Komplett neue chemische Wirkstoffe werden immer seltener. Beispiele neuer Registrierungen für 2023 gibt es aber dennoch. Die Mittel sind verbessert oder neu gemischt und kombiniert.
Pflanzenschutz 2023: Herbizide, Fungizide, Insektizide und Mehr
Incelo Komplett (Bayer): Der bereits zugelassene Pack gegen Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weidel- und Rispengras sowie Flughafer in Winterweizen und -triticale soll 2023 die Nachfolge von Atlantis Komplett antreten. Er besteht aus Incelo mit den beiden Wirkstoffen Mesosulfuron und Thiencarbazone plus dem Safener Mefenpyr und dem bekannten Husar OD mit dem Wirkstoff Iodosulfuron und dem Safener Biopower. Der Aufwand beträgt 0,3 kg Incelo plus 1,0 l Biopower und 0,1 l Husar OD pro Hektar im Nachauflauf im Frühjahr im BBCH 20 bis 32.
Broadway Plus (Corteva): Das Getreideherbizid ergänzt die bekannten Wirkstoffe Pyroxsulam und Florasulam mit dem neuen Arylex active und Cloquintocet-Säure als Safener. Im Vergleich zu Broadway kontrolliert die Kombination weitere Unkräuter, etwa Taubnessel, Erdrauch, Melde, Gänsefuß und weitere. Zusätzlich wird laut Anbieter die dikotyle Wirkung erhöht, etwa bei Klette, Ehrenpreis, Kornblume und Mohn. Der neue Wirkstoff verringert als synthetisches Auxin die Resistenzgefahr bei Klatschmohn, Kornblume und Gänsefuß-Arten. Das wasserdispergierende Granulat wird mit 50 bis 60 g/ha in Winterweizen, Roggen, Triticale und Dinkel empfohlen und mit 40 g/ha in Sommerweizen.
Architect (BASF): Das Mittel zur Blattbehandlung in Raps ist eine Kombination aus Fungizid und Wachstumsregler zum Einsatz im Frühjahr und Herbst. Es macht Bestände toleranter gegen abiotischen Stress wie Dürre. Indikationen sind neben der Phomabekämpfung eine bessere Stand- und Winterfestigkeit sowie weniger Lageranfälligkeit. Das Mittel mit den Wirkstoffen Pyraclostrobin, Prohexadion-Calcium und Mepiquat-Chlorid wird ab BBCH 13 bis 59 mit maximal 2,0 l in 100 bis 400 l Wasser pro Hektar gespritzt, maximal zweimal im Jahr.
Carnadine (Nufarm): Das Insektizid mit dem Wirkstoff Acetamiprid wirkt gegen Kartoffelkäfer in BBCH 20 bis 79 bei einem Aufwand von einmal 0,18 l/ha. In Kartoffeln rechnet der Anbieter als Erstes mit einer Zulassung, danach mit weiteren Genehmigungen in Weizen, Gerste, Triticale und Roggen gegen Blattläuse. Der Aufwand dafür liegt bei 0,15 l/ha. Dasselbe gilt für Sommergerste in den BBCH-Stadiuen 21 bis 75.
In Raps wirkt das Mittel gegen Rapsstängelrüssler in BBCH 31 bis 39, gegen Gefleckten Kohltriebrüssler in 31 bis 59 und gegen Rapsglanzkäfer in 50 bis 60 mit 0,25 l/ha, weiter gegen Kohlschotenrüssler und -mücke im BBCH 61 bis 71 mit demselben Aufwand. Gegen Rapserdfloh ist das Präparat in BBCH 11 bis 19 mit einmal 0,2 l/ha geplant.
Iseran (SumiAgro): Das terbuthylazinfreies Maisherbizid bekämpft zweikeimblättrige Unkräuter und Hühnerhirse. Die Fertigformulierung besteht aus Clomazone mit Bodenwirkung plus Mesotrione, das überwiegend blattaktiv wirkt. Der Aufwand liegt bei 1,0 l/ha. Mit Clomazone ist in Mais ein weiterer Wirkstoff verfügbar, der beim Resistenzmanagement hilft. Der Einsatz wird zum EC-Stadium 09 zum Auflaufen vom Mais empfohlen. Zugelassen ist das Herbizid vom Vorauflauf bis zum Durchstoßen in EC 00 bis 09.
Neue Pflanzenschutzmittel in den Hackfrüchten Rüben und Kartoffeln für 2023
Conviso One (Bayer): Das bis 2025 zugelassene Herbizid für die drei ALS-Hemmer-resistenten Rübensorten Smart Manja, Mirea und Thekla KWS enthält die Wirkstoffe Foramsulfuron und Thiencarbazonemethyl und ist als ölhaltiges Suspensionskonzentrat formuliert. Das Einsatzfenster liegt in BBCH 10 bis 18, der empfohlene Aufwand bei Flächenbehandlung bei zweimal 0,5 l/ha, aber nicht auf drainierten Flächen, ebenso bei Hacke plus Bandspritzung auf maximal 45 Prozent der Fläche, jedoch nicht zwischen dem 1. November und 15. März. Daneben sind laut Anbieter zwölf weitere Splittingeinsätze möglich.
Propulse (Bayer): Das Fungizid gegen Cercospora- und Ramularia-Blattflecken, Mehltau und Rübenrost enthält die bekannten Wirkstoffe Prothioconazol und Fluopyram. Für die Suspoemulsion wird die reguläre Genehmigung 2023 erwartet, der Antrag auf Notfallzulassung für die nächste Saison vorbereitet. Einsetzen lässt sich das Mittel in Zucker- und Futterrüben in BBCH 31 bis 49 maximal zweimal im Jahr, mit 1,2 l und 120 bis 400 l Wasser pro Hektar.
Diadem (BASF): Die Kombination der beiden Wirkstoffe Revysol (Mefentrifluconazol) und Xemium wirkt gegen wichtige Rübenkrankheiten, etwa Cercospora, Mehltau, Rost und Ramularia. Der Aufwand liegt bei 1,0 l in 100 bis 400 l Wasser pro Hektar höchstens zweimal im BBCH 39 bis 49, bei Befallsbeginn nach Warndienstaufruf.
Belanty (BASF): Das Fungizid mit dem Wirkstoff Revysol (Mefentrifluconazol) schützt auch Kartoffeln vor Alternaria-Arten und Witterungseinflüssen, etwa UV-Strahlung. Im Blatt wird es aus einem Wirkstoffreservoir in den Saftstrom der Pflanzen nach oben abgegeben. Der Aufwand in Kartoffeln beträgt 1,25 l in 150 bis 400 l Wasser pro Hektar bei maximal drei Anwendungen.
Grifon 16 SC (FMC): Das Kupferfungizid gegen Kraut- und Knollenfäule in Kartoffeln besteht aus rund 229 g Kupferoxychlorid und 208 g Kupferhydroxid pro Liter. Laut Anbieter setzt es die Kupferionen schnell frei. Die Multi-Site-Wirkweise hält das Resistenzrisiko klein. Die SC-Formulierung braucht 3,1 l/ha und ist dreimal möglich.
Pflanzenschutz mit Getreidefungiziden zur Saison 2023
Univoq (Corteva): Das Fungizid gegen wichtige Krankheiten in Getreide wirkt laut Hersteller gegen Septoria tritici inklusive resistenter Stämme und weiterer Arten, etwa Septoria nodorum, zudem gegen Mehltau, Braun- und Gelbrost, DTR-Blattdürre und Rynchosporium-Blattflecken und Fusarium. Es enthält die Wirkstoffe Fenpicoxamid plus Prothioconazol. Das Emulsionskonzentrat hat die regenfeste i-Q4-Formulierung. Eingesetzt wird es in EC 41 bis 69 mit 2,0 l/ha in Weizen und 1,5 l/ha in Roggen sowie Triticale in 150 bis 300 l/ha Wasser.
Folpan 500 SC (Adama): Das Fungizid gegen Ramularia in Gerste hat nun eine reguläre Zulassung. Bisher gab es die nur im Notfall. Der Kontaktwirkstoff und Multi-Site-Inhibitor hat ein geringes Resistenzrisiko.
Avastel Pack (Adama): Die Azol-Carboxamid-Lösung enthält Prothioconazol plus Fluxapyroxad. Sie bekämpft Netzflecken und Zwergrost in Gerste sowie kombiniert mit 1,5 l/ha Folpan 500 SC zudem Ramularia. Elatus Era Folpan (Syngenta): Der Aufwand liegt bei 1,0 l Elatus Era plus 1,5 l Folpan 500 SC pro Hektar in Weizen, Durum, Dinkel und Gerste, für Letztere ist das neu. Der Mix enthält pro Liter 75 g Solatenol plus 150 g Prothioconazol und 500 g Folpet.
Elatus Era Max (Syngenta): Das sind pro Liter 75 g Solatenol plus 150 g Prothioconazol, weiter 93,5 g Azoxystrobin plus 500 g Folpet. Als weitere Komponente zu 1,0 l Elatus Era wird zudem die Zulassung von Amistar Max mit 1,5 l pro Hektar erwartet.
Amistar Gold (Syngenta): Das Mittel mit je 125 g pro Liter Azoxystrobin und Difenoconazol lässt sich in Weizen, Durum, Dinkel, Triticale mit 1,0 l/ha gegen Septoria, Braun- und Gelbrost in BBCH 39 bis 69 nutzen.
Greteg (Syngenta): Der Mischpartner gegen Septoria tritici sowie Braun- und Gelbrost ist in Weizen, Durum, Dinkel, Triticale, Roggen im BBCH 39 bis 69 erlaubt. Er enthält 250 g/l Difenoconazol, der Aufwand beträgt 0,5 l/ha als Teil von Tankmischungen.
Hint (SumiAgro): Die Kombination aus den Wirkstoffen Prothioconazol und Spiroxamine gegen Blatt- und Ährenkrankheiten im Getreide inklusive Hafer wirkt laut Anbieter vorbeugend und kurativ. Der zugelassene Aufwand liegt bei 1,25 l/ha. Er lässt sich bis zu zweimal zwischen EC 30 und EC 69 anwenden.
Verben (Corteva): Das Getreidefungizid wirkt gegen Krankheiten, besonders Halmbruch und Mehltau. Das Emulsionskonzentrat enthält 50 g/l Proquinazid und 200 g/l Prothioconazol und wird in Weizen und Troiticale in BBCH 30 bis 65 und in Gerste und Roggen in BBCH 30 bis 49 mit 1,0 l/ha eingesetzt.
Vegas Plus (CertisBelchim): Das azolfreie Fungizid gegen Mehltau kombiniert Cyflufenamid und Spiroxamine. Der Aufwand liegt bei 0,8 l/ha von BBCH 30 bis 49 in Gerste und Triticale, in Weizen bis BBCH 55 oder bei 0,48 l/ha im Stadium BBCH 25 bis 29.
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