Wie lange kann ich noch Wintergerste säen? Diese Fragen stellen sich Anbauer in diesen Tagen häufiger. Nikolaus Schackmann vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) in der Eifel gibt Antworten.
Frühestens Mitte Oktober kann die Aussaat weitergehen
Sich an einem festen Datum zu orientieren, ist wenig sinnvoll. Die aktuelle Nässe hat für viele Regionen einen Strich durch die Aussaat gemacht. „Zumindest für das Beratungsgebiet des DLR Eifel wird es frühestens ab Mitte Oktober wieder mit der Aussaat weiter gehen können“, sagt der Pflanzenbauberater. „Dann ist der optimale Aussaattermin sicher vorbei.“
Das heißt aber nicht, dass dann keine Wintergerste mehr gesät werden kann oder soll. Ob es Alternativen zur Wintergerste gibt, hängt betriebsindividuell unter anderem von der Fruchtfolge und dem Futterbedarf ab.
Wie weit sollte Wintergerste vor dem Winter entwickelt sein?
Wintergerste sollte wenn möglich noch vor dem Winter mit dem Bestocken beginnen, besser noch das BBCH-Stadium 25 erreichen. „In den Höhenlagen sind Saattermine nach dem 20. Oktober problematischer als in Gunstlagen. Aber auch dort ist zu überlegen, ob Sommergerste (Sommerfuttergerste) nicht ertragssicherer ist als eine späte Wintergerste.“
Auch ackerbaulich bringt Sommergerste Vorteile: Sie löst das Problem mit dem Weizen- bzw. Triticaledurchwuchs, das bei der diesjährigen Herbstwitterung auch bei später Wintergerstenaussaat weiterhin besteht.
Ab 15. Oktober eher auf Sommergerste setzen
Bei späten Aussaatterminen und schwierigen Standorten können Hybridgersten eher einen Ertragsvorteil ausspielen. Allerdings ist die Sortenwahl meist schon getroffen und das Saatgut liegt auf dem Hof, sodass in diesem Punkt kaum noch reagiert werden kann.
Müsste sich der Pflanzenbaufachmann für sein Beratungsgebiet im westlichen Rheinland-Pfalz doch auf ein Datum festlegen, würde er in den Höhenlagen nach dem 15. Oktober eher auf Sommergerste setzen, in den Niederungslagen ab dem 20. Oktober. „Für Hybridgerste sehe ich das Fenster 3 bis 5 Tage länger.“
Gerste keinesfalls in den Boden schmieren
Es gilt aber nach wie vor und besonders bei der Gerste: Saatbett geht vor Saatzeit!
„Sollten also einige schöne Tage gemeldet sein, lieber ein, zwei Tage länger mit der Gerstensaat warten. Noch weniger als eine späte Saat mag die Gerste, wenn sie reingeschmiert wird.“
Das gilt auch für die Bodenbearbeitung vor der eigentlichen Saat.
Weizen: Den Boden nicht zu früh bearbeiten
Nebenbei bemerkt: Die Regel „Saatbett geht vor Saatzeit“ gilt auch für Weizen, wenngleich der auch mit deutlich widrigeren Saatbedingungen zurechtkommt. Schackmann: „Praktisch verloren hat, wer in der vergangenen Woche auf Vorrat gepflügt hat und sie die Pflugfurche mit Wasser vollgesogen hat.“
Hier werden etliche trockene Tage nötig sein, um einen vertretbaren Kompromiss für die Weizenaussaat zu finden. Tief bearbeiten sollten Sie nur, wenn direkt danach ausgesät werden kann.
Welche Aussaatstärken bei Wintergerste empfehlen sich?
Diese Frage schließt sich unmittelbar an das vorher geschriebene an. In den Höhenlagen sollte man bei Gerste jetzt auf 350 bis 380 Kö./qm gehen, empfiehlt Berater Nikolaus Schackmann.
In den Niederungslagen passen bis zum 15. Oktober auf 330 bis 350 Kö./qm, später sollten Sie ebenfalls auf 350 bis 380 Kö/qm erhöhen.
Je stärker eine Sorte den Ertrag über die Kornzahl je Ähre und das Tausendkorngewicht bildet, desto geringer muss die Saatstärkenerhöhung ausfallen.
Beispielsweise ist bei KWS Kosmos die untere Menge anzustreben. SU Ellen und Veronika eignen sich nicht zur späten Saat. Bei den Zweizeiligen eignen sich wegen des frühen Schossbeginn und der geringeren Winterhärte Sandra und Valhalla nicht für die späte Saat.
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