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Tag des Unkrauts

Kamille, Brennessel, Hahnenfuß, Wegerich: Was Unkrautpflanzen anzeigen

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am Montag, 28.03.2022 - 10:34 (Jetzt kommentieren)

Wild-, Bei- oder Unkräuter fördern die Biodiversität, bieten Nahrung oder sind Rückzugsraum für viele Arten. Etliche dienen als Arzneien oder Kochzutaten. Auf dem Acker lockern sie den Boden, schützen vor Erosion oder liefern Wurzelausscheidungen.

Der Tag des Unkrauts am 28. März rückt die Vorteile ins rechte Licht. Treten einige Pflanzen vermehrt auf, hat das meist seine Gründe. Im einfachsten Fall sind das die Ursachen:

  • Bodenverdichtungen oder Sauerstoffmangel,
  • Kalkmangel oder Versauerungen,
  • Nährstoffmängel oder Überschüsse.

Worüber Zeigerpflanzen Aufschluss geben

Weiter geben Zeigerpflanzen Aufschluss über den Pflanzenbau, etwa zu dünne oder zu mastige Bestände. Auch lassen sie Rückschlüsse auf die Nähstoffverfügbarkeit in der Vegetation zu. Manche Pflanzenarten zeigen eine enge Bindung an spezielle Standorte. Sie wachsen nur auf bestimmten Böden oder bei ganz spezifischen Bedingungen.

Bei Zeigerpflanzen ist zwischen Auf- und Abwertung zu unterscheiden.

  • Aufwertungspflanzen zeigen gute Ackereigenschaften an.
  • Abwertungspflanzen weisen auf einen eher degenerierten Ackerstandort hin.

Zeigerpflanzen erlauben es preiswert und zeitsparend, den ackerbaulichen Zustand und mögliche Probleme zu erklären. Dabei ist intensive Beschäftigung mit dem Thema unerlässlich. Zumal nicht nur die aktuelle Situation des Standorts beurteilt werden darf. Zeigerwerte sind kaum messbaren Größen, sondern stehen als Ursache für das Vorkommen einzelner Arten.

Nicht immer reiner Tisch: Darum sollten Acker-Unkräuter teilweise stehen bleiben

Gerade im Bioanbau ist es erwünscht, dass ein gewisser Anteil an Unkräutern in den Kulturen wächst. Neben dem Aspekten Biodiversität und Artenvielfalt gibt es noch etliche Aufgaben, die Unkräuter übernehmen. Dazu gehören etwa

  • Nährstoffspeicherung,
  • Erosionsschutz,
  • Tiefenlockerungen,
  • Wurzelausscheidungen.

Jedes Unkraut ist genetisch so beschaffen, dass es einen bestimmten Mangel ersetzt. Sauergräser wie Moorbinsen oder Wollgräser etwa wirken Kalkmangel entgegen. Breitblättrige Unkräuter weisen oft auf unausgewogene Verhältnisse zwischen Phosphat und Kalium hin und sind recht oft zu finden.

Was einzelne Pflanzen über den Boden verraten und wann sie blühen

Die meisten Pflanzen entwickeln sich nur dann gut, wenn sie ein optimales Nährstoffangebot nutzen können. Viele Wildpflanzen sind dennoch in der Lage, sich in einem bestimmten Maß an ihre jeweilige Umgebung anzupassen. Hier einige Beispiele:

  • Gänsefuß, Chenopodium album, Weißer Gänsefuß, auch Ackermelde, Falsche Melde, liebt Stickstoff und gute Bodenbedingungen (Bodengare), blüht etwa ab Juli mit weißlich-grünen Blüten.
  • Franzosenkraut, Galinsoga parviflora, Kleinblütiges Franzosenkraut, Kleinblütiges Knopfkraut, liebt Nährstoffe, Stickstoff, Phosphat, braucht gute Bodengare, blüht von Mai bis Oktober in vier bis fünf weißen Zungen- oder gelben Röhrenblüten.
  • Klettenlabkraut, Galium aparine, auch Kleblabkraut, liebt Nährstoffe, Stickstoff, Lehm, Staunässe, Bodenverdichtungen, blüht etwa Mai bis Oktober in grünlich-weißen kleinen Blüten und hat kugelige Früchte mit Hakenborsten.
  • Schachtelhalm, Equisetum arvense, auch Ackerschachtelhalm, Zinnkraut, Schaftheu, Scheuerkraut, Kalkarmut; kann Ungleichgewicht in der Basensättigung und Aluminiumtoxizität anzeigen, etwa Verdichtungen oder Staunässe, blüht etwa März bis Mai.
  • Wolfsmilch, Euphorbia exigua, Kleine Wolfsmilch, liebt Kalk; Lehm; gute Bodenbedingungen blüht von etwa Mai bis Oktober mit Scheinblüten.
  • Kamille Matricaria discoidea, Strahlenlose Kamille, ist Nährstoffe; Lehmzeiger; bei Bodenverdichtung, blüht etwa Juni bis Oktober und hat keine weißen Zungenblüten wie Echte Kamille, sondern gelblich grüne Röhrenblüten.
  • Ackerminze, Mentha arvensis, Ackerminze Stickstoff; Staunässe; Verdichtung alle lehmig, kühl bis feucht, sauer ausdauernd, sommergrün, blüht Juni bis Oktober, riecht pfefferminzartig, hat; rosafarbene bis violette Kronblätter.
  • Bingelkraut, Mercurialis annua, Einjähriges Bingelkraut, liebt Nährstoffe, besonders Stickstoff und basische Bodenreaktion, blüht etwa Juni bis Oktober mit unscheinbar grünlichen Blüten.
  • Wegerich, Plantago major, Großer Wegerich, Breitwegerich, schätzt Bodenverdichtung, Lehm; findet sich an stickstoffarmen Standorten, häufig an Ackerrändern; blüht etwa ab April mit bräunlich-grünen Blütenständen.

Unkräuter oder Wildkräuter wichtig für Artenvielfalt und Biodiversität

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Weitere Unkräuter sind etwa Gänsefingerkraut Potentilla (Argentina) anserina, Hederich: Raphanus raphanistrum, auch Ackerrettich oder Wilder Rettich genannt, weiter Hahnenfuß Ranunculus repens, auch Kriechender Hahnenfuß, Sauerampfer, Rumex acetosella, auch Kleiner Sauer-, Zwergsauerampfer, Ackersenf, Sinapis arvensis, Vogelmiere Stellaria media auch Vogelsternmiere, Gewöhnliche Vogelmiere oder Hühnerdarm genannt, weiter Ackergänsedistel Sonchus arvensis, auch Ackergänsedistel, Bauernsenf Teesdalea nudicaulis ,Kamille Tripleurospermum inodorum auch Geruchlose Kamille, Ehrenpreis Veronica hederifolia auch Efeublättriger Ehrenpreis oder Efeuehrenpreis, Persicher Ehrenpreis Veronica persica oder Glänzender Ehrenpreis Veronica polita, oder das Adonisröschen, Adonis aestivalis mit leuchtend roten bis gelben Blüten.

Für Schmetterling, Wildbiene und Co. sind dabei klassische Frühjahrsunkräuter enorm wichtig. Viele Insekten sind zudem in ihrer Entwicklung an einzelne Pflanzen gebunden. Die Raupen des Tagpfauenauges etwa ernähren sich fast ausschließlich von Brennnesselblättern. Sind keine oder wenig Wirtspflanzen vorhanden, leidet die Biodiversität.

Viele Bei- oder Unkräuter sind auch essbar

So haben Bei- oder Unkräuter ihre Vorzüge für Umwelt, Mensch und Tier. Beispiele wie Giersch, Brennnessel, Vogelmiere oder Löwenzahn sind sogar essbar. Andere Wildkräuter wiederum haben heilende Inhaltsstoffe. Selbst fürs Gemüt und für die Optik sind viele Wildpflanzen gut. Klatschmohn und Taubnessel sorgen für bunte Tupfen in der Landschaft.

  • Brennnesseln etwa gedeihen vor allem an stickstoffreichen Standorten und vermehren sich sowohl unterirdisch als auch durch Samen. Im Frühjahr werden sie für Tee geerntet und kommen auch als „Spinat“ auf den Teller. Die Früchte sind angeröstet ein Topping für Salate.
  • Hirtentäschel findet sich als Tiefwurzler früh etwa an Wegsäumen. Als ein- bis zweijährige Pflanze bevorzugt er nahrhafte, sonnige Standorte. Die zarten Blätter schmecken so wie Kress und passen in Salate. Dem Tee wird eine blutstillende Wirkung nachgesagt.

Die Pflanzenvielfalt scheint quasi unendlich. Neben den Äckern und Feldern Wiesen und Weiden gehören auch Straßenränder und Feldwege, Böschungen und Gewässerkanten, Forsten und Gehölzflächen zu den wichtigsten Standorten von Wildkräutern und Gräsern.

Mit Material von Rösel, Naturschutzbund.at

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