Auf Basis durchschnittlicher Erträge rechnen die Amerikaner demnach 2010 landesweit mit einer Maisernte von 163 Millionen Tonnen, das sind 13 Millionen Tonnen oder neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Mehraufkommen soll nach einem von Dürre- und Kälteproblemen geprägten Vorjahr vor allem durch bessere Flächenergebnisse zustandekommen, denn bei der Anbaufläche geht Washington lediglich von einem Plus von einem Prozent aus.
Eine Rolle bei der Ertragsentwicklung werden auch die Betriebsmittel spielen. So ist laut dem Bericht der Düngemitteleinsatz in der chinesischen Landwirtschaft seit 2004 spürbar gestiegen, unterbrochen von einem Knick im Jahr 2008, als deutlich höhere Preise die Nachfrage sinken ließen. Im Vermarktungsjahr 2009/10 sollen die Düngemittelpreise aber gegenüber dem Vorjahr wieder um rund 10 Prozent gefallen sein.
Durchschnittliche Weizenerträge
Spürbar steigen soll in diesem Jahr auch Chinas Weizenproduktion. Die US-Botschaft in Peking rechnet in ihrem aktuellen Marktbericht im Vergleich zu 2009 mit einer Zunahme der Erzeugung um knapp sechs Prozent auf 112 Millionen Tonnen. Nach schwierigen Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr soll sich die Weizenproduktion damit wieder erholen und etwa das Niveau des Jahres 2008 erreichen. Der Schätzung der US-Experten liegt die Annahme durchschnittlicher Erträge und eine Anbaufläche von 24,2 Millionen Hektar zugrunde, das sind ein Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich warnt die Botschaft vor zu optimistischen Prognosen der Behörden in den chinesischen Provinzen. Aufgrund der Struktur von Förderprogrammen, die sich nach der Produktion der Vorjahre richte, werde großzügigen Schätzungen des Getreideaufkommens Vorschub geleistet.
Amerikaner veranschlagen Reisproduktion auf 197 Millionen Tonnen
Die Reisproduktion Chinas im Wirtschaftsjahr 2010/11 veranschlagt die amerikanische Botschaft in Peking auf 197 Millionen Tonnen ungeschälte Ware; das ist ein Prozent mehr als im Vorjahr, was einzig auf eine Flächenausdehnung in ähnlicher Größenordnung zurückzuführen sein soll. Die wichtigste Nahrungspflanze der Asiaten wandert in China nicht ausschließlich in den Kochtopf. So gehen die Autoren des amerikanischen Berichts davon aus, dass im Wirtschaftsjahr 2009/10 rund 11 Millionen Tonnen Reis in die Futtertröge fließen.
Maisernte wahrscheinlich etwa 163 Millionen Tonnen
Wieviel Reis als Futtermittel verwendet wird, hängt stets auch von der Preisrelation zum Mais ab, der schätzungsweise einen Anteil von 55 Prozent bis 65 Prozent an den industriell hergestellten Mischfuttermitteln hat. Deren Marktanteil am gesamten Futtermittelaufkommen Chinas wird wiederum auf 50 Prozent bis 65 Prozent veranschlagt. Mit der erwarteten starken Produktionssteigerung beim Mais wird China kaum auf zusätzliche Importe angewiesen sein. Das Einfuhraufkommen wird in diesem und im nächsten Wirtschaftsjahr lediglich bei 150.000 Tonnen beziehungsweise 100.000 Tonnen Mais gesehen.
Hohe Maniokeinfuhren aus Thailand, Vietnam und Indonesien
Die Exporte sollen sich im ablaufenden Wirtschaftsjahr etwa in der Größenordnung der Einfuhren bewegen und 2010/11 auf rund 200.000 Tonnen steigen, womit das Land eine positive Außenhandelsbilanz beim Mais vorweisen könnte. Trotzdem hat der Stärkesektor Chinas in den vergangenen Jahren stark auf Importe zurückgegriffen, und zwar durch Lieferungen von Maniok aus Thailand, Vietnam und Indonesien. Die Einfuhren erreichten laut dem Bericht der US-Botschaft in Washington 2009 ein Volumen von 6,1 Millionen Tonnen. Bereits seit 2003, als ein Importzoll auf Maniokchips aus Thailand im Rahmen eines Freihandelsabkommens wegfiel, haben die Chinesen in steigendem Maße die auch als Cassava bezeichnete Pflanze eingeführt, unter anderem für Ethanolfabriken.
Staatliche Steuerung bei den wichtigsten Kulturen
Um eine ausreichende Inlandsversorgung des Getreidemarktes zu sichern, hat die Regierung in Peking laut Angaben der amerikanischen Botschaft ihre Exportförderinstrumente für Weizen, Mais und Reis bereits im laufenden Wirtschaftsjahr zurechtgestutzt. Dazu passt, dass die chinesische Regierung erklärtermaßen den Selbstversorgungsgrad oberhalb der Marke von 95 Prozent halten will. Dem steht eine aufgrund der Agrarstruktur häufig schwache Profitabilität der Getreideproduktion entgegen.
Weizen bei den Landwirten beliebt
So erreicht die durchschnittliche Flächenausstattung von Weizenfarmern in der zentralchinesischen Provinz Henan, wo mehr als ein Viertel des chinesischen Weizens angebaut wird, lediglich 0,35 Hektar. Auf dieser Basis ergibt sich laut den Berechnungen der US-Botschaft in Peking bei einem mittleren Hektargewinn im Weizenanbau von umgerechnet 511 Dollar (378 Euro) je Betrieb ein Profit von 179 Dollar (132 Euro). Dies wiederum entspricht etwa dem Monatsverdienst eines chinesischen Wanderarbeiters. Jedoch ist Weizen bei den Landwirten in den nördlichen chinesischen Ebenen trotzdem beliebt, weil dieses Getreide weniger Arbeit macht als Gemüse, Reis, Raps und andere Ölsaaten und die Bauern so teilweise in der Stadt arbeiten können.
Von schwachen Weltmarktpreisen profitiert
Dem Ziel eines hohen Selbstversorgungsgrads bei Getreide kommt in China der Wandel der Konsummuster entgegen. So ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Weizen in den ländlichen Haushalten Chinas laut dem Bericht der US-Botschaft in Peking im Jahr 2008 auf 62,7 Kilogramm gefallen, nach 76,3 Kilogramm im Jahr 2002. In den städtischen Haushalten soll die Entwicklung ähnlich sein. Allerdings vollziehen sich auch innerhalb des Getreidesegments Verschiebungen. Mit der zunehmenden Nachfrage nach Convenience-Produkten wie Fertignudeln, nach Keksen und feinen Backwaren wachsen die Ansprüche der Ernährungsindustrie an einheitliche Partien mit bestimmten Glutengehalten. Dies können die chinesischen Landwirte offenbar momentan aufgrund der einseitigen Ausrichtung staatlicher Förder- und Marktstützungsprogramme auf Menge statt auf bestimmte Qualitätskriterien nicht immer leisten. (AgE)
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