Nasses Getreide und Auswuchs nach Dauerregen: So leidet die Qualität


Der anhaltende Regen hat die Landwirte bei der Getreideernte ausgebremst. Bei vielen Anbauern liegen die Nerven blank. Das nasse Getreide verliert immer mehr an Qualität. Fallzahlen und Eiweißgehalte leiden. Sie bestimmen die Backqualität des Weizenmehls.
Betroffen sind zum Beispiel in Bayern vor allem die Regionen Oberbayern und Schwaben. Ein Jahr, in dem wettermäßig einfach alles zusammengekommen ist, zieht Andreas Löbhard von der BBV-Marktberichtstelle Bilanz. Zuerst viel Regen im Frühjahr, was die Aussaat erschwerte, dann anhaltende Trockenheit und nun wieder Regen.
Bei Wintergerste und Winterweizen seien die Erträge höher ausgefallen als erwartet, teilte Peter Doleschel mit, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Für Getreide, das nun unter der feuchten Witterung gelitten hat und erst noch geerntet wird, rechnet er mit unterdurchschnittlichen Erträgen.
Getreidequalität leidet: Niedrige Fallzahlen und Klebergehalte
Vor allem die Qualität vom Getreide leidet. Hat der Weizen keine Brotqualität mehr, weil Fallzahlen und Klebergehalte zu schlecht sind, lässt es sich nur noch als Futtergetreide oder in der Biogasanlage verwenden oder wird sogar zu Sondermüll. Das führt zu großen Einbußen für die Landwirte, sagt BBV-Getreidereferent Anton Huber.
Die Weizenernte sei etwa in Bayern zu etwa 80 Prozent abgeschlossen. Das heißt aber gleichzeitig, dass 20 Prozent noch draußen ist. Dabei handelt es sich um rund 90.000 ha, schätzt Huber. Hier haben die Landwirte nun mit Auswuchs und damit mit sinkenden Fallzahlen und Kleber- und Eiweißgehalten zu kämpfen.
Regen, Wind, Regen: Lagergetreide bringt meist hohe Verluste
Andreas Löbhard sieht die Probleme vor allem in Oberbayern und Schwaben. In Niederbayern seien die Weizenanbauer vom Erntefortschritt insgesamt schon weiter. Gerade der viele Niederschlag auch am vergangenen Wochenende trägt hier zu den Sorgen der Landwirte bei.
Auch der Wind könnte laut Löbhard eine Rolle spielen, das sei aber noch abzuwarten, zumal er die Bestände schnell wieder abtrockne. "Wichtig sei es jetzt, jeden Tag zu nutzen, um den Weizen vom Halm zu bringen, denn „die Erntefenster werden knapp bleiben“. Für einzelne Betriebe könnte die Erntesituation mehr als problematisch sein, sagt Löbhard.
Landwirt Philipp aus Stemwede fragt, ob er sein Getreide bei Totalausfall komplett häckseln muss, wie sein Video zeigt.
Große Schwankungen bei Getreidequalität und Ertrag
Auch beim Thema Braugerste sind die Schwankungen hinsichtlich Qualität und Ertrag groß, sagt Markus Herz von der LfL. Es sei allerdings noch nicht absehbar, welche Ernte man hier einfahre.
Während der aktuelle Niederschlag bei Weizen und Gerste zu einer angespannten Situation führt, profitiert der Mais eher vom Wetter. „Das ist die andere Seite der Medaille“, sagt Löbhard. Und auch für die Futtergewinnung war das Wetter größtenteils gut. Vor allem Kleegras und Luzerne haben von dem Regen profitiert.
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