Die Kälte der letzten Wochen wirkt nicht nur auf das Pflanzenwachstum, auch die Blattkrankheiten sind aktuell deutlich ausgebremst. „Spätfröste, tiefe Temperaturen und Wind haben die Ausbreitung vieler Krankheitserreger gehemmt“, sagt Dr. Friedrich Merz vom Regierungspräsidium Stuttgart.
Vereinzelt hat der Pflanzenschutzexperte in seinem Beratungsgebiet in anfälligen Sorten in Winterweizen und Triticale schon ersten Befall mit Gelbrost beobachtet. In Wintergerste sind teilweise Rynchosporium-Blattflecken zu finden.
Fungizide: Kälte ermöglicht es, Behandlungen einzusparen
Überregional rät Merz zu einem zurückhaltenden Fungizideinsatz und empfiehlt, das Infektionsgeschehen genau zu beobachten, um unnötige Maßnahmen gegen Blattkrankhheiten einzusparen.
„Wenn gegen Mehltau und/oder Gelbrost widerstandsfähige Sorten gewählt wurden, die Saat nicht zu früh, aber rechtzeitig erfolgte, die Bestandsdichte optimal und die Stickstoffdüngung maßvoll ist, kann oft auf frühe Fungizidmaßnahmen verzichtet werden.“
Ein Verzicht auf frühen Fungizideinsatz hat sich in den vergangenen Jahren besonders immer dann als sinnvoll erwiesen, wenn im Frühjahr nur wenig Niederschlag fiel. Regelmäßige Kontrollen sind unbedingt nötig.
Mit Routinebehandlungen werde man der durchs Wetter beeinflussten Krankheitsentwicklung kaum gerecht, warnt Merz.
Wirkstoffe unbedingt kombinieren und Verbote beachten
Absichern lässt sich eine Behandlung nur durch eine Kombination mehrerer Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkungsweisen.
Wegen der Gefahr einer Resistenzbildung rät der amtliche Dienst, Carboxamide grundsätzlich nur einmal und mit ausreichend hoher Aufwandmenge in der Fruchtfolge einzusetzen. Optimal wirken sie während des Schossens bis zum Beginn des Ährenschiebens.
Achten Sie darauf, dass Restmengen von Mitteln mit den Wirkstoffen Epoxiconazol (u. a. Adexar, Ceriax, Champion, Eleando, Epoxion Top, Osiris und Seguris) und Thiophanat-methyl (Don-Q) in dieser Vegetationsperiode aufgebraucht sein müssen.
Gerste: Notfallzulassungen von Folpet gegen Ramularia
In Gerste empfiehlt Merz nach dem Verbot von Chlorthalonil, bei Behandlungen gegen Ramularia die beiden Notfallzulassungen des Wirkstoffs Folpet für Süddeutschland zu nutzen.
Es stehen dafür Folpan 500 SC oder Amistar Max zur Verfügung, aber nur in Tankmischungen mit einem anderen Fungizid, das entweder Mefentrifluconazol oder Prothioconazol enthält. So lässt sich einer weiteren Resistenzbildung entgegenwirken.
Folpan 500 SC ist derzeit nur in Weizen gegen die Septoria-Blattdürre zugelassen. Die reguläre Zulassung in Gerste ist beantragt.
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