Die Umsätze der agrochemischen Industrie in Deutschland sind im vergangenen Jahr erneut zurückgegangen. Laut Industrieverband Agrar (IVA) schrumpfte der Markt für Pflanzenschutzmittel im Vergleich zu 2014 um 25 Prozent.
Hintergrund im vergangenen Jahr war sicher die Dürre. Neben der Trockenheit ist aber auch allmählich zu spüren, dass immer mehr Präparate nicht mehr verwendet werden dürfen, weil ihre Zulassungen auslaufen.
Weniger Pflanzenschutzmittel verwendet
Bei Fungiziden ist der Umsatzrückgang besonders auf die gesunkene Nachfrage in Raps wegen der gesenkten Anbaufläche zurückzuführen. Für Getreide und Kartoffeln kam es sogar zu einem Wachstum von 7 bzw. 15 Prozent. In Getreide stieg besonders der Bedarf an Mitteln für die Blatt-Ausbringung (T2), während spätere Gaben eingespart wurden. Auch bei Kartoffeln erhöhte sich der Umsatz trotz der Dürre, da mehr beregnet wurde.
So stark sind die Rückgänge im Einzelnen
Laut Dr. Manfred Hudetz von Syngenta und IVA-Präsident, stellen sich die Segmente wie folgt dar:
- Herbizide: minus 4 Prozent; leichter Anstieg im Getreide, starker Rückgang im Raps;
- Fungizide: minus 12,8 Prozent; Zuwachs in Kartoffel und Getreide, Rapsfungizide um ein Viertel gesunken;
- Insektizide: plus 1,5 Prozent; stärkere Nachfrage im Getreide, Rapsmarkt schrumpfte um ein Drittel
- Sonstige: minus 4,8 Prozent, Behandlung ähnlich dem Vorjahr, Rückgang vor allem preisbedingt.
Wer möglichst weite Fruchtfolgen wünsche, also den lebendigen Wechsel von Blatt- und Halmfrüchten, müsse den Anbau der Vielfalt aber auch fördern, so Hudetz. De facto werde die gegenwärtige Politik zum Pflanzenschutz zur Folge haben, dass die Anbaufläche von Weizen und Mais weiter zunähmen, wenn in kleineren Kulturen sinnvoller Pflanzenschutz massiv erschwert werde.
Talfahrt auch bei Mineraldüngern
Auch bei Düngern bewegte sich der Einsatz seit 2014 beim Hauptnährstoff Stickstoff in einem ähnlichen Abwärtstrend.
Die Verkäufe phosphathaltiger Dünger sanken 2018/19 um 4 Prozent, Kalkdünger um 2 Prozent; lediglich der Absatz an Kalidüngern stieg im Vorjahr um rund 4,5 Prozent.
Düngeverordnung sorgt für Einsparungen
Bei Mineraldüngern erwarten die Firmen einen weiteren Abwärtstrend. Hans-Jürgen Müller von k+s, Vorsitzender im Fachbereich Pflanzenernährung, rechnet mit einer weiteren Spaltung zwischen den Ackerbau- und den viehstarken Regionen, wo zunehmend auf Mineraldünger verzichtet werde. Verstärkter Einsatz von Schweinegülle könne P-Überschüsse bringen.
Er unterstützt das grundlegende Ziel der Düngeverordnung, die Nährstoffeffizienz weiter zu steigern und negative Folgen für die Umwelt zu vermeiden. Müller: „Deshalb hatten wir vorgeschlagen, die Pflicht zu Inhibitoren bei harnstoffhaltigen Düngemitteln auszuweiten.“
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.