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Vergleichssystem

Reicht die Humus-Versorgung? Das bringt die App zum Humus-Check

Mann macht mit Handy Bild von einem Boden für den Humus-Check
am Freitag, 01.04.2022 - 10:52 (Jetzt kommentieren)

Humus ist enorm wichtig für die Bodenfruchtbarkeit. Doch was ist viel und was ist wenig? Der Humus-Check hilft da weiter, um genau das zu beurteilen. Ein bundeseinheitliches Bewertungssystem ordnet die eigenen Humusgehalte standortspezifisch ein.

Wie viel Humus im Boden gespeichert ist, hängt vor allem vom Standort ab. Das Thünen-Institut (TI) für Agrarklimaschutz bietet ein bundeseinheitliches Vergleichssystem: Die kostenlose Web-App finden Sie hier.  

Der Humus-Check ist nur für "normale" Mineralböden gemacht, nicht für Moorböden mit über 15 Prozent Humusgehalt. Die Probetiefe der Vergleichswerte ist auf

  • Äckern bis 30 cm,
  • Grünland bis 10 cm tief.

 

Mit dem Entscheidungsbaum der App zum Humusgehalt des Bodens

Laut Bundesbodenschutzgesetz sind standorttypische Humusgehalte zu erhalten. Die App hilft, per Entscheidungsbaum zu ermitteln, ob das der Fall ist. Sie unterscheidet 33 verschiedene Standortklassen.

Bei erfolgreichem Humusmanagement liegen die Gehalte wahrscheinlich im standorttypischen Bereich oder im besseren Fall sogar darüber. „Wenn Humusgehalte unter die standorttypischen Werte fallen, ist dies eine Warnung, dass die Humusversorgung nicht ausreicht“, sagt Dr. Axel Don, TI-Projektleiter.

Diese vier Informationen müssen Sie selbst beisteuern und eintippen

Vier wichtige Informationen zum Standort werden für die Einordnung abgefragt. So gelangen Sie zu der Antwort, wie hoch der Humusgehalt in Prozent in Ihrem Acker oder Grünland ist und ob er über den Vergleichswerten aus der bundeweiten Bodenzustandserhebung liegt oder nicht.

  1. Wie wird der Standort genutzt? Acker oder Grünland? In Grünlandböden ist etwa 30 Prozent mehr Humus gespeichert als in Ackerböden.
  2. Welche Textur hat der Boden? Ist er tonig, lehmig oder sandig?
  3. Wie hoch ist das C/N-Verhältnis des Bodens? Wie sieht die Schlaghistorie aus? Bei lange zurückliegender Moor- oder Heidevegetation sind etliche Böden im Nordwesten humusreich, auch wenn sie längst entwässert wurden. Diese Böden haben meist ein weites Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N). Der Humus-Check ist nicht für Moorböden mit über 15 Prozent Humusgehalt.
  4. Wie hoch ist der mittlere Niederschlag in mm pro Jahr? Regenreiche Standorte haben immer etwas mehr Humus als vergleichbare Standorte mit weniger Niederschlag.

Zu den Antworten gibt es jeweils Vorgaben. Wenn Sie die einzelnen Werte für Ihr Feld nicht kennen, können Sie Ihre Position auf einer Karte anklicken. Dann werden auf Basis der eigenen Koordinaten und aus Daten der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft Werte bereit gestellt zu

  • C/N-Verhältnis und
  • Niederschlagsmenge.

So speist sich das Vergleichssystem aus der bundesweiten Bodenzustandserhebung

Abgeleitet wurde das Vergleichssystem aus den Daten der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft. Die haben Bodenkundler von 2011 bis 2018 erhoben. Mehr als 3.000 Standorte wurden dazu im Raster von 8 x 8 km in ganz Deutschland beprobt und auf Humus analysiert.

Die App hilft, besser zu beurteilen, ob die Humusgehalte im guten standorttypischen Bereich liegen. Sie funktioniert recht einfach und liefert um so bessere Ergebnisse, je mehr Daten mögliche Nutzer eingeben.

Die Methoden und Ergebnisse zur App und zum System zum nachlesen sind als Thünen Report 75 erschienen. Den Bericht finden Sie hier zum kostenlosen Download.

Wenn die App zu wenig anzeigt: Diese Arbeiten fördern den Humusaufbau

Entscheidend für die Humusgehalte sind Mengen und Einträge an organischer Substanz (Biomasse) in den Boden. Diese Faktoren erhöhen die Humusgehalte langfristig:

  • Dauerhafte Begrünung auf Äckern mit Zwischenfrüchten (auch nach späträumenden Kulturen) und Untersaaten (in trockenen Regionen),
  • Fruchtfolgegestaltung mit Verbleib von Ernteresten (Stoppel, Stroh, Rübenblatt) auf der Fläche, Erhöhung der Wurzelbiomasse mit stark und tief wurzelnden Kulturen (etwa Luzerne) oder Sorten, Anbau mehrjähriger Kulturarten (Dauerkulturen, Acker-/ Kleegras, Energiepflanzen),
  • Organische Düngung mit Mist, Kompost, Gärrest oder Gülle, wobei das nicht zu umweltbelastenden Nährstoffüberschüssen führen darf.

Weitere humusfördernde Möglichkeiten sind laut TI:

  • Umwandlung von Acker zu Dauergrünland, etwa als Wechselwirtschaft oder auf Teilflächen etwa am Vorgewende oder als Pufferstreifen entlang von Gewässern,
  • Angepasstes Wassermanagement ohne vertiefte Drainage; auf grundwassernahen Standorten führt ein Anheben des Grundwasserstands zu erhöhten Humusgehalten,
  • Konservierende und reduzierte Bodenbearbeitung führt laut TI nicht zu Änderungen des Humusvorrats im Bodenprofil, sondern zu einer Humusanreicherung in den obersten Zentimetern des Bodens.
Mit Material von Thuenen-Institut (TI)

Humus-Check per App: Ist das Ackerbau der Zukunft?

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