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Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)

Mehrfachantrag 2023: Darum ersetzen Apps künftig Kontrollen vor Ort

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am Samstag, 18.03.2023 - 07:00 (1 Kommentar)

Antragsteller und Landwirtschaftsverwaltung sollen ab 2023 nur noch elektronisch kommunizieren. So jedenfalls sehen es die Vorgaben aus Brüssel vor. Aber klappt das überhaupt schon?

Die Umsetzung funktioniert längst noch nicht überall, auch wenn die Vorbereitungen im Gange sind. Dabei sind die Vorgaben der neuen „grüneren“ EU-Agrarpolitik ab 2023 schon kompliziert genug.

In einigen Bundesländern gibt es zum Beispiel bisher neben der geobasierten elektronischen Flächenbeantragung gerade mal ein E-Mail-Postfach des Antragstellers bei der EU-Zahlstelle. Weitere Verbesserungen in Richtung digitale Kommunikation müssen darum folgen.

Warum ist der Mehrfachantrag digital zu stellen?

Landwirte werden auf jeden Fall schon verpflichtet, eine E-Mail-Adresse für Ihren Betrieb zu hinterlegen. Generell soll auf einen Postversand von Papier künftig verzichtet werden. Das soll sowohl für antragstellende Landwirte als auch für die EU-Zahlstelle samt zuständigen Kreisstellen vor Ort gelten.

In jedem Bundesland gibt es eigene Programme für die Antragstellung. In Bayern zum Beispiel wurde bislang allein das Programm iBALIS für den Online- Mehrfachantrag sowie für KULAP- und weitere Förderungen verwendet. Jetzt gibt es dafür auch eine App.

Wie ist die Kommunikation zur EU-Förderung künftig auch per App möglich?

Seit Anfang Februar ist in Bayern die neue Foto-App für landwirtschaftliche Förderung (FAL-BY) verfügbar. Sie lässt sich in den Playstores für Android- und iOS-Smartphones downloaden. Diese App dient dazu, die Kommunikation mit der Landwirtschaftsverwaltung zu den EU-Förderanträgen online zu erledigen.

Sie ermöglicht es, dass sich Betriebsleiter früh mit den Neuerungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) beschäftigen können. So lassen sich Nachweise oder Dokumente jederzeit hochladen. Das macht unter dem Strich zum Beispiel längere zeitliche Spielräume für Nutzungsänderungen bei den Flächen möglich.

Was bringen Foto-Apps für Dokumentationen zum Mehrfachantrag?

In Niedersachsen wird ebenfalls eine Smartphone-App eingeführt. Sie nennt sich FANi, das steht für Fotos Agrarförderung Niedersachsen. Damit sollen Antragsteller Nachweise der Bewirtschaftung oder der Gegebenheiten vor Ort an die Bewilligungsstelle weiterleiten.

Die Antragsteller werden informiert, wenn eine Beweisführung durch die App möglich ist, etwa beim Nachweis von bestimmten Kennarten auf extensivem Grünland. Das sei bislang jedoch ein freiwilliges Angebot, so Ulrich Peper vom Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) Echem in Niedersachen, die Sachverhalte ließen sich auch noch über den „herkömmlichen Weg“ klären.

Wie ersetzen Apps künftig Kontrollen vor Ort?

Die Fotos sind dabei quasi georeferenziert und lassen sich auf den betroffenen Schlägen aufnehmen. Steht der Nutzer an einer anderen Fläche, ist diese Möglichkeit laut LBZ mit FANi nicht gegeben.

Die Bewilligungsstellen prüfen im Anschluss die Fotos etwa der Kräuter vom extensiven Grünland. Ein Besuch des Prüfdienstes ist dann nicht mehr nötig. Bei offenen Fragen oder widersprüchlichen Angaben werde aber weiter auf mögliche Kontrollen vor Ort zurückgegriffen.

Die App führt damit zugleich auch ein Flächenmonitoring ein. Antragstellende bekommen damit vermehrt die Möglichkeit aktiv dazu beizutragen, dass weniger Kontrollen vor Ort nötig sind.

Was leistet Apps als digitale Schnittstellen zur Landwirtschaftsverwaltung wirklich?

Seit vergangenen Herbst gibt es in zum Beispiel in NRW eine digitale Schnittstelle zu den Angeboten der Landwirtschaftskammer für die rund 34.000 Landwirtschaftsbetriebe in NRW. Dort liefert die App bisher aktuelle lokale Informationen und weist bisher vor allem auf wichtige landwirtschaftliche Fristen und Termine hin.

Zudem bietet sie den Kontakt zu Offizialberatern, zeigt das Agrarwetter vom Deutschen Wetterdienst (DWD), beinhaltet aktuelle Marktpreise und schafft Zugang zum Düngeportal. Weitere Dienste und Angebote sollen nach und nach in die App integriert werden.

Was bietet die NatApp für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen?

Eine Smartphone-gestützte InVeKoS- beziehungsweise zahlstellenkonforme Dokumentation von Maßnahmen zur Naturschutzbewirtschaftung nach Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) gibt es für Acker- und Grünland bereits. Die NatApp soll unterstützen bei der

  • Beantragung,
  • Anlage,
  • Bewirtschaftung und
  • Dokumentation.

Das soll die vielen möglichen Agrarumwelt- Klimaschutzmaßnahmen mit ihrem aufwändigem Naturschutzmanagement erleichtern und letztlich Fördergelder dafür sichern.

Mit Material von Lwk Niedersachsen, Lwk NRW, BBV, DBV
Das agrarheute Magazin Die digitale Ausgabe Juni 2023
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