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Mikroplastik in Ackerböden: Diese unsichtbaren Gefahren lauern

AF_Vlies-Kartoffeln
am Donnerstag, 23.04.2020 - 11:30 (Jetzt kommentieren)

Auf Äckern und Wiesen vermischt sich Mikroplastik schnell mit dem Boden. Wie es hineingelangt, sich verbreitet und welche Folgen das auf Boden und Pflanzen haben kann, lesen Sie hier.

Für das bloße Auge ist Mikroplastik im Boden nicht mehr sichtbar. Welche versteckte Gefahr stellt es für Bodenlebewesen, Pflanzen oder Menschen dar? Bisherige Ergebnisse zeigen, dass die Form der Mikropartikel eine wichtige Rolle spielt, sagen Eva Leifheit und Prof. Matthias Rillig von der Freien Universität Berlin.

So kommt der Plastikmüll in den Boden

Mikroplastik findet sich vor allem in Form von Partikeln, Fasern, Vlies- und Folienstücken oder Schaum. Für die Landwirtschaft relevante Eintragspfade sind sehr vielfältig. Dazu zählen diese Quellen – jeweils mit Auswirkungen durch Anreicherungen:

  • verwehter Reifenabrieb von benachbarten Straßen – Fragmente freigesetzter Schwermetalle und Weichmacher,
  • ausgebrachter Klärschlamm – Fasern und gelöste Polymere, freigesetzte Zusatzstoffe und Schwermetalle, angehobene pH-Werte, veränderte Bodenstruktur,
  • verwendete Folien oder Vliese zum Frost- oder Gemüseschutz – verringerte Bodendichte, freigesetzte Zusatzstoffe,
  • umhüllte Langzeitdünger – Fragmente und gelöste Polymere, freigesetzte Zusatzstoffe, veränderte Bodenstruktur,
  • verwehte Granulate von benachbarten Sportplätzen –  verringerte Bodendichte, freigesetzte Zusatzstoffe,
  • ausgefahrene Komposte aus Bio- und Hausmüll und Gärreste aus Biogasanlagen – Fragmente, Fasern, gelöste Polymere, freigesetzte Zusatzstoffe, veränderte Bodenstruktur, 
  • über die Luft oder über Vogelschutznetze – vor allem Fasern, veränderte Bodenstruktur.

Darum machen Mikrofasern Probleme

Vor allem Fasern scheinen negative Folgen für einzelne Prozesse im Boden zu haben. Beispielsweise halten Bodenaggregate damit nicht mehr so gut, Bodenpartikel werden weniger zusammengehalten und stabilisiert. Möglicherweise stören die Mikropartikel diese Funktion durch Sollbruchstellen, die eingefügt werden.

Fragmente wie Folienstücke oder Kügelchen haben unterschiedlich starke Effekte auf Bodenprozesse. Mehrere Versuche zeigen, dass Regenwürmer in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Aktivität der mikrobiellen Lebensgemeinschaft im Boden verändert sich.

Vertiefende Informationen zum Thema Mikroplastik finden Sie im Fachbericht von Leifheit und Rillig (FU).

So kann die Keimung gestört werden

Die Keimung von Samen kann negativ beeinflusst werden, so die Forscher aus Berlin. In Laborversuchen wurde das Wachstum von Pflanzen sowohl positiv als auch negativ beeinflusst.

Die unterschiedlichen Versuchsergebnisse sind in erster Linie auf die immens große Zahl an unterschiedlichen Arten von Plastik zurückzuführen, weiter auf deren Zusatzstoffen und auch den Versuchsbedingungen. Die Frage, ob eine echte Gefahr vom Mikroplastik im Boden ausgeht, lässt sich daher momentan noch nicht abschließend beantworten. Die Forschung auf dem Gebiet steht noch am Anfang. Sie wird aktuell jedoch massiv ausgebaut.

Mit Material von BMEL, FU Berlin
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