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Blattläuse

Wintergetreide: So hängen Saattermin und Virusbefall zusammen

Blattläuse auf einem Getreideblatt
am Donnerstag, 10.09.2020 - 10:14 (Jetzt kommentieren)

Immer mehr Blattläuse und Zikaden: Wie wirkt sich der Saattermin auf den Befallsdruck durch Verzwergungsviren aus?

Bei milder Witterung im Herbst kann sich der Saattermin von Wintergetreide deutlich auf den Befall mit Verzwergungsviren auswirken.

Wenn das Getreide aufgelaufen ist und milde Witterung bei Tagestemperatur über 10 °C herrscht, besteht bereits ab dem 2-Blatt-Stadium des Getreides die Gefahr einer Virusinfektion durch die beiden Virusvektoren Blattlaus und Zwergzikade.

Wie ist Verzwergungsbefall zu erkennen?

Befall mit Gelbverzwergungsviren in Gerste

Das Virus wird von infizierten Blattläusen oder Zwergzikaden während des Saugens auf die Pflanzen übertragen. Die Blätter vergilben, der Wuchs ist gestaucht, Gerste bestockt üppig und kann auswintern.

Im Feld zeigt sich der Befall nesterweise, entlang der Drillreihe oder am Feldrand. Später können das Schossen und die Ährenbildung ganz entfallen. Die Folgen sind Mindererträge, die von Witterungsverlauf, Vektorenaufkommen und Saatzeitpunkt abhängen.

Achtung, Verwechslungsgefahr: Nährstoffmangel, Bodenverdichtung oder Staunässe verursachen ähnliche Schadbilder. Eine sichere Diagnose liefern nur Labortests.

Wie gegen Virusbefall vorbeugen?

Heidi Saddedine, Pflanzenschutzberaterin im Schwarzwald-Baar-Kreis empfiehlt folgende ackerbauliche Maßnahmen, um das Risiko für Virusübertragungen einzudämmen:   

  • Bevorzugen Sie Normal- oder Spätsaat, keine Frühsaaten,
  • beseitigen Sie Ausfallgetreide und Gräser zügig, um grüne Brücken zu vermeiden,
  • mulchen oder mähen Sie Feldränder,
  • erkennen Sie Virusstätten in der Nachbarschaft, etwa in Saumbereichen, Zwischenfrüchten mit Gräsern oder spät abreifendem Mais,
  • vermeiden Sie lückige Bestände.

Direkte Vektorenbekämpfung

Derzeit lassen sich nur Blattläuse bekämpfen. Gegen Zwergzikaden sind keine Insektizide zugelassen. Bei der Blattlausbehandlung werden sie nur unzureichend mitbekämpft.

Beraterin Heidi Saddedine: „Der Insektizideinsatz darf auf keinen Fall zu früh erfolgen. Zu frühe Anwendungen ziehen oft eine zweite Behandlung nach sich. Das fördert wiederum Resistenzen und bringt zudem keine Mehrerträge.“

Schadschwellen einhalten

Die Donaueschinger Expertin für Pflanzenschutzfragen empfiehlt, bei trockenwarmer Witterung die Getreidefelder ab dem 2-Blatt-Stadium (BBCH 12) regelmäßig auf Befall zu kontrollieren und erst bei Erreichen dieser Schadenschwellen zu bekämpfen:

  • Normalsaat: 20 % besiedelte Pflanzen
  • Frühsaat/gefährdete Lagen: 10 % besiedelte Pflanzen
Mit Material von Heidi Saddedine, Landratsamt Donaueschingen
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