"Uns fehlt die physische Nachfrage für Brotweizen. Darüber hinaus sind bei den Feldbeständen zur kommenden Ernte kaum Auswinterungsschäden zu erwarten, sie präsentieren sich Mitte März trotz des langen Winters gut", bilanzierte der BVA-Präsident Bruno Fehse vergangene Woche gegenüber Journalisten in Berlin. Er rechnet in Deutschland aufgrund aktueller Marktschätzungen 2010 mit einer Weizenernte von rund 25 Millionen Tonnen, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht.
Erste Abschlüsse über kleinere Mengen Brotweizen der Ernte 2010 seien für 120 bis 125 Euro pro Tonne frei Erfassungsstufe verkauft worden. Man müsse abwarten, ob dieser Preis dann auch in der Ernte den Marktverhältnissen entspreche. Der Handel disponiere aufgrund von Erfahrungen der letzten Jahre seine Vorkontrakte auf spekulativer Basis sehr vorsichtig.
Antriebs- und impulsloser Markt
Insgesamt rechnet der BVA-Präsident für die kommende Ernte mit einem höheren Überhang als im vergangenen Jahr, was den "antriebslosen Markt" noch weiter belasten könnte. Nach Einschätzung seines Verbandes werde weltweit kein Mangel an Weizen herrschen, "sondern eine große Erntemenge auf uns zukommen": Die aktuelle Lage der Getreidevermarktung bezeichnete Fehse als impulslos, ja geradezu gelähmt. Basierend auf einer Umfrage bei größeren landwirtschaftlichen Betrieben und Landhandelsunternehmen rechnet der BVA-Präsident damit, dass die Bauern derzeit noch etwa 35 Prozent der Weizenernte 2009 auf Lager haben.
Schwierige Vermarktung prognostiziert
Vor allem große Mengen Qualitätsweizen stünden noch zur Verfügung. Die Vermarktung der restlichen Weizenpartien werde schwierig werden. In marktfernen Regionen würden Interventionsandienungen bei Weizen nicht mehr ausgeschlossen. "Unsere Händler gehen ebenfalls davon aus, dass aufgrund der Nachfrageschwäche einige Partien Geburtstag feiern - also über ein Jahr nach Einlagerung noch nicht vermarktet sind", so Fehse. Das habe selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Ernte 2010, die unter Preisdruck geraten könnte.
"Auf und Ab" der Kurse
Für die kommende Ernte hofft er aber trotzdem ab April auf Impulse, und zwar wegen der Tendenzen am Maismarkt. Aufgrund einer starken Nachfrage für die Produktion von Bioethanol bei gleichzeitigem Angebotsdefizit komme dort Bewegung in die Notierungen. Allerdings reagierten die internationalen Warenterminbörsen nicht mehr mit bekannten Trendmustern. Man werde ein ständiges Auf und Ab der Kurse erleben.
Bessere Lage beim Raps
Eine positive Stimmung sieht Fehse im Unterschied zum Getreide- derzeit am Rapsmarkt, und zwar wegen der festen Rohölpreise. Die Widerstandslinie von 300 Euro pro Tonne sei allerdings noch nicht durchbrochen, stellte der BVA-Präsident mit Blick auf die Preisentwicklung fest. EU-weit rechnet er 2010 bei etwas geringeren Erträgen mit einer Ernte von 20,6 Millionen Tonnen Raps, gegenüber 21,4 Millionen Tonnen im Vorjahr. Deutlich geringer ausgeprägt sei in diesem Jahr die Bereitschaft der Landwirte, Vorkontrakte abzuschließen. "Unserer Umfrage zufolge sind rund 35 Prozent bis 45 Prozent der Rapsernte von den Landwirten bereits vorverkauft", unterstrich Fehse. (AgE)
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