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Neuzulassung Glyphosat

Glyphosat: Häusling contra GKB

Mit einem Totalherbizid behandeltes Ausfallgetreide.
am Montag, 04.07.2016 - 13:15 (Jetzt kommentieren)

Die Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung reagiert in einer Stellungnahme auf das Positionspapier "Glyphosat und der Mythos Bodenschutz" vom grünen EU-Parlamentarier, Martin Häusling.

In der aktuellen Diskussion um die Wiederzulassung von Glyphosat werden laut Martin Häusling (MdEP) (Agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA im Europaparlament und Mitglied im Umweltausschuss) zwei Argumente für den Wirkstoff überbetont:

1. Ohne Glyphosat sind eine klima- und bodenschonende Bewirtschaftung und ein vernünftiger Erosionsschutz nicht möglich.
2. Es gibt keine Alternativen zur effektiven Unkrautbekämpfung.

Beide stimmen seiner Meinung nach nicht. Die Behauptung, Pflugverzicht täte dem Boden und dem Klima gut wurde in den letzten Jahren seiner Meinung nach ganz besonders von der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) bzw. ihrer europäischen Entsprechung European Agriculture Conservation Federation (ECAF), vertreten, schreibt Häusling in einem Positionspapier "Glyphosat und der Mythos Bodenschutz". Daraufhin hat die Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung eine Stellungnahme verfasst, die Häuslings Thesen widerlegt.

Zu 1. Klima- und bodenschonende Bewirtschaftung

In seinem Positionspapier schreibt Häusling unter anderem: "Lässt man in Monokulturen einfach nur den Pflug weg, erhöht sich der Unkraut- und Schädlingsdruck enorm. Einsparungen an Treibstoff und Energie bei der Bodenbearbeitung werden durch die Energie und Kosten der Bereitstellung und Anwendung von Unkrautvernichtungsmitteln (Totalherbiziden, wie Glyphosat), Insekten- und Pilzvernichtungsmitteln (Insektiziden und Fungiziden) zum Teil oder gänzlich wieder ausgeglichen."

Die GKB schreibt in ihrer Stellungnahme: "Monokultur (z.B. Mais-Mais-Mais) steht für eine einseitige Fruchtfolge. Diese ist im System „Konservierende Bodenbearbeitung“ nicht realisierbar. Hier stehen nur Früchte, die immer die Reststoffe (+ evtl. Zwischenfrüchte) als Schutz der Oberfläche der Folgefrucht zur Verfügung stellen. Bei fachgerechter Bewirtschaftung sind bei Mulchsaaten auch keine Ertragsdepressionen zu verzeichnen – auch nicht durch Bodenverdichtungen, da der Boden nach Bedarf befahren und gelockert wird. Generell reduziert sich durch Konservierende Bodenbearbeitung im Vergleich zum Pflug der Energiebedarf bis auf 30%."

Zu 2. Alternativen zur Unkrautbekämpfung

Häusling ist der Meinung, "dass in den aktuell gängigen Ackerbausystemen enge Fruchtfolgen den Unkrautwuchs und Schädlingsdruck begünstigen. Diese Effekte müssen sozusagen nachsorgend chemisch bekämpft werden. In guten Ackerbausystemen werden Fruchtfolge, Zwischenfrüchte und Untersaaten so aufeinander abgestimmt, dass aufgrund der gesteuerten Vielfalt Unkraut unterdrückt wird und Schädlinge eine geringere Chance haben."

Die GKB bezieht Stellung dazu und schreibt: "Die aktuellen Ackerbausysteme orientieren sich stark am Marktgeschehen und führen oft zu engen Fruchtfolgen. Sie sind in der Tat mit dem Pflug besser zu handhaben. Bei Konservierender Bodenbearbeitung stehen Blatt- und Halmfrucht im Wechsel, vor den Sommerungen wird eine Zwischenfrucht integriert. Wenn alles optimal läuft (Strohmanagement, Strohabbau, Aussaatbedingungen, Witterung), gelingt es mit der Zwischenfrucht Unkraut zu unterdrücken und Glyphosat einzusparen. Läuft es suboptimal, muss die Möglichkeit bestehen, Unkraut chemisch zu beseitigen, um die Zwischenfrucht als effektiven Oberflächenschutz uneingeschränkt nutzen zu können."

 

  • Hier finden Sie die vollständige Stellungnahme der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V.
  • Hier finden Sie das vollständige Positionspapier von Martin Häusling, Agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA im Europaparlament und Mitglied im Umweltausschuss

Fazit:

Häusling spricht sich am Ende seines Papieres für den Ökolandbau aus. "Im Ökolandbau hat man so einerseits das Erosionsrisiko mit dem Modell "Immergrün" im Griff, wobei man nach dem Pflügen Zwischenfrüchte oder Untersaaten sät. Andererseits benötigt dieses System durchschnittlich ein Drittel weniger fossile Energie pro Hektar als der konventionelle Landbau und speichert durchschnittlich doppelt so viel CO2 im Boden, ohne Lachgasbildung und bei verbesserter Bodenstruktur und damit Wasseraufnahmekapazität.

Das Fazit der GKB lautet: "Auch wenn der Autor die Errungenschaften von Anbausystemen ohne Pflanzenschutzmittel anpreist, so ist belegt, dass der Ökolandbau in Deutschland im Mittel über alle Hauptkulturen 51% geringere Erträge als der konventionelle, integrierte Landbau erzielt (Noleppa, 2016). Geringere Erträge müssen durch mehr Ackerfläche ausgeglichen werden – die haben wir aber nicht, insbesondere bei Berücksichtigung der Welternährung.

Die Agrarminister der Bundesländer 2020

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