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Das Märchen von der Getreidebiene

Weizenbienen-Fauxpas: Landwirte reagieren auf Entschuldigung des ZDF

Weizen ist wie alle Getreidepflanzen ein Selbstbestäuber. Das lernen Kinder in der Grundschule. Beim ZDF war diese Information offenbar noch nicht bekannt.
am Donnerstag, 04.05.2023 - 10:00 (6 Kommentare)

Nach einer Fehlinformation in der Sendung „PlanB“ entschuldigt sich der Sender ZDF - jedoch nicht im Fernsehen, wo der Fake verbreitet wurde, sondern nur per Twitter. So reagieren Landwirte im Netz darauf.

Ende März zeigte das ZDF die „planB“-Dokumentation mit dem Titel „Licht aus! Sterne an!“ zum Thema Lichtverschmutzung. Darin geht es unter anderem um die Auswirkungen von nächtlicher Dauerbeleuchtung auf Insekten. In diesem Zusammenhang wurde jedoch behauptet, dass Insekten „Pflanzen bestäuben, darunter die meisten Getreidesorten“.

Das stimmt nicht! Getreidepflanzen sind Selbstbestäuber. Die Befruchtung erfolgt im Normalfall schon in der noch geschlossenen Blüte, dazu braucht es keine Insekten. 

Agrarheute berichteteInsekten bestäuben Getreide? ZDF blamiert sich mit Biologieunwissen

ZDF entschuldigt sich nur per Twitter

Dass dem Sender hier ein Recherche-Fehler passiert ist, darauf haben zahlreicher Zuschauer in den Sozialen Medien hingewiesen. Zwei Tage später folgte eine Entschuldigung von ZDF auf Twitter.

Darin heißt es „Bei der Recherche zur Sendung ist uns leider ein inhaltlicher Fehler unterlaufen. Getreide wird nicht, wie im Film dargestellt, durch Bienen bestäubt.“

Weiterhin gibt der Sender bekannt, dass erdie Folge in der Mediathek aktualisiert hat und eine korrigierte Version veröffentlicht wurde. Die Falschaussagen wurden aus der Doku gelöscht.

User reagieren empört auf ZDF-Entschuldigung

Einige Landwirte sind trotz der Entschuldigung enttäuscht vom Fernsehsender ZDF. Das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt hat über den Fehler in der Sendung berichtet und den Beitrag auf seiner Facebook-Seite geteilt. Darunter hat Bauer Willi, ein Landwirt und promovierter Pflanzenbauer aus dem Rheinland, auf die Entschuldigung von ZDF auf Twitter aufmerksam gemacht.

Facebook-Nutzer Klaus Weber schreibt daraufhin, die Entschuldigung sei ein kleiner Anfang, empört sich aber auch über die Art der Entschuldigung. Wie auch weitere Kommentatoren beklagen, habe er gar keinen Twitter-Account. Auch Facebook-Nutzer Andreas Richter ist der Meinung „Die Entschuldigung sollte im TV erfolgen, da wo der Fake verbreitet wurde!“

Auch unter der Twitter-Entschuldigung des ZDF hagelte es Empörung und Kritik. Twitter-Nutzer bezeichnen den Fehler als „peinlich“ und werfen dem Sender sogar Manipulation, Oberflächlichkeit und gezielte Falschinformation vor.

Öffentlich-rechtliche Formate innerhalb der Landwirtschaft in der Kritik

Bereits Ende letzten Jahres gab es einen großen Aufreger aufgrund einer Ausstrahlung mit Fake News bei einem öffentlich-rechtlichen Sender. In der Sendung „3 nach 9“ verbreiteten Hannes Jaenicke und Sky du Mont Falschaussagen über die Haltung von Kälbern. Moderatorin Judith Rakers bekräftigte die extremen Aussage in der Diskussion noch und bremste Jaenicke und du Mont nicht ein.

Auch hier erfolgte eine Entschuldigung des Senders vorerst überwiegend per Internet. Erst knapp zwei Monate später, im Januar 2023, kam es zur Stellungnahme innerhalb der Sendung "3 nach 9". Rakers und du Mont entschuldigten sich ebenfalls für den Fehler. Du Mont besucht im Januar einen Milchviehbetrieb in Niedersachsen, um sich ein Bild von echter Landwirtschaft zu machen.

Jaenicke hingegen drehte den Spieß um und sprach von einem Shitstorm, der auf ihn einprasselte. Viele Agrarblogger reagierten auf Jaenickes Falschaussagen und klärten auf ihren Social-Media-Profilen darüber auf.

 

In einer vorherigen Version des Beitrags haben wir geschrieben, dass es nach den Falschaussagen in der Sendung "3 nach 9" über die Haltung von Kälbern keine Entschuldigung des Senders im Fernsehen gegeben haben soll, sondern nur per Internet. Das war nicht korrekt; der NDR legte im Januar 2023 auch im TV nach. Wir haben unseren Beitrag entsprechend angepasst. 

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