Nach der langen Trockenheit und den Niederschlägen der letzten Tage sind mancherorts noch Ungräser und Unkräuter nachträglich aufgelaufen. Das passiert derzeit vor allem auf Schlägen, die einen guten Lichteinfall bis zum Boden ermöglichen, also dünn oder kurz stehen.
Welche Getreideherbizide sind gegen Spätverunkrautung zugelassen?
Heidi Saddedine, Pflanzenschutzberaterin im Landwirtschaftsamt Schwarzwald-Baar-Kreis in Baden-Württemberg, empfiehlt, genau zu prüfen, welche Herbizide für die Spätanwendung bis zum Fahnenblattstadium (BBCH 37 bis 45) zugelassen sind.
„Gegen Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Windhalm und andere ist nur noch der Einsatz von Axial 50 mit 1,2 l/ha bis zum voll entwickelten Fahnenblatt (BBCH 39) zugelassen.“
Auf Klette, Kamille, Distel und Co. kontrollieren

Auch das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Eifel aus Rheinland-Pfalz rät, kurz vor Schossende nochmals auf eine eventuell vorhandene Verunkrautung zu kontrollieren. Dazu gehören Klette, Kamille, Kornblume, Distel, Ackerwinde und Flughafer.
Allerdings müssen Sie nicht in jedem Fall handeln:
Nur Unkräuter, die eine Ernteerschwernis darstellen, sind von Relevanz. Behandlungen müssen dann vor dem Ährenschieben erledigt sein.
Gegen Ackerwinde und Disteln mit Wuchsstoffen
Die Empfehlung der DLR-Berater: „Gegen Klette reichen Fluroxypyr-Produkte, gegen Ackerwinde und Distel sind wuchsstoffhaltige Mittel (MCPA, Kinvara) zu bevorzugen. Besonders bei Disteln sind zu diesem Zeitpunkt die Chancen für eine nachhaltige Ausschaltung am besten.“
Achten Sie bei wuchsstoffhaltigen Mitteln auf empfindliche Nachbarkulturen! Um den Bestand optimal zu durchdringen, empfehlen sich ein höherer Wasseraufwand und eine geringere Fahrgeschwindigkeit.
Zugelassene Herbizide zur Spätanwendung in Wintergetreide
Das DLR Eifel gibt hier eine Übersicht möglicher Getreideherbizide für die Spätanwendung. Angegeben sind der letztmögliche Anwendungstermin (BBCH) und die maximale Aufwandmenge pro ha. Sofern nicht für Winter- (Wi.) oder Sommergetreide (So.) angegeben, gelten die Angaben für beides.
- Ariane C: BBCH 39 (Wi.); 1,5 l/ha
- Biathlon 4D + Dash: BBCH 39; 70 g + 1,0 l
- Croupier OD: BBCH 39; 0,67 l
- Fluroxane 180, Flurane 180, Pyrat: BBCH 39 (Wi.), 1,0 l
- Kinvara: BBCH 39; 3,0 l
- Lodin: BBCH 39; 1,0 l (Wi.), 0,75 l (So.)
- Omnera LQM: BBCH 39; 1,0 l
- Pixxaro EC: BBCH 45; 0,5 l
- Pointer Plus: BBCH 39; 50 g
- Pyrat XL: BBCH 45 (Wi.); 1,8 l
- Saracen: BBCH 39 (Wi.); 0,15 l
- Saracen Max: BBCH 39 (Wi.); 25 g
- Tomigan 200: BBCH 45 (Wi.)/39 (So.); 0,9 l
- Tomigan XL: BBCH 39 (Wi.); 1,5 l
- Turbine 50G: BBCH 39 (Wi.); 0,125 l
- U 46 M-Fluid u.a.: BBCH 39; 1,4 l
- Upton: BBCH 39 (Wi.); 0,1 l
- Zypar: BBCH 45; 1,0 l
- Axial 50: BBCH 39; 0,9 l
Praxistipp zum Schluss
Kommt eine chemische Bekämpfung nicht mehr in Frage, sollten Sie die Schläge notieren. So lässt sich nach der Ernte das vorhandene Samenpotential im Boden leichter ackerbaulich dezimieren, beispielsweise durch Bodenbearbeitung oder Fruchtfolge.
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