Saatgutvermehrung ist einarbeitsintensives Geschäft: Viel Handarbeit ist nötig, um Fremdbesatz und Abweichungen von der Norm herauszufiltern. Schließlich wächst hier Z-Saatgut, an das die Anbauer zu recht hohe Ansprüche stellen dürfen.
Wenn die Saatgutqualität passt, geben die Anerkenner in der Feldbesichtigung grünes Licht. Die Vermehrer erhalten ihre Zuschläge und das Saatgut darf in Umlauf gelangen.
Vermehrungsflächen zeigen die Bedeutung einer Sorte
Der Blick auf die Vermehrungsflächen ist insofern interessant, weil er einen recht guten Anhaltspunkt gibt, welche Sorten künftig an Bedeutung gewinnen und welche verlieren könnten.
Das hängt damit zusammen, dass der Anbauumfang in der Saatgutproduktion – anders als auf den Praxisflächen – sortenscharf erfasst wird.
Wieder weniger Getreide vermehrt
Die Arbeitsgemeinschaft der Anerkennungsstellen für landwirtschaftliches Saat- und Pflanzgut hat für agrarheute die aktuellen Vermehrungsflächen für das Wintergetreide der Ernte 2020 ausgewertet:
Nach witterungsbedingten deutlich erweiterten Vermehrungsflächen im vergangenen Jahr haben die Züchter und Vermehrer zur Ernte 2020 ihre Umfänge wieder deutlich zurückgeschraubt. Am deutlichsten ist das beim Weizen zu sehen, der 7 Prozent Fläche verloren hat.
Die Wintergerste verbucht nur rund 2 Prozent Verluste. Sie wird in diesem Jahr auf 26.560 ha vermehrt, das sind 941 ha weniger als im Vorjahr. Nach stetigen Zuwächsen in den vergangenen drei Jahren ist damit eine leichte Stagnation festzustellen.
Alle Zahlen sind derzeit noch vorläufig, weil die Vermehrungsbetriebe bis zum Beginn der Feldbesichtigungen noch Flächen zurückziehen oder nachmelden können.
Neue Nummer eins bei den Mehrzeiligen
Die stärkste Mehrzeilige ist in diesem Jahr KWS Orbit, die in den letzten zwei Jahren mit plus 1.100 ha beziehungsweise plus 1.220 ha nach vorne katapultiert wurde. Aktuell führt sie die Rangliste mit 2.766 ha an.
Auf Platz zwei folgt KWS Kosmos (2.170 ha), die 1.000 ha verloren hat und damit ihre Spitzenposition nach mehreren Jahren abgeben musste.
Bemerkenswert sind stärkere Verluste bei den Sorten Quadriga, SU Ellen und KWS Meridian.
Top-Ten mehrzeilige Wintergerste
Hier die Rangliste der zehn in diesem Jahr meistvermehrten mehrzeiligen Wintergersten in ha. In Klammern sind jeweils die Flächen von 2019 angegeben, dahinter die Veränderung (H = Hybridsorte).
1. KWS Orbit | 2.776 ha | (2019: 1.546 ha) | +1.220 ha |
2. KWS Kosmos | 2.170 ha | (3.165 ha) | -996 ha |
3. Quadriga | 1.570 ha | (2.068 ha) | -499 ha |
4. KWS Higgins | 1.522 ha | (1.616 ha) | -94 ha |
5. SU Jule | 1.280 ha | (1.103 ha) | +177 ha |
6. Lomerit | 1.181 ha | (1.264 ha) | -83 ha |
7. SY Galileoo (H) | 959 ha | (1.195 ha) | -236 ha |
8. SU Ellen | 876 ha | (1.386 ha) | -511 ha |
9. KWS Meridian | 682 ha | (1.606 ha) | -924 ha |
10. KWS Flemming | 560 ha | (378 ha) | +182 ha |
Top-Ten zweizeilige Wintergerste
Zwei Sorten führen die Rangliste immer noch an, aber nicht mehr mit so großem Vorsprung wie in den letzten Jahren. California auf Platz eins fällt um 180 ha auf 1.927 ha, Sandra auf Platz zwei kommt auf 1.798 ha (minus 100 ha).
Die ab Platz drei folgenden Sorten waren in der Vergangenheit mit fast 1.500 ha Unterschied weit abgeschlagen. In diesem Jahr gibt es mit Bordeaux nun erstmals eine starke dritte Sorte: Sie wird von bedeutungslosen 33 ha im Vorjahr auf 750 ha nach vorne geworfen.
1. California | 1.927 ha | (2019: 2.105 ha) | -177 ha |
2. Sandra | 1.798 ha | (1.897 ha) | -98 ha |
3. Bordeaux | 750 ha | (33 ha) | +717 ha |
4. KWS Somerset | 490 ha | (300 ha) | +190 ha |
5. Valerie | 314 ha | (235 ha) | +79 ha |
6. KWS Moselle | 310 ha | (10 ha) | +301 ha |
7. SU Ruzena | 224 ha | (157 ha) | +67 ha |
8. SU Vireni | 223 ha | (412 ha) | -189 ha |
9. KWS KWS Liga | 164 ha | (436 ha) | -273 ha |
10. Lottie | 161 ha | (228 ha) | -67 ha |
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