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Pflanzenschutz

Herbizidresistenzen: Wirklücken im Pflanzenschutz werden teuer

Herbizid Unkraut Getreide
am Freitag, 30.03.2018 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Viele Herbizide wirken immer schlechter. Die Wirkstoffe dürfen nicht unter Druck geraten. Sonst werden schnell enorme Zusatzkosten fällig

Betroffen von Resistenzen sind zahlreiche Wirkstoffgruppen und verschiedene Unkrautarten. Die Wirkung von Herbiziden lässt zunehmend nach, nicht nur gegen Windhalm und Fuchsschwanz. Ganz neue Präparate oder Wirkstoffgruppen sind nicht in Sicht.

Beim Anbau ist darum ein schnelleres Umdenken nötig. Erforderlich sind vor allem längerfristige Wirkstoffplanungen, um Wirklücken bei Herbiziden auf Dauer zu vermeiden. Nur so lässt sich der eigene Anbau nachhaltig gestalten.

Ökonomische Katastrophe: 70 Prozent weniger Deckungsbeitrag

Bei Wirklücken belasten Mehrkosten den Deckungsbeitrag. Dann drohen höhere Aufwendungen und weniger Ertrag. Wirken die eingesetzten Mittel nicht mehr richtig, sackt der ökonomische Erfolg des Anbaus sogar drastisch.

Entsprechende Untersuchungen zeigen, dass eine etablierte Herbizidresistenz den Deckungsbeitrag in Getreide um 40 bis 70 Prozent senkt. Die Ertragsverluste durch die Konkurrenz von resistenten Ungräsern und Unkräutern betragen schnell 10 bis 50 Prozent, je nach Standort und Intensität.

Im intensiven Ackerbaubetrieb sind bei heftigen Wirklücken so Mehrkosten von rund 400 Euro/ha fällig, um die Probleme zu bewältigen. Beispiel: Gegen ALS-Hemmer resistenter Ackerfuchsschwanz oder Windhalm. Nötig sind dann mehr Einsatztermine und mehr Wirkstoffkombinationen sowie eine intensiverer Grundboden- und Saatbettbereitung.

Bei sogenannten multiplen Herbizidresistenzen sind sehr schnell noch höhere Kosten möglich. Dabei sind dann sogar mehrere Wirkstoffgruppen nicht mehr ausreichend wirksam.

Herbizide flankierend unterstützen

Vor allem durch einseitigen Selektionsdruck entstehen die Resistenzen. Besonders gefährlich ist es, wenn keine flankierenden ackerbaulichen Arbeiten genutzt werden. Dazu zählen als wichtigstöglichkeiten folgende Empfehlungen:

  • Eine angepasste, möglichst weit gestellte Fruchtfolge mit einem hohen Anteil an Sommerungen,
  • eine intensive Bodenbearbeitung und
  • das Vermeiden von sehr frühen Saatterminen im Wintergetreide.

Wirkstoffe wechseln und richtig dosieren

Absolut nicht sinnvoll sind dieses Frühjahr abgesenkte Aufwandmengen und Unterdosierungen von Wirkstoffen. Grund ist die zunehmende Selektion von resistenten Unkräutern. Neben den wichtigen Schadgräsern gehören dazu auch zunehmend Kamille oder Vogelmiere. Solide Aufwandmengen und optimierte Anwendungstermine sind wichtiger denn je. Und auch die passende Anwendungstechnik zählt.

Wechseln Sie zudem unbedingt regelmäßig die Wirkstoffe und kombinieren Sie verschiedene Wirkstoffklassen. Präparate mit guter Herbizidwirkung müssen erhalten bleiben. Anders lässt sich die Wirkung der Herbizide gegen Ungräser und Unkräuter langfristig kaum sichern. Strategien zur Vermeidung von Wirklücken sind wie eine gute Risikoversicherung.

Herbizidresistenz: Neues Merkblatt und aktueller Fachbeitrag

Ein neues Merkblatt zur Herbizidresistenz hat der DLG-Ausschuss für Pflanzenschutz herausgegeben. Verfasst wurde die Publikation von Dr. Lena Ulber vom Julius-Kühn-Institut (JKI) und von Klaus Gehring von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Darin findet sich der aktuelle Stand der Resistenzentwicklung.

Außerdem gehen sie auf Resistenzmechanismen ein und leiten Vermeidungsstrategien ab. Die Publikation „Resistenzmanagement im Ackerbau“ greift das Thema für Herbizide, Fungizide und Insektizide auf.

Einen Fachartikel zum Beitrag Herbizidreistenzen gibt es in der neuen Ausgabe von agarheute Pflanze + Technik 4/2018.

Mit Material von Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft
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