An Ertragsprognosen wollte sich bei der Getreiderundfahrt des Landvolkes Niedersachsen im Raum Osnabrück noch niemand wagen, zu unsicher sind auch kurz vor Erntebeginn weiterhin die Einflüsse der Witterung. Allerdings rechnen die Praktiker auf jeden Fall mit einer gut durchschnittlichen Ernte in bester Qualität. Im Gedankenaustausch zwischen Landhandel, Genossenschaften, Mühlen, Verbandsvertretern und Praktikern äußerte Landvolkpräsident Werner Hilse die Einschätzung, dass sich die Marktlage weitaus besser darstellt als vor Jahresfrist.
"Wir wachsen in einen Nachfragemarkt hinein", fasste er globale und regionale Entwicklungen zusammen. Danach profitiert hierzulande die Getreidenachfrage von einer stärkeren Nachfrage nach Futtergetreide durch die Tierhalter sowie der Verwertung in der Bioenergieschiene. Daneben begünstigten die jüngsten Währungsverschiebungen mit dem schwächeren Euro Exporte in Drittlandsstaaten. Die im vergangenen Herbst befürchteten Lagerbestände an Getreide zumindest wurden dank dieser Effekte abgebaut, aktuell meldet die Getreidewirtschaft ausverkaufte Lager.
Stärkere Preisschwankungen erwartet
Die Landwirte rechnen sich daher für den Ernteauftakt durchaus eine positivere Grundtendenz aus als im Vorjahr. Und, fügen sie an, die sei nach zwei Jahren mit Verlusten dringend notwendig. Allerdings müssen sich die Landwirte nach den agrarpolitischen Weichenstellungen in der Europäischen Union zu "mehr Markt" auf stärkere Preisschwankungen einstellen. Auf langfristig beständige Notierungen dürfen sie nicht mehr vertrauen. Vielmehr müssen sie vor jedem Verkauf tagesaktuell die Preise vergleichen und bewerten.
Qualität gefragt
Beim Weizen als wichtigster Verkaufsfrucht setzen Niedersachsens Ackerbauern sowohl auf Qualität als auch Masse. Mit der bei Mühlen gefragten Aufmischware wird Weizen für die Brotherstellung erzeugt, der besonders hohen Qualitätsanforderungen genügen muss. Allerdings zahlt sich die hohe Kunst des Ackerbaus nicht unbedingt über entsprechende Aufschläge aus, hier könnten neuere Schnelltests und eine Abstimmung über gewünschte Sorten aus landwirtschaftlicher Sicht Abhilfe schaffen.
Ansprüche neu austarieren
Auch zwischen Düngungsniveau und Proteinqualität der Ernte müssen offensichtlich die Ansprüche neu austariert werden, dazu wollen Landwirte und ihre Kunden sich weiter austauschen. Die Getreideanbaufläche wurde in Niedersachsen 2010 gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 855.000 Hektar reduziert, wichtigste Frucht bleibt der Winterweizen mit einer Anbaufläche von 445.000 Hektar. (lpd)
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