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Lagervermeidung

Wintergerste: Wachstumsregler noch vor Ostern nötig?

Einsatz von Wachstumsreglern in Wintergerste
am Mittwoch, 13.04.2022 - 11:26 (Jetzt kommentieren)

Die Gerste geht aktuell ins Schossen über. Wachstumsregler könnten bei der warmen Witterung noch vor den Feiertagen sinnvoll sein.

Der Winterweizen hat im Südwesten das Bestockungsende (BBCH 29) erreicht und die Wintergerste ist vielerorts mit dem 1-Knoten-Stadium im Schosswachstum. Sie sollten jetzt Ihre Bestände kontrollieren und die Gerste bei Bedarf zwischen dem 1- und 2-Knoten-Stadium (BBCH 31/32) einkürzen.

Wachstumsregler reduzieren das Lagerrisiko von weniger standfesten Sorten und sichern die Erträge und die Qualität. Die Getreidearten sind unterschiedlich standfest, wobei Winterweizen die besten und Winterroggen die schlechtesten Werte hat.

Was ist beim Einsatz von Wachstumsreglern zu beachten?

Wenn Halmverkürzer verwendet werden, müssen die Rahmenbedingungen passen. Auf folgende Punkte sollten Sie besonders achten:

  • nur bei wüchsigem Wetter einsetzen,
  • nicht bei Nachtfrostgefahr oder starken Temperaturschwankungen,
  • bei starker Sonnenstrahlung Aufwandmenge verringern, vor allem bei Trinexapac,
  • geschwächte Bestände nicht behandeln.

Welche Tankmischungen sind mit Halmverkürzern möglich?

Vorsicht ist bei Tankmischungen geboten: Im Mix mit Herbiziden sind Mindererträge möglich. Grundsätzlich sollten Sie keine Herbizide mit Carfentrazone oder Bifenox (Antarktis, Artus, Fox, u. a.) zumischen.

Bei Tankmischungen mit Azol-Fungiziden ist die Aufwandmenge um 25 Prozent zu reduzieren.

Bei Mischungen aus ethephonhaltigem Wachstumsregler und Azol-Fungiziden muss die Anwendung vor dem Grannenspitzen oder Ährenschieben abgeschlossen sein. Später sind Pflanzenschäden möglich.

Welche Wachstumsregler in dichten Gerstenbeständen wählen?

Der Einsatz und die Mittelmenge richten sich nach Sorte, Standort, Stickstoffdüngung, Wasserverfügbarkeit, Bestandsentwicklung und dem Wärmeanspruch des Mittels.

„In dichten, gut entwickelten Gerstenbeständen empfehlen sich Mittel mit dem Wirkstoff Trinexapac“, sagt Heidi Saddedine, Pflanzenschutzberaterin im baden-württembergischen Schwarzwald-Baar-Kreis. Trinexapac wirke gleichmäßig auf Haupt- und Nebentriebe. „In dünnen Beständen kann ein früher, moderater Einsatz von Chlormequat-Mitteln die Nebentriebe fördern.“

Wie oft sollte die Wintergerste eingekürzt werden?

„Für eine nachhaltige Einkürzung der Wintergerste ist in der Regel eine Doppelbehandlung erforderlich“, sagen die Pflanzenbauberater des Dienstleistungszentrums ländlicher Raum (DLR) Westerwald/Osteifel. „Der Einkürzungseffekt einer erfolgreichen Einmalbehandlung wird oft durch eine verstärkte Streckung gegen Ende des Schossens wieder kompensiert.“

Die DLR-Experten empfehlen, zu Beginn der Schossphase in BBCH 31/32 eine erste Behandlung zu setzen und sie zu BBCH 39 mit 0,3 bis 0,5 l/ha Ethephon-Präparaten zu ergänzen.

Welche Wachstumsregler empfehlen sich je nach Sorte?

Wie lageranfällig sind Ihre Sorten? Mit dem Digitalen Sortenführer von agrarheute schätzen Sie das Risiko mit einem Blick ein. Wählen Sie auf www.sortenführer.de einfach "Standfestigkeit" als wichtigstes Kriterium und sehen Sie das Sortenranking.

Die Berater des DLR empfehlen je nach angebauter Wintergerstensorte folgende Strategien (Angaben in l/ha, die höhere Dosis gilt für üppige Bestände; geringere wählen, je näher es zum Ährenschieben kommt):

Zweizeilige (wie Bordeaux, California, Moselle, Valhalla) und mehrzeilige Sorten (SU Ellen, KWS Orbit, SY Galileoo, Esprit):

  • BBCH 31/32: Trinexapac-ethyl (0,4-0,6); BBCH 37/39/49: Ethephon (0,25-0,4)
  • BBCH 31/32: Prodax (0,4-0,6); BBCH 37/39/49: Ethephon (0,25-0,4)
  • BBCH 31/32: Fabulis (0,9-1,2); BBCH 37/39/49: Ethephon (0,3-0,5)

Mehrzeilige Sorten wie KWS Flemming, KWS Meridian, KWS Higgins, Lomerit:

  • BBCH 31/32: Trinexapac-ethyl (0,6); BBCH 37/39/49: Ethephon (0,3-0,6)
  • BBCH 31/32: Prodax (0,5-0,7); BBCH 37/39/49: Ethephon (0,3-0,6)
  • BBCH 31/32: Fabulis (0,9-1,5); BBCH 37/39/49: Ethephon (0,3-0,6)

Die Aufwandmengen sind Richtwerte in Abhängigkeit der Lageranfälligkeit. Alle Wachstumsregler wirken stärker bei wüchsigen Temperaturen und hellen Sonnentagen.

Verringern Sie die Dosis bei Temperaturen über 25°C, bei Mischungen mit Fungiziden (Azole) und/oder bei Trockenheit (bisher nur auf sehr leichten Böden zu erwarten). Die Anwendung ist dann außerdem auf die Abendstunden zu verschieben.

Mit Material von DLR Westerwald/Osteifel, LRA Schwarzwald-Baar-Kreis
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