Seit 2018 fast durchgehend bis heute zeigt sich „immer dasselbe Leid“: die Dürre im Frühjahr mit viel zu wenig Regen oft von April bis Juli macht Ackerbauern richtig zu schaffen. In vielen Regionen kommt einfach zu wenig Niederschlag in der Vegetationsphase an.
Das bringt massive Probleme vor allem auf leichten Böden. Das weiß auch Tino Ryll. Er beackert südlich von Berlin rund 500 ha mit durchschnittlich 35 Bodenpunkten. Im Fläming fallen im Schnitt gerade mal 450 mm Regen jährlich. Gegen den Wassermangel setzt der Ackerbauer auf regenerative Landwirtschaft.
So spart die Direktsaat ordentlich Wasser
Letztlich auch wegen der Wasserknappheit hat Ryll seine Scheibensämaschine von Köckerling durch eine Strip-Till-Drille von Claydon ersetzt. So kann er neben einer Hauptkultur auch Bei- oder Untersaaten und Dünger gleichzeitig säen, etwa in Wintergetreide und Raps.
Ein Video beleuchtet die Vor- und Nachteile der bisherigen Sätechnik und der neuen Strip-Till-Drille. Mit der Direktsaat bleibt ein großer Teil des Bodens unbearbeitet. Das schont den Wasserhaushalt und „unterstützt dennoch die Wurzelentwicklung der Ackerkulturen“, sagt Ryll. Zudem beugt sie Erosion vor.
So sorgt das System Immergrün für ständige Bodenbedeckung
Seit 2018 arbeitet Ryll zum Teil regenerativ, seit vergangenem Jahr komplett. Das heißt,
- die Bodenstruktur stört er dank neuer Sätechnik so wenig wie möglich,
- den Boden lässt er so lange wie möglich bewachsen und damit durchwurzelt,
- das Bodenleben fördert er so gezielt wie es eben geht.
Dazu setzt der Flämingbauer auf viele Zwischenfrüchte. Ryll: „Jeder Zentimeter, der einer Zwischenfrucht in der Höhe fehlt, ist auch Biomasse, die dem Boden fehlt.“ Entscheidend dabei:
- Zwischenfrüchte direkt nach der Ernte säen, also ein bis drei Tage danach,
- Untersaaten flexibel als Begrünung nach der Ernte nutzen,
- Beisaaten einplanen, um im Herbst Herbizide zu sparen,
- Mischfruchtanbau mit zwei Kulturen verwirklichen, gemeinsam gedroschen,
- Humusaufbau stark forcieren.
So lauten die Grundregeln für den Zwischenfruchtanbau
Einfach Senf zu säen oder nur zwei bis drei Partner in einem Gemenge zu haben reicht für Ryll nicht aus. Vielmehr setzt er auf folgende Regeln:
- Die Mischung ist vielfältig und hat mindestens zehn Partner, allein wegen der Wurzelexudate,
- sie enthält Gräser, Leguminosen und Kreuzblütler,
- junge Pflanzen bringen die meisten Wurzelausscheidungen und füttern die Bodenbiologie am besten, weshalb er auch das System des doppelten Zwischenfruchtanbaus nutzt,
- zwischen den Hauptkulturen reicht ihm eine abfrierende Zwischenfrucht,
- vor Sommerungen sät er auf jeden Fall eine überwinternde,
- zur Aussaat behält er die Möglichkeit der Bodenlockerung,
- die Wurzeln verbauen die Lockerungsschlitze lebend.
So hilft optimierte Düngung, Dürrephasen besser zu überstehen
Als immens wichtig erachtet Tino Ryll das Nährstoffangebot im Boden und das Verhältnis der Nährstoffe zueinander. Nicht nur die Haupt-, sondern auch die Mikronährstoffe wie Zink und Kupfer müssen in optimalen Mengen vorhanden sein. Dazu setzt Ryll auf folgende Methoden:
- Er analysiert seine Böden nach der Albrecht/Kinsey-Methode: Dazu erstellt er quasi ein „großes Blutbild“ als Bodenuntersuchung inklusive Mikronährstoffe.
- Er düngt nach Albrecht/Kinsey und nicht nach LUFA-Empfehlungen, um ein ausgewogeneres Nährstoffgleichgewicht herzustellen. Das helfe den Kulturen, Dürrestress besser zu überstehen. Hervorzuheben sei Zink, der Nährstoff gegen Trockenstress
- Er reichert Humus an: Damit halten die Bestände in Dürrephasen besser durch.
- Er vitalisiert die Kulturen, etwa mit Blattspritzungen oder Kompost- und Heutee mit Bakterium bacillus subtilis oder Silizium, weiter mit Spritzkalk, Kräuterfermenten, Bio- oder Zeolith-Pflanzenkohle, Mikronährstoffen, etwa Bor, je nach Kultur,
- Er testet künftig Schafsweizen: Auf Dauer will Ryll Schafe auf den Acker treiben und in den Weizenanbau integrieren.
- Er plant, Agroforstflächen anzulegen, um mit den Bäumen das Mikroklima zu verbessern und mehr Wasser am Standort zu halten.
Diese Bausteine helfen, mit wenig Wasser besser über die Runden zu kommen
Weitere Bausteine, um mehr Humus aufzubauen und mehr Wasser im Boden zu halten, sind natürlich die gute fachliche Praxis mit
- konsequentem Wechsel von Sommerung und Winterung,
- regelmäßigem Wechsel Halm- und Blattfrucht
- vielfältiger Fruchtfolge.
Zuletzt standen bei Ryll 16 Kulturen auf dem Acker, darunter zum Beispiel Mohn, Hanf, Senf, Leindotter, Lein, Schwarzkümmel, neben Sonnenblumen, Mais, Rüben, Weizen, Gerste, Roggen und Urgetreide. Die Vermarktung läuft über die 'Fläminger Genussland' mit eigener Öl- und Schrotmühle. Dort vermarktet auch Tinos Bruder Ronny Ryll seine Ernteprodukte von rund 250 ha, darunter auch Beeren wie Sanddorn und Aronia sowie Wagyu-Rindfleisch.
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