Der Kiebitz gilt als gefährdete Art. Der Feldvogel brütet von März bis Juni hauptsächlich auf Äckern. Viele Naturfreunde möchten jetzt für den Kiebitzschutz sensibilisieren. Im westfälischen Gütersloh etwa ist der Bestand rückläufig. Er habe sich seit dem Jahr 2000 mehr als halbiert; 2021 wurden dort nur noch 43 Paare gezählt, zitiert das Westfalen-Blatt die Stadtverwaltung.
Hält dieser Trend an, könnte der Kiebitz dort demnächst verschwunden sein. Häufig vernichten landwirtschaftliche Maschinen die Nester mit den Eiern oder Jungtieren auf den Äckern. Das lässt sich mit dem Markieren und Umfahren der Eigelege jedoch recht einfach vermeiden.
Diese Erfahrungen hat Landwirt Matthias Bettenworth gemacht

Matthias Bettenworth hat mit der Markierung von Gelegen bereits gute Erfahrung gesammelt. Der Betriebsleiter mit Milchviehhaltung und Ackerbauer beobachtet die imposanten Vögel schon lange. „Seit Jahren brüten immer 2 bis 3 Paare auf unserem Acker“, so der Landwirt und Jäger.
Damit er die Nester nicht überfährt, muss er sie zunächst aufwändig suchen. Bettenworth schaut zunächst, wo genau die Elterntiere herfliegen. Dann findet er meist die Gelege der Kiebitze. Und dass, obwohl die gesprenkelten Eier der immer selteneren Vögel nicht einfach zu finden sind.
So markiert der Landwirt die Nester mit Eiern auf seinem Acker
Um die Stellen bei Bestandsführung und Feldarbeit sicher umfahren zu können, markiert der Landwirt die Eigelege mit einem langen Stab im Feld. So retter er etliche Kiebitzküken. Solche Gelegemarkierungen hat auch die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld nach Absprache schon ein paar Mal übernommen.
Gemeinsam mit der Stadt Gütersloh will die Station und die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis den Schutz für Kiebitze intensivieren. Den Feldvogel zu retten geht nur mit Hilfe der Landwirte. Das beweist das Beispiel anschaulich.
So arbeitet der Landwirt beim Kiebitzschutz mit den Institutionen zusammen
Die Biologische Station beobachtet die bedrohliche Lage der geschützten Vogelart. Sie ist überdies ein Partner im EU-Projekt LIFE „Wiesenvögel NRW“: Das Schutzgebiet liegt in der Rietberger Emsniederung mit dem Steinhorster Becken. Das ist eines von 8 Vogelschutzgebieten des Projekts.
„2007 hatten wir im Kreis noch mehr als 1.200 Kiebitzpaare, jetzt sind es noch 350“, sagt Bernhard Walter von der Station. Darum sei es enorm wichtig, mit den Landwirten noch besser zusammenzuarbeiten. Auf den Flächen von Matthias Bettenworth seien 2021 etliche Jungvögel aufgewachsen.
So steht fest: Die Gelegemarkierung bringt bessere Erfolge beim Schlupf. Sie ist die Basis für den Schutz der immer selteneren Vogelart, neben der zusätzlichen Anlage von Flächen, die den Jungtieren Futter bieten und sie vor Fraßfeinden möglichst bewahren.
So spricht der Vogelschützer und Landwirt auch Hundebesitzer an
Für die Anlage von 5.000 m2 großen Inseln für Feldvögel im Acker gibt es vielerorts einen finanziellen Ausgleich. Für Landwirt Bettenworth ist es nicht selbstverständlich, Flächen unbewirtschaftet liegen zu lassen. Zumal er auch noch den Dokumentations- und Verwaltungsaufwand damit hat.
Doch der Kiebitzschutz ist ihm wichtig. Allerdings muss er vor allem auch Hundebesitzer daran beteiligen. So weist er häufig Spaziergänger an, ihre Hunde anzuleinen, statt sie einfach auf den Äckern laufen zu lassen und die brütenden Vögel aufzuscheuchen. Dabei trifft der Landwirt leider oft auf „großes Unverständnis“.
Dabei beginnt ab April die Leinenpflicht für Hunde in der freien Landschaft. Während der Brut- und Setzzeit bis zum 15. Juli sind Wildtiere besonders zu schützen. Darum müssen Hundehalter Rücksicht nehmen und dürfen ihre Hunde nicht frei herumlaufen lassen, weil auch andere Bodenbrüter ihr Brutgeschäft starten, etwa Fasan, Rebhuhn, Ente, Gans oder Lerche. Rehe etwa erwarten ihren Nachwuchs, andere Arten ziehen ihn bereits groß.
So sichern EU und NRW seltene Vogelarten in weiteren Projekten
Weiter sichern in NRW von der EU über das Förderinstrument LIFE und vom Land finanzierte Projekte die Lebensräume auch wiesenbrütender Vogelarten. Dazu gehören etwa rastende Enten oder Watvögel im Tiefland von NRW. Das sind die Eckdaten des Projekts:
- Der Träger ist das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV),
- Die Partner sind 10 Biologische Stationen in NRW sowie die niederländische vogelkundliche Organisation SOVON,
- Die Laufzeit ist von Oktober 2020 bis Dezember 2027,
- Das Budget liegt bei knapp 19 Mio. Euro, davon 11,4 Mio. Euro EU-Förderung und 7,5 Mio. Euro vom Land,
- Die Kulisse sind 8 EU-Vogelschutzgebiete im Tiefland von NRW, zusammen 15.000 ha,
- Die weiteren Zielarten sind Brutvögel der Feuchtwiesen, etwa Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Bekassine, Wiesenpieper, Löffel- und Knäkente, weiter Rastvögel der Feuchtwiesen wie Enten und Watvögel,
- Diverse Arbeiten sind nötig, um den Wasserhaushalt zu verbessern, extensive landwirtschaftliche Nutzung zu fördern, den Offenlandcharakter wiederherzustellen und Prädatoren abzugreifen, also Beutegreifer,
- Für Öffentlichkeitsarbeit und Besucherlenkung steht ebenfalls Fördergeld bereit.
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