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Herbstbestellung 2023

Nasse Getreideernte: wird das Saatgut dieses Jahr knapp?

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am Samstag, 26.08.2023 - 06:00 (2 Kommentare)

Wird Z-Saatgut dieses Jahr wegen der nassen Ernte knapp? Für Winterweizen, Roggen oder Triticale ist mit Engpässen zu rechnen. Mit einer Sondergenehmigung könnte die niedrigere Kategorie Z 2 zugelassen werden.

Die Versorgung der Landwirte mit Getreidesaatgut ist besonders im Norden und Osten Deutschlands angespannt. So müssten Anbauer bei der Wahl der bevorzugten Sorten dieses Jahr regional flexibler sein, sagt Nora Haunert, Saatgutreferentin beim Deutschen Raiffeisenverband (DRV). Sie erklärt das mit dem regenreichen Sommer, der regional zu starken Einbußen bei den Getreideerträgen und -qualitäten führte. 

Marcus Iken von der Saaten-Union, Vorsitzender des Getreidefonds Z-Saatgut (GFZS), appelliert an die Landwirte, "sich zeitnah mit den verfügbaren Sorten zu beschäftigen und diese beim Händler des Vertrauens zu bestellen."

Auch interessant: Im Sortenführer HETAIROS finden Sie die aktuellsten Ergebnisse der Landessortenversuche 2023 und 22 neu eingetragene Getreidesorten zur Aussaat 2023.

Verspätete Ernte und spätere Reinigung führt zu knappem Z-Saatgut

„Ich erwarte eine herausfordernde Saatgutsaison für unsere Genossenschaften und ihre landwirtschaftlichen Kunden. Aufgrund der verspäteten Ernte werden Reinigungs- und Anerkennungsverfahren deutlich später anlaufen als in den Vorjahren“, sagt Haunert. 

Angesichts der Qualitätsprobleme werde der Einsatz von Nachbausaatgut zurückgehen. Das führe zu einer zusätzlichen Nachfrage bei Z-Saat und dürfte „die enge Versorgung“ eher verschärfen. Der mengenmäßige Anteil der Raiffeisen-Genossenschaften am hiesigen Saatgutmarkt beläuft sich laut DRV auf rund 60 Prozent.

Die straffe Logistik hinter Z-Saatgut sorgt dafür, dass die gewünschte Getreidesorte mit der richtigen Beize geliefert werden kann. Ein Video vom Getreidefonds Z-Saatgut (GFZS) beleuchtet den Prozess.

Wird die Qualität von Z-Saatgut womöglich herabgesetzt?

Vielerorts taugte Weizen wegen des nässebedingten Pilzbefalls 2023 nicht mal mehr als Futter. Als letzte Möglichkeit blieb nur die Biogasanlage. Das bedeutet heftige Einbußen für die betroffenen Landwirte. So schätzen Nora Haunert, DRV, und Marcus Iken, GFZS. die Lage für Z-Saatgut ein:

  • Bei Wintergerste sei die Lage für Saatgut weniger problematisch. Die frühe Kultur wurde weitgehend vor Beginn der Regenperiode geerntet. Hier stehe ausreichend Z1-Saatgut zur Verfügung. 
  • Bei Roggen sei zu befürchten, dass die Nachfrage für Z-Saatgut wegen der regionalen Schwerpunkte der Roggenvermehrung im Norden und Osten Deutschlands nicht voll gedeckt werden könnte. Bei dieser Getreideart müssten die Züchter beim Bundessortenamt womöglich einen Antrag auf Herabsetzung der Mindestkeimfähigkeit stellen. "Einzelne Sorten könnten knapp werden", sagt Iken. Das werde aber durch überregionale Erzeugnisse aufgefangen, wodurch die Gesamtversorgung mit Z-Saat sicher sei. 
  • Bei Triticale, der in vielen Regionen auswuchs, sei die Versorgungslage ebenso gesichert. Moderne Aufbereitung identifiziere die vitalsten Saatgutpartien. Falls nötig könne partieweise auch Z2-Saatgut gemäß EU-Standard mit einer Mindestkeimfähigkeit von 80 Prozent anerkannt werden. 
  • Bei Weizen könne es vereinzelt zu regionalen Qualitätsengpässen kommen. Hier sei in einem ersten Schritt bei vorliegenden Züchterfreigaben auch die Zulassung von Z2-Saatgut möglich. Bei Z2-Saatgut sei die Keimfähigkeit vom üblichen Grenzwert von mehr als 92 Prozent auf bis zu 85 Prozent herabgestuft. Erst danach wäre die Herabsetzung der Vorgaben für die Mindestkeimfähigkeit zu erwägen. Zu erkennen ist die niedrigere Qualität an einem roten Aufkleber.

Generell sei die Saatgutbranche aber zuversichtlich. Sie sieht die Saatgutversorgung für die Herbstaussaat als gesichert an. Iken: "Vermehrungsbetriebe und Aufbereiter produzieren die bestmögliche Qualität.“ Die Schritte von der Saatgutanerkennung bis hin zur Beschaffenheitsprüfung von Z-Saat erläutert ein weiteres GFZS-Video.

Daran ist Z-Saatgut zu erkennen

Z-Saatgut trägt am Sack oder am Bigbag ein blaues Etikett. Kennzeichnung, Verschließung und Abpackung sind in der Saatgutverordnung geregelt. Die Informationen darauf sind in aller Regel

  • Fruchtart und Sortenechtheit,
  • Anerkennungsnummer der Partie,
  • Keimfähigkeit,
  • Gewicht, Kornzahl, Tausendkorngewicht,
  • Beizmittel.
Mit Material von AgE, DRV, GFZS
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