agrarheute: Schadverdichtungen und hoher Druck sind Gift fürs Bodenleben. Wie stelle ich fest, wann mein Boden befahrbar ist?
Prof. Volk: Steigen Sie vom Schlepper ab und gehen über Ihren Acker oder die Wiese. Wenn die Arbeitsschuhe schon einsinken oder der Spaten zu leicht in den Boden geht, ist auf Abtrocknen zu warten. Es kommt auf Jahreszeit, Wetter, Zeitdruck und Arbeitsplan an. Leichte Maschinen mit großen Reifen oder Kontaktflächen und niedrigem Druck können eher starten.
Wie erkenne ich bodenschonende Reifen?
Beim Kauf ist auf radiale, große, breite Reifen mit flexiblen Flanken zu achten, freigegeben vom Hersteller für niedrige Reifendrücke bei bestimmter Radlast. Je weniger Reifendruck Sie brauchen, etwa 0,8 bar, umso bodenschonender können Sie arbeiten. Bei der Straßenfahrt ist der höhere Reifendruck, etwa 1,6 bar am Traktor, für mehr Verkehrssicherheit richtig. Neben der Reifenbezeichnung sind Tragfähigkeit und Geschwindigkeitsfreigabe wichtig.
Weniger Schlupf spart Diesel und bringt gleichmäßigere Erträge
Wie viel bringen flache Spuren und wenig Schlupf?
Wer seinen Boden besser behandelt, hat höhere Erträge und niedrigere Kosten. Die Gewinnunterschiede zwischen dem Durchschnitt und den Bodensensiblen betragen rund 200 Euro/ha im Jahr. Jeder Zentimeter Spurtiefe bedeutet Verdichtungsarbeit und kostet 10 Prozent mehr Diesel. Bei 10 cm tiefen Spuren verdoppelt sich der Verbrauch.
Was verursachen tiefe Spuren und Schlupf?
Schlupf ist Vorfahrtverlust, er radiert die Stollen ab, schädigt die Bodenporen und das Bodenleben, besonders die senkrechten Regenwurmgänge, und beeinträchtigt die Lebendverbauung des Bodens. Die Folgen sind flachere Wurzeln durch Sperrschichten, weniger Wasserlieferung bei Dürre, schlechtere Düngernutzung und Ertragsverzicht. Auch gleichmäßige Pflanzenhöhen sind ein Indiz.
Wie viel Schlupf darf bei tragfähigen Böden sein?
Beim Schlupf ist beim schweren Zug mit dem Grubber 10 Prozent nicht zu überschreiten; weniger ist besser. Bei 20 Prozent Schlupf fräst der Reifen eine tiefere Spur in den Boden, bei der wirklichen Vorfahrt werden 10 Prozent verschenkt und die Flächenleistung sinkt um 10 Prozent. Sie brauchen 10 Prozent mehr Arbeitszeit und erhöhen den Dieselverbrauch auf 150 Prozent. Das heißt mehr Abgas, mehr Feinstaub, mehr CO2....
...Ihr Tipp?
Meine Empfehlung lautet: Leichte Traktoren nutzen, die gut bereifen, den Reifendruck einstellen und passend zur Arbeit ballastieren. Schlepper müssen bodenparallel ziehen. Richtiges Ballastieren und angepasster Reifendruck sind wirksam für effektive Flächenleistung.
Das leistet und kostet eine Reifendruckregelanlage
Was bringt mehr, breitere Reifen oder eine Reifendruckregelanlage?
Beides zählt. Die großen Reifen mit variablem Druck, einstellbar in der Kabine. Geeignet sind IF- oder VF- Reifen von Michelin oder BKT. Für den Preisunterschied empfehle ich einen Reifendruckregler. Mit beidem bringt der Traktor bis zu 15 % mehr Zugleistung bei gleichem Schlupf. Der 150-PS-Schlepper erreicht die gleiche Leistung wie der teurere mit 185 PS. Die große Preisdifferenz zahlt sich aus.
Wieviel Euro/ha spart eine Reifendruckregelanlage?
Wenn der Unterschied im Gewinn bei guten Betrieben bis 200 Euro/ha im Jahr ausmacht, dann bestimmen Wissen und Können. Erfolgreiche Betriebsleiter nutzen bessere Werkzeuge. Das richtige Timing bis zur Mulch- bis zur Direktsaat gehören dazu, weiter günstige Mechanisierung, flexible Reifen, variabler Ddruck, Lenksystem, Datenerfassung. Der Druckregler für 4 Reifen ist ab circa 6.000 Euro zu haben. Er spart 10 Prozent Diesel ein, bringt mehr Flächenleistung und sichert den Ertrag ab.
Schadverdichtungen kosten unterm Strich bis 250 Euro/ha
Geben Sie dafür ein konkretes Rechenbeispiel?
Wer den Traktor im Jahr für 20.000 Euro betankt, spart rund 2.000 Euro an Diesel. Zusammen mit der besseren Vorfahrt, dem komfortablen Arbeiten durch die Luftfederung und dem gleichmäßig hohen Ertrag verdreifache ich die Ersparnis beim Dieselverbrauch. So habe ich einen Vorteil von rund 6.000 Euro pro Jahr. Die Reifendruckanlage bezahlt sich oftmals nach ein bis vier Jahren.
Was also kosten Verdichtungen unterm Strich?
Schadverdichtungen kosten Ertrag und Gewinn, je nach Ausmaß 50 bis 250 Euro/ha. Darum nutzen Experten variable Reifendrücke, um sie möglichst zu vermeiden. Variabler Reifendruck hilft bei nachhaltiger Arbeit.
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