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Pflanzenschutz

Pilzinfektionen gefährden Ernte: Schutz gegen massiven Schaden

Blattkrankheiten stören die Photosynthese, die Pflanzen werden im Wachstum behindert und Sporen breiten sich weiter aus. Global führt das zu einer Nahrungsmittelkrise.
am Mittwoch, 24.05.2023 - 11:45 (Jetzt kommentieren)

Pilze im Getreide kosten massiv Ertrag. Das weiß jeder, der in diesem Frühjahr Infektionen übersehen hat. Global ließen sich mit diesen fehlenden Lebensmitteln 4 Milliarden Menschen ernähren. Zudem können die Pilze auch direkt für den Menschen gefährlich werden.

Pilzinfektionen können Bestände massiv schädigen. Das Risiko ist in diesen Wochen wieder besonders hoch: Nach dem feuchten Frühjahr steigt mit höheren Temperaturen der Pilzdruck stark an.

Die ertragsrelevantesten Pilze im Weizen sind Mehltau, Septoria und Gelbrost oder auch Ramularia in der Gerste. Hinzukommen Krankheiten, die Qualitätsprobleme verursachen – allen voran Fusarien mit ihren Pilzgiften.

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Pilze vernichten Nahrungsmittel für bis zu 4 Milliarden Menschen

Pilze vernichten heute weltweit Nahrungspflanzen, mit denen 0,6 bis 4 Milliarden Menschen ernährt werden könnten. Konkret geht es um die Verluste bei den fünf wichtigsten Kulturen Reis, Weizen, Mais, Sojabohnen und Kartoffeln.

Der Trend wird sich durch die Erderwärmung weiter verschärfen – auch in den mitteleuropäischen Gunstlagen.

Zwei Wissenschaftlerinnen der Universitäten Kiel und Exeter (England) beschreiben das Dilemma: Auch hierzulande treten Pilzinfektionen aufgrund der steigenden Temperaturen häufiger auf. Gleichzeitig nehmen Resistenzen gegen Fungizide zu.

Pilzinfektionen: Bis zu 23 Prozent Ernteverluste auf dem Feld

Zwischen 10 und 23 Prozent der Ernten gehen schon heute weltweit durch Pilzbefall verloren – trotz des Einsatzes von Fungiziden. Weitere 10 bis 20 Prozent Verlust fallen nach der Ernte an.

Die Professorinnen Eva Stukenbrock und Sarah Gurr prognostizieren in einem Kommentar für die Fachzeitschrift Nature, dass sich die Pilzinfektionen mit der Erderwärmung stetig weiter Richtung der Pole ausbreiten werden.

Klimawandel: Mehr Pilzkrankheiten auch bei uns

Beispielsweise wurden in Irland und England bereits Infektionen mit Weizenstängelrost (Puccinia graminis) beobachtet – einem Erreger, der in den Tropfen auftritt.

Auch sehen die Wissenschaftlerinnen das Risiko, dass im Boden lebende, wärmetolerante Pilze auch Tiere und Menschen infizieren könnten. In Kalifornien führt beispielsweise der bodenbürtige Pilz Coccidioides zu jährlich rund 100.000 Infektionen am Menschen mit teils tuberkuloseähnlichen Symptomen.

Pilze können sich deshalb so stark ausbreiten, weil sie sehr widerstandsfähig und anpassungsfähig sind. Die Sporen einiger Arten bleiben im Boden bis zu 40 Jahre lang lebensfähig, andere Arten können mit dem Wind von einem Kontinent zum nächsten reisen.

Pilzinfektionen vermeiden: Neue Techniken, neue Wirkstoffe, resistentes Saatgut

Auf großen, genetisch einheitlichen Anbauflächen finden diese Erreger ideale Bedingungen für eine Massenvermehrung. Fungizide, die auf einen einzigen Prozess in der Pilzzelle abzielen, verlieren schnell an Wirkung, weil der Erreger den Wirkstoff abwehren kann. Höhere Aufwandmengen werden nötig, die weiter Resistenzen fördern.

Diesen Kreislauf gelte es zu unterbrechen, sonst drohten katastrophale Folgen für die Ernährungssicherheit, beschreiben die Wissenschaftlerinnen. Dazu brauche es kombinierte Ansätze, beispielsweise aus:

  • technischen Innovationen, um Pilzkrankheiten wirksamer zu erkennen und zu bekämpfen,
  • neuen Wirkstoffen, die den Pilz an mehreren Stellen statt an einer angreifen,
  • Saatgutmischungen mit höherer Pilzresistenz.
Mit Material von Universitäten Kiel und Exeter

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