Reis-Anbau verbinden wir oft mit atemberaubenden Landschaften in Asien. Viele haben Bilder von den beeindruckenden Reisterrassen auf Bali oder den Philippinen im Kopf, wo oft noch Wasserbüffel den Pflug für die Pflanzgräben ziehen. Wiebke Fuchs und Guido Leutenegger wagen hingegen kur vor Berlin das wohl nördlichste Reisanbau-Projekt der Welt.
Auch interessant: Die schönsten Ernte-Fotos: Mähdrescher und Traktoren im besten Licht
Wie die Landwirte zum Reis-Anbau kamen
Wiebke Fuchs und Guido Leutenegger waren eigentlich nur auf der Suche nach regionalem Fisch, den sie für ihre Direktvermarktung zukaufen wollten. Sie kontaktierten mit diesem Hintergrund die damaligen Besitzer des Teichland Linum, dann kam es aber ganz anders als gedacht. Es kam schnell zur Sprache, dass die damaligen Besitzer Teile des Fischzuchtbetriebs abgeben wollten.
Leuteneggers persönliches Ziel ist Natur- und Artenschutz mit der Nahrungsmittelproduktion in Einklang zu bringen. Das Teichland bietet dafür viele Möglichkeiten. So übernahm Leutenegger im Jahr 2020 kurzerhand ca. 25 Hektar des Teichland Linum, darunter auch die Fischteiche.
Mittlerweile werden nur noch in 5 von 12 Teichen Karpfen gezüchtet. Die Nachfrage nach ganzen Karpfen ist ins Stocken geraten, deshalb sind viele Teiche aus der Produktion genommen worden. Der Reis-Anbau könnte eine alternative Nutzungsmöglichkeit für die leeren Teiche sein.
Reis in Deutschland zwischen Wasserbüffeln, Bibern und Vögeln
Mit der asiatischen Idylle kann das Teichland fast mithalten. Durch den Einsatz von Wasserbüffeln, Bibern und anderen Naturschutzmaßnahmen ist eine artenreiche Sumpflandschaft entstanden.
Aussaat, Bewässerung und Herausforderungen beim Anbau
Trockenreis wird mit einer handelsüblichen Drillmaschine ausgesät und muss nicht geflutet, aber bewässert werden. Der Nassreis wird im Gegensatz dazu als Setzling gepflanzt und das Feld dauerhaft geflutet. Die ersten drei bis vier Zentimeter der Reispflanzen stehen im Wasser. Auf etwa 2,3 Hektar Fläche probieren Fuchs und Leutenegger sich im Anbau von Trocken- und Nassreis aus.
Es ist nicht ihr erster Versuch. Bereits im Jahr 2020 wagten sie den ersten Versuch Nassreis anzubauen. Zu dieser Zeit gab es nicht genug Mitarbeiter, die regelmäßig das Schilf aus den Teichen ziehen konnten. Der Reis wurde vom Schilf überwuchert und konnte nicht geerntet werden. Dieses Jahr sind sie besser vorbereitet.
Unkraut-Problem: Wöchentlich muss Schilf aus den Feldern gezogen werden
Auch dieses Jahr ist das Schilf ein großes Problem in dem Reis-Teich. Einmal wöchentlich geht das Team des Teichland Linum mit drei Personen die Anlagen ab und zieht per Hand das Schilf. Das dauert jedes Mal etwa 3 bis 4 Stunden. Bisher entwickeln sich die Pflanzen aber gut und sind gesund.
Tierische Bewohner schmälern Ertragserwartungen
Die Enten und Gänse des Teichlands schmeckt der Reis jetzt schon. Sie knabbern an den Spitzen der Reispflanzen. Das hat die Entwicklung der Pflanzen zurückgeworfen. Ihre Ertragserwartungen haben Fuchs und Leutenegger deshalb reduziert. Wenn der Reis bis zur Reife kommt, ist das Team mit etwa 5 bis 6 Tonnen von den knapp zwei Hektar Fläche zufrieden. Erfahrenere Betriebe streben eher das Doppelte an.
Die Vögel fühlen sich vor allem im Nassreis sehr wohl, der Trockenreis ist weniger betroffen. Wiebke Fuchs erzählte, dass sich die Tiere bereits in der Vergangenheit lieber am Teich aufhielten, in dem der Nassreis steht. Woran das liegt, wissen sie nicht.
Die Ernte ist etwa Ende September mit einem Mähdrescher geplant
Wiebke Fuchs ist zuversichtlich, dass es der Reis dieses Jahr bis zur Reife schafft. Jetzt braucht das Team vom Teichland Linum möglichst hohe Temperaturen bis in den September hinein. Vier bis sechs Wochen vor der Ernte wird das Wasser aus dem Teich des Nassreis abgelassen. Der Erntetermin ist etwa Ende September bis Anfang Oktober.
Es soll ein Parzellen-Mähdrescher eingesetzt werden, der sonst Getreideversuche in Kleinparzellen beerntet. Mit größeren Maschinen ist der Teich nicht befahrbar.
Reinigung, Trocknung und Vermarktung des regionalen Reis
Je nach Restfeuchte muss der Reis nach der Ernte getrocknet werden. Für das Entspelzen und Polieren haben sie bereits eine Getreidemühle gefunden, die den Reis aufbereiten kann. Hofläden und Restaurants aus der Region haben bereits Interesse am regional erzeugten Reis bekundet.
Außerdem soll der Reis über den Online-Shop von Guido Leutenegger verkauft werden. Um die Vermarktung macht sich das Team aus diesen Gründen bisher keine Sorgen.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.