Wie lässt sich die Artenvielfalt im produktiven Getreidebau erhöhen? Antworten sucht das vierjährige Projekt Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat. Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Weitere Testbetriebe mit Weizenflächen ab 15 ha können diesen Herbst noch mitmachen.
Seit 2020 sind 60 konventionelle Betriebe dabei, betreut vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) und vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Ihnen werden für Mindererträge 400 Euro/ha vergütet und das Saatgut für die Untersaat gezahlt.
30 cm Reihenabstand und mehr: Wie sieht das System weite Reihe aus?
Wird Getreide in weiten Reihen mit 30 cm Abstand angebaut, in denen niedrigwüchsige Blühpflanzen gesät werden, steigert das die Artenvielfalt enorm. Die Untersaat wirkt zudem positiv auf die Bodenfruchtbarkeit. Unter dem Strich sind weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel nötig, so dass sich auch Arbeitsgänge einsparen lassen.
Im Projekt werden Winterweizen und Sommergerste bisher auf mindestens 1 ha angebaut. Dabei werden 3 bis 4 jeweils 0,25 ha große Varianten geplant, mit und ohne Untersaat und mit etlichen Saat- und Düngevarianten. Von der Saat bis zur Ernte wird meist kein Herbizid eingesetzt, wobei nach Absprache Ausnahmen möglich sind. Dieses Jahr findet alles auf größeren Schlägen statt.
Wie setzt sich die Untersaat in Getreide in den weiten Reihen zusammen?
Ausgesät wird das Getreide mit rund 30 cm Reihenabstand. Die Saatmenge wird auf 70 Prozent der betriebsüblichen Menge gesenkt und die Düngung ebenfalls reduziert. Die blütenreiche Untersaat besteht zu rund 80 Prozent aus Leguminosen, etwa
- Inkarnatklee,
- Weißklee,
- Schwedenklee,
- Hornklee,
- Rotklee.
Weitere anderen Arten sind zu etwa 15 Prozent niedrigwüchsige Kräuter, etwa
- Spitzwegerich,
- Leindotter,
- Koriander,
- Serradella,
- Hopfenluzerne,
- Ringelblume.
In der Sommerung wie in der Winterung sind noch je vier weitere Arten vertreten.
Was zeigen erste Ergebnisse des Projekts mit weiten Reihen in Getreide?
2021 konnten in den Reihen mit Untersaat mehr Pflanzenarten erfasst werden als in Normalsaaten. Das waren durchschnittlich bei weiten Reihen (in Klammern im Vergleich zu normalen Reihenabständen):
- 14 in Winterweizen (3),
- 18 in Sommergerste (4).
Die Forscher fanden doppelt so viele Spinnen und Insekten. Vor allem Bienen, Hummeln und Schmetterlinge tummelten sich darin. So übersteigt die Insektenmasse die in der Normalsaat um ein Vielfaches.
Bis zu 30 Prozent weniger Ertrag: Wie wirtschaftlich ist die Weite Reihe?
Der größere Reihenabstand senkt die Erntemenge zwischen 25 und 30 Prozent. So lag der Deckungsbeitrag bei Sommergerste im ersten Erntejahr 2020 bei durchschnittlich gerade 140 Euro/ha bei den Untersaatparzellen. Das sind rund 225 Euro/ha weniger als bei Normalsaat.
Natürlich sind die Kosten für Pflanzenschutzmittel und Dünger geringer. Erste Empfehlungen sprechen davon, 50 bis 70 Prozent der üblichen Düngermenge einzusparen. Zudem entfällt der Arbeitsgang zur Zwischenfruchteinsaat.
Was ist noch zu klären und wie ist die weite Reihe zu optimieren?
Weitere Versuche müssen die weite Reihe noch optimieren und vor allem die Wirtschaftlichkeit steigern. Besser abzuklären sind beispielsweise folgende Faktoren:
- optimale Zusammensetzung der Untersaat,
- bessere Unkrautregulierung,
- eingesparte Dünger- und Pflanzenschutzmengen.
Was ist der Hintergrund zum Projekt mit blühender Untersaat in Getreide?
Ziel ist es, im Getreidebau die Pflanzenvielfalt, die Anzahl und Vielfalt von Insekten, Feldvögeln und anderen Wirbeltieren zu erhöhen und das Bodenleben zu fördern. Gleichzeitig soll die Getreideerzeugung nicht beeinträchtigt werden.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) fördert das Projekt noch bis November 2023. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Welche Betriebe werden 2022 für blühende Untersaaten in Getreide gesucht?
Für 2022 werden noch Betriebe gesucht, die mit Winterweizenflächen von rund 15 ha beim Projekt mitmachen. Nötig für die Teilnahme sind folgende Bedingungen:
- homogene Schläge oder Teilschläge von rund 10 bis 20 ha, wovon die eine Hälfte für die Versuche und die andere Hälfte als konventioneller Vergleich dient,
- keine aktuell bestehenden Unkrautprobleme,
- Saat Winterweizen bis Anfang Oktober 2022 mit 30 cm Reihenabstand oder Doppelreihe mit 37,5 cm,
- reduzierte Saatdichte auf 70 Prozent der betriebsüblichen Menge
- abgesenkte Düngung,
- gleichzeitige oder vorherige Saat der Untersaat mit 10 kg/ha,
- kein Einsatz von Herbiziden und Insektiziden nach der Saat.
Interessierte melden sich beim Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB), Böcklinstr. 27, 68163 Mannheim, E-Mail bluehsaat@ifab-mannheim.de, Tel. 0621 / 3288790
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