Praxisversuch Wintergerste: Mehr Ertrag mit weniger Dünger

Die Brüder Alexander und Johannes Ruhe wollten es wissen: Wie weit lässt sich die Düngung reduzieren? Das Ergebnis überrascht. Im Video erklären die Junglandwirte ihren Versuch.

Wie weit lassen sich Aussaatstärke und Düngung bei der Wintergerste reduzieren? Die Brüder Alexander und Johannes Ruhe aus Lüsche im Landkreis Vechta wollten diese Frage in einem Gerstenversuch zur Ernte 2023 beantworten.
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Zwei Hybridgersten und eine Liniensorte im Vergleich
Zur Aussaat am 15. Oktober 2022 kamen auf ihrem 150-ha-Betrieb drei Sorten:
- Hybridsorte Loona: 175 keimfähige Körner/m²
- Hybridsorte Galileoo: 175 keimfähige Körner/m²
- Liniensorte Esprit: 320 keimfähige Körner/m²
Ein Streifen der Sorte Loona wurde zusätzlich teilflächenspezifisch mit 70 Prozent der Aussaatmenge gedrillt.
Drei Düngevarianten kamen in den Versuch:
- Nur Gülle im Frühjahr
- Gülle + 50 kg N/ha mineralisch
- Gülle + 80 kg N/ha mineralisch
Gerstenernte 2023: Üppige Bestände schneiden schlechter ab
Zur Ernte konnten die Brüden einen Parzellenmähdrescher nutzen, der beim Dreschen Ertrag, Hektolitergewicht und Feuchtigkeit misst.
Die Erträge lagen bei der Güllevariante zwischen 8 und 9 t/ha, bei +50 kg N/ha rund eine halbe Tonne niedriger und bei der +80 kg-Variante zwischen 7 und 8 t/ha. „Üppige Bestände scheinen dieses Jahr nicht unbedingt die bessere Wahl gewesen zu sein“, stellte Johannes Ruhe schon während des Dreschens fest.
„Eine zentrale Erkenntnis ist, dass die Zugabe von mineralischem Dünger keinen signifikant positiven Einfluss auf den Gerstenertrag hatte“, sagt Johannes Ruhe. „Im Gegenteil, es zeichnete sich sogar eine tendenziell negative Auswirkung auf den Ertrag ab.“
Das führen die Brüder auf eine unzureichende Wasserversorgung zurück. Die hat – wie schon in den letzten Jahren – die Aufnahme des Düngers und die Ertragsbildung behindert.
Weniger Düngung, aber mehr Ertrag und höheres Hektolitergewicht
Mit steigender Düngung nahm auch das Hektolitergewicht als wichtiger Indikator für Kornfüllung und -dichte deutlich ab: Die Güllevariante erreichte knapp 65 kg/hl, die +50 kg-Düngung zwischen 62 und 64 kg/hl und die +80 kg-Variante 60 bis 62 kg/hl.
Die Brüder leiten aus ihrem Versuch ab, dass sie künftig mehr Sorgfalt auf die Gerstendüngung legen müssen. Mineralischer Dünger bringe mittlerweile keine proportionalen Ertragssteigerungen mehr, gerade wenn es an Wasser fehle.
Reduzierte Aussaatstärke hat sich bewährt
Einen weiteren Hebel sieht Johannes Ruhe in einer reduzierten Aussaatstärke bei Hybridgerste. Für die kommende Aussaat peilt er 10 Prozent Reduktion an.
„Klar ist jedes Jahr anders. Wenn wir schwache Wuchsbedingungen bekommen, wäre die reduzierte Saatstärke von Nachteil. Aber die 180 Körner werden es wohl nicht mehr werden, sondern eher 160 Körner pro Quadratmeter.“ Einen ausführlichen Bericht ihres Praxisversuchs haben die Brüder auf ihrer Website veröffentlicht.
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