. Aufgrund der geringeren Anbaufläche dürfte die Erntemenge noch geringer ausfallen.

Das Unternehmen Vista Geowissenschaftliche Fernerkundung wertet in seinem Tool „Ypsilon Services“ Satellitendaten aus und berechnet anhand von 1,2 Mio. Rasterpunkten, wie sich die der Ertrag entwickelt. Temperatur, Wasserverfügbarkeit und der Vegetationsstand werden dabei berücksichtigt. Vista schätzt bei der Wintergerste 2 bis 3 Prozent Ertragsverluste im Vergleich zum Standortmittel.

Über alle Getreidearten geht der DBV von 41,2 Mio. t aus, 3 Prozent unter dem Vorjahr und fast 7 Prozent weniger als im sechsjährigen Schnitt.

Weizen: Bis zu einem Viertel weniger Ertrag

Ypsilon-Ernteprognose-Weizen

Beim Winterweizen erwartet der DBV mit 70 dt/ha deutschlandweit 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Schätzungen von Vista zeichnen ein dramatischeres Bild: Im Deutschlandmittel erwartet das Unternehmen 7,5 Prozent Verluste durch Trockenheit und Hitze.

In einzelnen Regionen Mitteldeutschlands mit leichteren Böden und höheren Temperaturen prognostizieren die Simulationen sogar fast 25 Prozent weniger Ertrag im Vergleich zur bisher zu erwartenden Ernte. Ähnlich wie beim Weizen sind die Erwartungen von Vista beim Winterraps. Der DBV schätzt vorsichtiger und rechnet mit nur einem Prozent niedrigeren Erträgen.

Dürremonitor: Wasserdepots sind leer

duerremonitor-oberboden-2022-06-22

Die anhaltende Trockenheit in vielen Regionen Deutschlands hat den Ertrag beim Wintergetreide geprägt. Für Grünland, Mais, Kartoffeln und Rüben helfen nur ausreichend Niederschläge in den kommenden Wochen, um das Ertragspotenzial auszuschöpfen. Die Depots in den Böden sind weitgehend ausgeschöpft.

Die Entwicklung der Bodenfeuchte bereitet Sorgen. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ist ein guter Indikator, wie es um das verfügbare Wasser steht. Drei Größen werden dort unterschieden: Die Trockenheit im Oberboden bis 25 cm Tiefe, das pflanzenverfügbare Wasser (nFK) und die Trockenheit im Gesamtboden bis 1,80 m Tiefe.

Die Wassermenge des Oberbodens konnte sich in den vergangenen Monaten zwar regional immer wieder leicht erholen. Aktuell sind die Bodenvorräte in den obersten 25 cm in weiten Teilen Sachsens, Sachsen-Anhalts und Badens aber leer. Der UFZ-Dürremonitor zeigt dort eine „außergewöhnliche Dürre“ an. Die nutzbare Feldkapazität, also das pflanzenverfügbare Wasser, ist bis auf den äußersten Südosten und den Nordwesten Deutschlands bundesweit ausgeschöpft, also auf 0 bis 10 Prozent nFK.

Gesamtboden bis 1,80 m Tiefe wird immer trockener

duerremonitor-gesamtboden-2022-06-22

Der Blick in den Gesamtboden bis 1,80 m Tiefe verrät eine Chronik der letzten Jahre und ist besonders beunruhigend: Weite Teile Ostdeutschlands, Niedersachsens und Baden-Württembergs stehen im UFZ-Dürremonitor auch für den tiefe Bodenschichten auf dunkelrot, also auf „außergewöhnlicher Dürre“ – und das mit zunehmender Tendenz.

Diese unteren Bodenschichten verändern sich nur sehr träge und sind vor allem ein langfristiger Wasserspeicher. Regenfälle füllen zunächst den Oberboden auf und dienen vor allem in der Vegetationsphase der unmittelbaren Versorgung der Pflanzen. In der derzeitigen Trockenheit haben diese Speicher kaum eine Chance, sich zu füllen. Das ist auch in den Wintermonaten der letzten Jahre kaum geschehen.

Vor einem Jahr war vor allem der gesamte Osten Deutschlands von einer massiven Trockenheit der Gesamtböden betroffen, der Rest des Landes war im Juli 2021 besser mit Wasser versorgt als aktuell.

Mit Material von UFZ, DBV, Vista
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