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Agrarpolitik

Julia Klöckners Ackerbaustrategie 2035: Was davon noch übrigbleibt

Mulchsaat von Ackerbohnen
am Freitag, 03.09.2021 - 11:20 (Jetzt kommentieren)

Julia Klöckner hat kurz vor der Bundestagswahl die Ackerbaustrategie 2035 vorgestellt. Diese Maßnahmen sollen nun konkret kommen.

Am 25. August hat Julia Klöckner die Ackerbaustrategie 2035 vorgestellt. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) will in der Strategie mittelfristige und langfristige Ziele und Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Ackerbau formulieren.

"Wir bringen damit mehr Klimaschutz in den Boden und auf die Felder. So machen wir die Landwirtschaft in Deutschland nachhaltiger und ressourcenschonender", sagte die Ministerin während der Präsentation des Ernteberichts.

So will das BMEL weiter vorgehen:

In der Ackerbaustrategie sind 12 Handlungsfeldern gemeinsam mit Wissenschaftlern erarbeitet worden. Zu jedem dieser Handlungsfelder hat das BMEL nun das weitere Vorgehen formuliert. Das soll nun mittelfristig für die Praxis kommen:

  • Bodenschutz: Reifendruckverstelltechnik fördern, landwirtschaftliche Flächenverluste reduzieren; Baurecht und Bodenrecht reformieren, um landwirtschaftliche Flächenverluste zu reduzieren (u.a. durch außerlandwirtschaftliche Investoren).
  • Kulturpflanzenvielfalt: Anbauversuche, Modell- und Demonstrationsvorhaben fördern; vielfältige Kulturen in der europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik fördern.
  • Düngeeffizienz: Wirkungsmonitoring für Düngeverordnung entwickeln, Früherkennungssystem für Nitrateinträge weiterentwickeln.
  • Pflanzenschutz: Nicht-chemischen Pflanzenschutz fördern, Prognose- und Schadschwellenmodelle verbessern, Investitionen fördern, Pflanzenschutz bei konservierender Bodenbearbeitung sicherstellen.
  • Pflanzenzüchtung: Züchtung von robusten Sorten und wenig genutzten Kulturpflanzen fördern, neue beschreibende Sorteneigenschaften ins Prüfwesen aufnehmen.
  • Digitalisierung: Investitionen in digitale Technologie für kleine und mittlere Betriebe fördern, Mobilfunkabdeckung verbessern.
  • Biodiversität: Bundesweites Monitoring von Biodiversität schaffen und regionale Ziele festlegen; Stakeholderverbände aus Landwirtschaft, Verwaltung und Umwelt fördern (Niederländisches Modell); Ökolandbau fördern.
  • Klimaangepasste Anbaukonzepte fördern: Ausbau von effizientem Bewässerungskapazitäten prüfen: Wiedervernässung von Mooren honorieren, Humusaufbau und Agroforstsystemen unterstützen, Ökolandbau stützen.

Rund 600 Landwirte gaben Feedback zur Ackerbaustrategie

2019 hatte Julia Klöckner ein Diskussionspapier zur Ackerbaustrategie veröffentlicht und einen Diskussionsprozess dazu angestoßen.

Nach Auskunft des Ministeriums haben sich seitdem insgesamt 40 Landwirtschafts- und Umweltverbände am Meinungsaustausch beteiligt. Und über die Online-Plattform zur Bürgerbeteiligung haben sich rund 1.000 Bürger aktiv zu den Inhalten geäußert. 61 Prozent davon waren Landwirte. Die meisten Kommentare gab es zum Thema Bodenschutz.

Einige der angekündigten Maßnahmen hat das Ministerium bereits angestoßen. Dazu gehört die überarbeitete Pflanzenschutzanwendungsverordnung und das Investitionsprogramm Landwirtschaft, das Maschinen für präzisen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz fördert.

Die Ackerbaustrategie 2035 zum Nachlesen

agrarheute meint:

2019 war die Ackerbaustrategie eines der zentralen Projekte von Julia Klöckners Amtszeit. Ein Diskussionspapier wurde veröffentlicht, ein öffentlicher Diskussionsprozess mit Bürgern und Verbänden angekündigt.

Was daraus geworden ist: Die Ministerin hat die vollmundig beworbene Ackerbaustrategie ganz nebenbei während der Präsentation des jährlichen Ernteberichts vorgestellt, kurz vor der Bundestagswahl und ohne große Ankündigung.

Auf dem Weg vom Diskussionspapier zur Strategie hat sich inhaltlich nicht viel geändert. Viele gute Ideen, aber abgesehen von der Aussicht auf Fördergelder bleibt vieles vage.

Zu einer erfolgreichen Umsetzung der Strategie gehört außerdem eine Einigung mit dem Bundesumweltministerium. Davon ist bislang noch nichts zu hören. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Strategie tatsächlich noch mit Leben füllt oder ob sie nach der Wahl sang- und klanglos in der Schublade verschwindet.

Mit Material von AgE, BMEL
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