In den vergangenen Tagen haben einige Landwirte eher ungläubig auf die Messgeräte geschaut, die die Feuchtigkeit im Weizen bestimmen, berichtet der Landvolk Pressedienst. Mit 14,5 Prozent Feuchtigkeit könne das Getreide abgeliefert werden, ohne dass zusätzliche Trocknungskosten anfallen. Die Hitze hat in den vergangenen Tagen zu einer überraschend schnellen Abreife geführt.
„Wir haben gestern angefangen zu dreschen, und die Erträge sind durchschnittlich. Allerdings ist die Kornausbildung bei den frühen Sorten recht schwach“, zitiert das Landvolk einen niedersächsischen Bauern. Es war einfach zu trocken. Jetzt hoffen die Landwirte auf die späteren, ertragreicheren Sorten.
Zu wenig Sonne und zu trocken
Fest steht, dass insgesamt die Sonne zur Ertragsbildung fehlte. Trotzdem war es noch zu trocken. „Mein Eindruck ist, dass die Ernte nicht so gut wird, wie wir das noch vor wenigen Wochen erwartet haben. Die Landwirte, die ihren Weizen hier abliefern, sprechen von 70 bis 75 Dezitonnen je Hektar“, sagt Andreas Höweling von Agravis. Der Agarvis-Teamleiter für die Region Hildesheim sieht bei den späteren Sorten noch deutlich Luft nach oben, obwohl die Qualität und die Kornausbildung im Gegensatz zum Ertrag recht zufriedenstellend seien.
Geringe Weizenernte könnte Preise beflügeln
So turbulent, wie sich das Wetter im Frühjahr und Sommer 2016 zeigte, so turbulent ist auch der Weizenmarkt. „Es ist keine klare Tendenz erkennbar, aber durch die hohen Ausfälle in Frankreich hat der Weizenpreis einen Impuls nach oben bekommen. In Rumänien wurde Weizen mit guten Qualitäten und Erträgen geerntet, die Ungarn haben große Probleme mit Fusarien, also mit Pilzbefall“, beschreibt Hirschfeld die Situation in Europa. Überall wurden die Ernteschätzungen nach unten korrigiert. Dies könne aber den Markt auch beflügeln, hofft der Landwirt.
Wenig Vorkontrakte: "Der Markt muss kaufen"
Die Vorkontrakte liegen nur bei einer Menge von um die 20 % des Gesamtvolumens, die unsichere Marktlage mit sinkenden Preisen hat auch die Verarbeiter zu zögerlichen Dispositionen veranlasst. „Der Markt muss kaufen“, prognostizierte Alfred Reisewitz von der Agravis. Stephan Weiterer vom gleichnamigen Landhandel dagegen befürchtete, die Talsohle könne noch nicht erreicht sein.
Jürgen Hirschfeld riet: „Immer die Hand am Puls des Marktes haben, um auch kleine Chancen zu nutzen“. Der Markt brauche das Getreide in allen Qualitätsstufen und schon bald auch wieder kontinuierlich. Gerade in Niedersachsen könnten die Landwirte bei der Verwertung wählen zwischen Ernährung, Verfütterung, Bioenergie und Export.
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