Blattläuse und Zikaden lieben das frisch aufgelaufene Getreide im 1- bis 2-Blatt-Stadium. Mildes Wetter fördert den Zuflug. Ist die Schadschwelle überschritten, ist ein Insektizideinsatz gerechtfertigt, um Folgeschäden zu verringern.
Denn nach dem Auflaufen und bei milder Witterung mit Tagestemperatur über 10 °C ist die Gefahr für eine Virusinfektion ab dem 2-Blatt-Stadium besonders groß, berichtet Pflanzenbauberaterin Heidi Saddedine vom Landwirtschaftsamt Schwarzwald-Baar-Kreis. Während des Saugens tragen Blattläuse und Zikaden das Virus weiter.
Wie erkennt man Virusinfektionen durch Blattläuse und Zikaden?
Erkennbar sind Infektionen am Vergilben der Blätter, gestauchtem Wuchs, üppiger Bestockung bei der Gerste und Auswinterung. Im Feld zeigt sich der Befall nesterweise, entlang der Drillreihe oder am Feldrand.
Später können das Schossen und die Ährenbildung ganz ausfallen. Mindererträge sind dann vorprogrammiert. Nährstoffmangel, Bodenverdichtung oder Staunässe verursachen ähnliche Schadbilder. Eine sichere Diagnose liefern nur Labortests.
So vermeiden Sie infizierte Getreidebestände
Ackerbaulich wirken Infektionen entgegen:
- Verzicht auf Frühsaaten; Normal- oder Spätsaat bevorzugen,
- Ausfallgetreide und Gräser als grüne Brücken zügig beseitigen,
- Feldränder mähen oder mulchen,
- Virusstätten in der Nachbarschaft erkennen (Saumstrukturen, Zwischenfrüchte mit Gräser, spät abreifender Mais usw.),
- keine lückigen Bestände.
Insektizide sind nur gegen Blattläuse zugelassen
Derzeit lassen sich nur Blattläuse bekämpfen. Gegen Zwergzikaden sind keine Insektizide zugelassen, bei der Blattlausbehandlung werden sie nur unzureichend mitbekämpft.
Zu frühe Anwendungen ziehen oft eine zweite Behandlung nach sich. Das befeuert Resistenzen und bringt zudem keine Mehrerträge!
Welche Schadschwellen müssen bei Blattläusen erreicht sein?
Kontrollieren Sie jetzt ab dem 2-Blatt-Stadium und bei trocken-warmem Wetter Ihre Getreidefelder regelmäßig auf Befall.
Erst bei erreichten Schadschwellen sollten Sie bekämpfen. Für Blattläuse als Virusvektor gelten folgende Schadschwellen
- Normalsaat: 20 % besiedelte Pflanzen,
- Frühsaat oder gefährdete Lagen: 10 % besiedelte Pflanzen.
Noch einmal: Zwergzikaden sind mit Insektiziden nicht bekämpfbar! Warum eine Bekämpfung trotz Nebenwirkung nicht sinnvoll ist, erklären wir unten.
Diese Insektizide eignen sich gegen Blattläuse
Die Pflanzenbauberater vom Landwirtschaftsamt Ilshofen in Baden-Württemberg erinnern daran, dass Septembersaaten besonders gefährdet sind - vor allem jene, die an Mais, Zwischenfrüchte oder andere Blattlausquartiere angrenzen. Hier empfehlen sie eine Behandlung.
Dafür kommen beispielsweise infrage:
- Karate Zeon: 75 ml/ha (Nebenwirkung auf Zikaden, siehe unten unter "Tipps zum Einsatz"). Bienengefährdung: B4 = nicht bienengefährlich
- Hunter: 150 g/ha (B4)
- Mavrik Vita oder Evure: 200 ml/ha (nützlingsschonend B4)
- Sumicidin Alpha EC: 200 ml/ha (mit Repellent-Wirkung, B2 = bienengefährlich, außer nach Ende des täglichen Bienenflugs ab 23 Uhr)
- Bulldock Top: 150 g/ha (B4, im Mix mit Fungiziden der Klasse Ergosterol-Biosynthese-Hemmer B2)
Tipps zum Einsatz der Insektizide
Die Pflanzenbauexperten aus Ilfhofen geben folgende Tipps, damit die Insektizide sicher wirken:
- Die Aufbrauchfrist von Biscaya ist im Frühjahr 2021 abgelaufen, das Mittel ist nicht mehr zulässig!
- Um möglichst viele "Volltreffer" zu erzielen, sollten Sie vorzugsweise bei Sonnenschein in den Mittagsstunden behandeln. Doch Achtung: Sumicidin Alpha und Bulldock (im Mix mit bestimmten Fungiziden) sind B2-Mittel und dürfen erst nach dem täglichen Bienenflug eingesetzt werden. Passen Sie die Mittelwahl also entsprechend an!
- Blattläuse übertragen das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV), Zwergzikaden das Weizenverzwergungsvirus (WDV). Zikaden sind sehr mobil, eine chemische Bekämpfung ist daher trotz einer Nebenwirkung (siehe oben) wenig aussichtsreich.
- Lassen Sie sich vom Namen der Viren nicht täuschen: Sowohl BYDV als auch WDV können auf beinahe alle Getreidearten übertragen werden.
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