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Agrarforschung aus Frankreich

Glyphosat-Alternative: Das kann die Unkrautbekämpfung mit Strom

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am Freitag, 18.03.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die elektrische Unkrautbekämpfung gilt als Alternative für den Glyphosat-Einsatz. Versuche aus Frankreich zeigen, was das Verfahren kann – und was nicht.

Ein endgültiges Glyphosatvebot zeichnet sich ab. Viele Landwirte suchen nach Alternativen zu Glyphosat und anderen chemischen Herbiziden. Eine Methode, die bislang eher im Ökolandbau Einsatz findet, ist die elektrische Unkrautbekämpfung.

Aus unserem Nachbarland Frankreich gibt es nun umfassende Versuchsergebnisse, die das Nachrichtenportal Terre-net.fr zusammengefasst hat.

Unkrautbekämpfung in drei Geschwindigkeiten

Das französische Institut du Végétal (Arvalis) testet die elektrische Unkrautbekämpfung seit 2018. Im Fokus steht die Wirksamkeit beim Abtöten von Zwischenfrüchten, Aufwuchs und Unkraut. Die Versuche fanden in der Nähe von Metz statt, im Test lief das Xpower-Gerät mit dem Electroherb-Verfahren der Firma Zasso.

Das Unkraut wurde im Versuch mit jeweils 2 km/h, 4 km/h und 7 km/h Geschwindigkeit abgetötet. Die Kontrollparzelle wurde zum Vergleich mit Glyphosat behandelt. Nach 37 Tagen haben die Forscher schließlich untersucht, wie effektiv die Verfahren waren. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Kulturen.

Im Ausfallraps top, im Ausfallweizen flop

Während Glyphosat im Ausfallraps im Herbst nur 45 Prozent des Aufwuchses abtötete, schaffte das elektrische Verfahren bei allen Geschwindigkeiten fast 100 Prozent und war deutlich effektiver. Auch bei den Erbsen schaffte Glyphosat im Frühjahr nur 85 Prozent, während das elektrische Verfahren über 90 Prozent der Pflanzen abtötete.

Anders sah es beim Ausfallgetreide aus. Während Glyphosat zuverlässig den gesamten Ausfallweizen entfernte, erzielte das elektrische Gerät im besten Fall 20 Prozent Wirksamkeit. Im Dauergrünland, im Kleegras und in Rotklee-Beständen zeigte das elektrische Verfahren im Frühjahr fast keine Wirkung.

Im Herbst schnitt die Methode aber zumindest im Kleegras und im reinen Rotklee besser ab, mit über 80 Prozent abgetöteten Pflanzen.

Je langsamer, desto wirksamer der Strom

Die elektrische Spannung, die durch Pflanzen und Boden fließt, schädigt die Zellen der Pflanzen. Dadurch trocknen sie aus. Das Ergebnis hängt von der Pflanzenart, von der vorhandenen Biomasse, der Bestandesdichte und der Feuchtigkeit ab. Unter sehr trockenen Bedingungen gilt es, vorsichtig zu sein, da grundsätzlich das Risiko von Bränden besteht.

In den Versuchen zeigt sich, dass geringere Geschwindigkeiten deutlich effektiver sind. Die besten Wirkungsgrade erzielten Geschwindigkeiten von 2 km/h. Das liegt daran, dass die Pflanzen länger der elektrischen Ladung ausgesetzt sind.

Die Forscher haben das elektrische Verfahren auch mit dem Schlegel und mit der Walze kombiniert. Hier zeigte sich, dass Walzen kein Plus an Effektivität mit sich brachte. Das vorherige Schlegeln des Aufwuchses steigerte hingegen die Effektivität beim Abtöten des Aufwuchses.

Das ist das Fazit der Versuche:

Als Daumenregeln aus den Versuchen lässt sich Folgendes ableiten:

  • Unkräuter lassen sich leichter abtöten als Ungräser
  • je mehr Biomasse, desto weniger effektiv ist die Behandlung und
  • je dichter der Bestand, desto weniger effektiv ist die Behandlung
  • ist der Boden trocken, ist die Behandlung wirksamer als bei feuchtem Untergrund
  • Feuchtigkeit im Grün, etwa durch Tau, unterstützt die Wirkung hingegen

Das kostet die elektrische Unkrautentfernung

Ein Nachteil an dem Verfahren ist die geringe Arbeitsgeschwindigkeit, die aus den geringen Fahrgeschwindigkeiten und der Arbeitsbreite von 3 m resultiert. Außerdem ist die Technik bei Kosten von bis zu 250 Euro/ha deutlich teurer als Glyphosat oder Bodenbearbeitung.

Um zu schauen, wie sich die Methode auf das Bodenleben auswirkt, haben Forscher auch die Regenwürmer in den Parzellen gezählt und die mikrobielle Biomasse. In den Auswertungen zeigten sich aber keine negativen Effekte der elektrischen Spannung auf die Regenwürmer und die Menge an mikrobieller Biomasse.

Mit Material von Terre-net.fr, Zasso

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