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Biologische Lagerhygiene

Getreidelager-Kontrolle: Diese Nützlinge helfen gegen Schädlinge

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am Montag, 07.06.2021 - 10:24 (Jetzt kommentieren)

Einige Wochen vor der Ernte steht im Getreidelager das Restentleeren und gründliche Reinigen an. Doch nicht immer helfen chemische Präparte. So bekämpfen Sie Motten, Käfer und andere Lagerschädlinge auf biologischem Wege.

Das Getreidelager ist gründlich zu säubern, auch in Ecken und Ritzen. Zudem muss es frei von Schädlingen sein. Dabei können allerlei Nützlinge wertvolle Hilfe leisten.

Wogegen helfen welche Nützlinge?

Mehlmottenschlupfwespe-nuetzling

Biologische Bekämpfung hilft nur, wenn die Nützlinge den Schädlingen in ihrer Zahl überlegen sind. Das begrenzt die Einsetzbarkeit auf einen sehr frühen Zeitpunkt. Im Gegensatz zu chemischen Mitteln sind Nützlinge aber auch prophylaktisch einzusetzen.

  • Gegen die Larven der Korn- und Reiskäfer, Getreidekapuziner und Brotkäfer wirken Lagererzwespen (Lariophagus distinguendus), Maiskäfererzwespen (Anisopteromalus calandrae) oder Elegante Lagererzwespen (Theocolax elegans).
  • Gegen die Larven des Getreideplattkäfers helfen nur die Getreideplattkäferwespchen (Cephalonomia tarsalis).
  • Gegen die Larven der Zünslermotten, also Dörrobst-, Mehl- oder Speichermotte, wirken Mehlmottenschlupfwespen (Habrobracon hebetor).
  • Eier und sehr kleine Larven verschiedener Insekten frißt die als Lagerpirat bezeichnete räuberische Blumenwanze (Xylocoris flavipes).

Wann ist der richtige Einsatztermin im Getreidelager?

Der richtige Termin für die Nützlingsausbringung ist beim Einlagern frisch geernteter Partien. Oder wenn im Frühjahr der Anstieg der Getreidetemperaturen im Lager an der Oberfläche 15 °C erreicht.

Schwerer Befall ist biologisch nicht zu bekämpfen. Lebende Nützlinge lassen sich nicht wie Chemikalien lagern, sondern müssen rechtzeitig bestellt und sofort ausgebracht werden. Die Nützlinge sind möglichst zu Beginn der Dämmerung einzusetzen. Im Lager muss es dabei dunkel sein.

Wie wirken Kieselgur und Co.?

Kieselgur besteht aus vermahlenen Skeletten fossiler Kieselalgen. Nicht alle sind gegen Schadinsekten geeignet, es gibt wasserliebende und -abstoßende. Letztere sind geeigneter, da sie die Fette der Insektenoberfläche aufsaugen und sie so austrocknen. Wärme beschleunigt das. Mittel gibt es für leere Läger und für die Untermischung in Getreide (www.bvl.bund.de).

Allerdings erhöht der am Korn haftende Kieselgurstaub auch die Reibung zwischen den Getreidekörnern und verringert so das Hektolitergewicht. Verändern können sich bei zugelassenen Mengen von 1 bis 2 kg/t auch Geruch und Optik.

Nicht alle Mühlen mögen das. Daher muss der Käufer über die Behandlung informiert werden. Oder die Stäube sind nachträglich wieder auf Gehalte unter 100 g/t zu reinigen. Die austrocknende Wirkung trifft überdies nützliche Gegenspieler. Mit Kieselgur oder Extrakten entstehen oft Rückstände, Gerüche oder Geschmacksveränderungen.

Was bringt Naturpyrethrum?

Als pflanzlicher Wirkstoff ist derzeit nur Naturpyrethrum aus Chrysanthemen zugelassen. Er lässt sich als Nebel gegen Motten und Käfer im leeren Raum einsetzen. Wie bei anderen Nebelmitteln gilt, dass Insekten und Brutstadien im Getreide nicht getroffen werden, da sich die feinen Nebeltröpfchen an der Getreideoberfläche niederschlagen. Während der Raum vernebelt wird, wäre befallenes Getreide separat zu behandeln.

Welche Firmen bieten Nützlinge an?

Nützlinge werden meist mit der Post angeliefert. Hersteller und Anbieter von Nützlingen sind zum Beispiel folgende Firmen

  • Agrinova, Obrigheim,
  • Biofa, Münsingen,
  • Biocare, Einbeck,
  • e-nema, Raisdorf,
  • re natur, Stolpe,
  • Sautter & Stepper, Ammerbuch,
  • W. Neudorff, Emmerthal,
  • GrünTeam,
  • AMW Nützlinge, Pfungstadt,

in den Nachbarländern zudem

  • Andermatt (CH),
  • Biobest (B),
  • Biohelp (A),
  • Koppert (NL) und andere (kein Anspruch auf Vollständigkeit).

Wie gehen Nebelautomaten gegen Motten vor?

Besonders beim Befall mit Motten verspricht eine Kombination aus chemischen Präparaten und biologischen Verfahren gute Erfolge. Nach dem gründlichen Säubern wird etwa drei Wochen vor der Ernte das Lager mit Nebelautomaten von erwachsenen Motten befreit. Hierzu benutzen sie zum Beispiel dPyrifog Dedevap AP green, microsol-bio-autofog oder vergleichbare Nebelautomaten. Der enthaltene Wirkstoff ist nur wenige Tage beständig.

Etwa eine Woche nach derm Ensatz und vor dem Einlagern sind Mehlmottenschlupfwespen (Habrobracon hebetor) auszusetzen. Nach dem Einlagern setzen Sie erneut die gleichen Nützlinge aus. Das ist dann bis in den Winter etwa alle drei bis vier Wochen nötig.

Auch ein Begasen mit Kohlendioxid (drei Wochen bei 20 °C) oder unter Hochdruck (3 Stunden bei 20 bar) ist gegen Schädlinge möglich. Der besenrein leergeräumte, befallene Lagerraum lässt sich dann durch Wärmebehandlung über 55 °C von lebenden Insekten und Milben befreien. Das gelingt auch in Räumen, die für Begasungen nicht ausreichend dicht sind. Damit die Wärme auch alle Ecken und Ritzen erreicht, ist die Luft aber durch Gebläse horizontal und vertikal zu verwirbeln.

Mit Material von ISIP, DLR, Adler, JKI

Mehr zum Thema Vorratsschutz im Getreidelager lesen Sie in der gedruckten Ausgabe von agrarheute in der Juni-Ausgabe ab Seite 122.

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