Nasse Ernte: So geht die Säurekonservierung von Futtergetreide


Anhaltende Regenfälle sorgen dafür, dass der Weizen bereits in der Ähre auswächst. Damit das Getreide wenigstens noch als Futter genutzt werden kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein.
In den Fahrgassen steht das Wasser. Seit etwa drei Wochen regnet es in Deutschland mit nur kurzen Unterbrechungen. Vielerorts beginnt das Getreide oder sogar der Raps an Stellen, die im Lager sind, in der Ähre oder Schote auszukeimen. Wir haben recherchiert, was im Umgang mit Auswuchsgetreide und bei der Konservierung mit Propionsäure wichtig ist.
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Verdeckter und offener Auswuchs im Getreide
Es gibt zwei verschiedene Arten von Auswuchs im Getreide. Von offenem Auswuchs spricht man, wenn der Keimling in der Ähre sichtbar ist. Schwillt das Korn in der Ähre an, ist das verdeckter Auswuchs.
Was im Umgang mit Auswuchsgetreide für die Konservierung wichtig ist
Säurekonservierte Partien dürfen nicht in den Handel gelangen. Sie müssen getrennt von trockenen Partien gelagert werden.
Keimlinge müssen vor der Konservierung durch die Reinigung des Getreides entfernt werden.
Voraussetzungen für Säurekonservierung von Auswuchsgetreide
Den Einsatz von Zusatzstoffen wie z.B. Propionsäure müssen Landwirte dokumentieren. Dazu müssen sie ein HACCP-Konzept (System zur Risikominimierung) einrichten und die Anforderungen aus dem Anhang 2 der Futtermittelhygiene-Verordnung einhalten. Die technische Mindestausstattung besteht aus einem Dosiergerät und einer Rohrschnecke, in der das Aufsprühen und Anmischen der Säure erfolgen kann.
Es kann auch Getreideschrot konserviert werden. Dafür wird das Getreide vor der Konservierung zum Beispiel in einer Hammermühle zu Schrot verarbeitet. Das Getreide darf nicht feuchter als 22 Prozent sein. Vor der Konservierung muss das Getreide gereinigt werden, damit die Keimlinge entfernt werden. Danach können die Partien getrocknet oder feucht konserviert werden.
Vorteile der Säurekonservierung
- Die Säurekonservierung, deren Wirkungsprinzip das Unterdrücken schädlicher Mikroorganismen ist, besticht durch ihre Schlagkraft und die guten hygienischen Eigenschaften des Endproduktes.
- Es treten keine Atmungsverluste auf.
Wie die Propionsäure wirkt
Die Wirkung der Propionsäure besteht darin, dass sie den pH-Wert auf der Kornoberfläche senkt. Die Mikroorganismen werden abgetötet und ihre Vermehrung unterbunden. Propionsäure wirkt sowohl bakteriostatisch als auch fungizid. Durch den Säureeinsatz verliert das Getreide auch seine Keimfähigkeit.
Was bei der Anwendung der Propionsäure beachtet werden muss
- Die zu verwendende Propionsäure-Menge ist abhängig von der Kornfeuchte und der angestrebten Lagerdauer.
- Grundsätzlich sollten Sie nur Säureprodukte verwenden, für die eine Dosiertabelle vorliegt.
- Die Säuremenge hängt von der Kornfeuchte ab. Aus diesem Grund muss die Kornfeuchte exakt bestimmt werden. Ebenso muss die Förderleistung der Getreideschnecke genau ermittelt werden
- Bei der Dosierung ist zwischen Korn und Schrot zu unterscheiden.
- Die flüssige Säure wird über mindestens 2 im unteren Bereich der Rohrschnecke montierte Düsen auf das Getreide gesprüht. Die Anzahl der Düsen hängt vom Schneckendurchmesser ab.
- Wird das Getreide direkt nach dem Verlassen der Schnecke pneumatisch weitergefördert, muss die Säuremenge wegen der Abdrift durch den Luftstrom um 10 % erhöht werden.
- Auch bei hohen Einlagerungstemperaturen ist ein Zuschlag von 10 % sinnvoll, weil bei Hitze Säure verdampfen kann.
- Der Konservierungsvorgang ist beendet, wenn das behandelte Korn aus der mindestens 3 m langen Schnecke herauskommt. Die Säure benötigt noch etwa eine Stunde, um in das Korn einzuziehen.
Lagerung des konservierten Futtergetreides
- Da Propionsäure korrosiv wirkt, sind Silos aus Beton, verzinktem Blech oder Eisen kaum geeignet. Besser ist ein säurefester Anstrich oder das Auskleiden der Silos mit einer säurefesten Kunststofffolie.
- Holzsilos stellen eine gute Lagerungsmöglichkeit dar.
- Bei Feuchtegehalten des Getreides unterhalb von 18% und einem Säurezusatz von 0,65% kann eine Zwischenlagerung von zwei bis drei Stunden die korrosive Wirkung so stark herabsetzen, dass eine Einlagerung möglich ist.
Fehler bei der Konservierung
Fehlerhafte Dosierung: Abgepufferte Produkte erfordern eine andere Dosierung und Anwendung.
Schlechte Verteilung der Säure im Endprodukt. Lagerung von feuchten und trockenen Partien in einem Haufen. Eine Abdeckung mit Folie ist bei Lagerung unter Dach nicht sinnvoll, das sich darunter Schwitzwasser bildet und die oberste Schicht verdirbt.
Hinweise zur Fütterung
Die Abbauvorgänge im Korn führen dazu, dass Eiweiß und Stärke mobilisiert werden. Die Amylasen im Korn bauen einen Teil der Stärke ab. Beachten Sie, dass je nach Tierart der Anteil an Auswuchsgetreide in der Fütterung begrenzt werden muss. Mehr Informationen finden Sie bei LWK Niedersachsen und Lfl Bayern.
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