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Pflanzenschutzmarkt

Glyphosatmengen angestiegen: Die Fakten dahinter

Mann an Pflanzenschutzspritze
am Donnerstag, 20.09.2018 - 09:22 (Jetzt kommentieren)

Glyphosatmengen angestiegen – diese Meldung geht derzeit durch alle Medien. Wir haben uns die Zahlen genauer angesehen und eine Erklärung gefunden.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat jetzt die aktuellen Pflanzenschutzmittelverkäufe für 2017 veröffentlicht. Unter allen Einzelwirkstoffen liegt Glyphosat ganz vorn.

34.583 t Pflanzenschutzmittelwirkstoffe (ohne Gase) haben die Pflanzenschutzmittelhersteller 2017 in Deutschland verkauft. Das sind zwar 2.300 t mehr als im Jahr zuvor.

Allerdings pendeln die Werte seit 2011 ohne klare Tendenz zwischen 32.000 und 34.500 t.

Glyphosat führt die Liste an

Die Herbizide machen unter den Wirkstoffen den größten Anteil aus: Nach BVL-Zahlen hat die Industrie 16.716 t herbizide Wirkstoffe in Deutschland verkauft.

Davon sind 4.694 t Organophosphate. Zu dieser Gruppe gehört im Wesentlichen Glyphosat. Glufosinat als weiterer Wirkstoff dieser Gruppe wird hierzulande nicht mehr gehandelt und angewendet.

Nur ein Bruchteil im Heim- und Gartenbereich

Der allergrößte Teil davon, 99 Prozent oder 4.655 t, sind von beruflichen Anwendern gekauft worden, der Rest im nicht-beruflichen Bereich – also etwa von Heim- und Gartenanwendern.

Weil sie so oft genannt wird: Die Bahn als größter Einzelabnehmer setzt nach Medienberichten 67,6 t Glyphosat jährlich ein, das sind rund 1,5 Prozent der Gesamtmenge.

Warum der Anstieg im letzten Jahr?

Im Jahr zuvor lag der Absatz von Organophosphaten noch bei 3.780 t, also 900 t darunter. Seit 2012 mit 6.038 t bis 2016 sank der Absatz jedes Jahr.

Fachleute erklären den Anstieg im letzten Jahr durch vermehrte Lagerhaltung in allen Bereichen der Vermarktungskette: Aufgrund der politischen Unsicherheit, wie es mit der Zulassung des Wirkstoffs weitergeht, hatten sich Handel und Anwender offenbar noch mit Mengen eingedeckt.

Der nasse Herbst führte zudem zu erhöhten Mengen, die in der Praxis zum Einsatz kamen.

4.700 t oder 2.700 t – was ist richtig?

Wie decken sich die vom BVL veröffentlichten rund 4.700 t inländische Glyphosatverkäufe mit den 2.800 t, die laut Industrie gespritzt werden?

Branchenvertreter verweisen auf die unterschiedliche Datengrundlage:

Die BVL-Zahlen basieren auf den verkauften Mengen, die die Industrie der Behörde melden muss. Darin berücksichtigt sind jene Mengen, die in Deutschland erstmals verkauft werden. Wie es danach mit Parallelhandel und Wiederverkäufen weitergeht, wird hier nicht erfasst. Ebenso lässt sich die Lagerhaltung damit nicht darstellen.

Die von der Industrie kommunizierten Verbräuche basieren auf Befragungen des Meinungsforschungsinstituts Kleffmann Group. Hier werden tatsächlich angewendete Mengen bei einer begrenzten Anzahl von Betrieben abgefragt und auf Gesamtdeutschland hochgerechnet.

Mit Material von BVL, IVA
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