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Acht Tipps für gutes Heu: Niedrige Feuchte vermeidet Selbstentzündung

Die Feuchtigkeit in Heuballen muss überprüft werden
am Donnerstag, 17.06.2021 - 09:47 (Jetzt kommentieren)

Sind die Bedingungen zur Heuernte nicht optimal, steigt die Gefahr durch Schimmel, Nacherwärmung oder sogar Selbstentzündung. Den größten Einfluss auf die Temperatur bei der Nacherwärmung hat der Feuchtegehalt beim Pressen.

1. Heu ausreichend trocken einfahren

Um Heu dauerhaft zu lagern, muss der Trockenmasse (TM)-Gehalt mindestens bei rund 85 Prozent liegen. Sonst besteht die Gefahr, dass es schimmelt, sich nacherwärmt oder sich selbst entzündet.

Frisches loses Heu darf nicht über 20 Prozent Feuchte haben. Je höher die Restfeuchte beim Einfahren, desto größer ist die Gefahr, dass es sich erwärmt und verdirbt.  Der Erntetermin ist immer ein Kompromiss.

Dabei zahlen sich Feuchtegehalte unter 15 Prozent für Ballen und unter 20 Prozent für loses Heu aus. Denn nach der Ernte startet die Nachschwitzphase. Je nach Ballen- oder Lagerdichte ist sie länger oder kürzer. Danach sollte die Feuchte bei rund 12 bis 15 Prozent, idealerweise unter 13 Prozent liegen. Während der Schwitzphase kann die Feuchte im Ballen oder im Lager kurzfristig höher sein.

2. Heu-Feuchtigkeit mit der Sonde messen

Die Feuchtigkeit des Heus messen Schnellbestimmungsgeräte mit Sensoren. Sie ermitteln die elektrischen Eigenschaften, die sich je nach Wassergehalt ändern. Dank gespeicherten Kalibrierkurven wird aus der elektrischen Leitfähigkeit die Feuchte berechnet.

Für gepresste Ballen lassen sich Einstechsonden oder -lanzen nutzen. Die Messung ist an etlichen Stellen mehrmals zu wiederholen, um sich einen guten Überblick zu verschaffen.

Moderne Ballenpressen verfügen dazu in der Seitenwand über Sensoren, welche die Feuchte in der Schlepperkabine anzeigen. Das erlaubt eine schnelle Reaktion auf verändernde Feuchtigkeitswerte.

3. Feuchte richtig einschätzen

Diese Richtwerte gelten bei losem Heu für Frischgutfeuchtigkeit (F) und Trockenmasse (TM) in Prozent (%):

  • Frisches Mähgut: F = 80 %, TM = 20 %, einheitlich satte grüne Farben,
  • Anwelkgut: F = 65 %, TM = 35 %, Blätter silbrig verfärbt welken vom Rand,
  • feuchtes Belüftungsheu: F = 40 %, TM = 60 %, beim Wringen tritt kein Saft aus,
  • trockenes Belüftungsheu: F = 30 %, TM = 70 %, aus den Stängeln tritt kein Saft mehr aus,
  • zu trockenes Belüftungsheu: F = < 30 %, TM = > 70 %, Blätter bröckeln schon stark.

Für Heu finden sich weiter folgende Größenordnungen für die Feuchtigkeit:

  • Heu lose zur Trocknung: maximal 40 bis 45 Prozent,
  • Ballen zur Trocknung: höchstens 30 bis 35 Prozent,
  • Heu lagerfähig ohne Zusätze: maximal 13 Prozent.

4. Gegebenenfalls Konservierungsstoffe zusetzen

Konservierungsstoffe verhindern, dass unerwünschte Mikroorganismen wertvolle Energie verbrauchen. Propionsäure lässt sich in Heuballen bis zu maximal 25 Prozent Restfeuchte nutzen.Kombiniert mit dem Mähaufbereiter lässt sich das Futter so schneller einfahren.

Bei der Heubelüftung sind je nach Wetterbedingungen noch höhere Feuchtigkeitsgehalte bei der Einfuhr möglich. Je trockener das Heu, desto brüchiger ist es allerdings. Beim Wenden, Schwaden, Pressen und Aufladen kommt es zu Bröckelverlusten. Wertvolle Blattbestandteile gehen dann verloren. Mit Trocknungsanlagen wird das Heu mit höherer Feuchtigkeit eingefahren. Belüfter oder Trockner bringen es dann auf die gewünschte Endfeuchte. Trocknungshallen senken so das Wetterrisiko.

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5. Loses Heu richtig trocknen

Der größte Teil der Trocknung geht aber draußen von statten. In der Trocknungshalle liegt die Schichthöhe je nach Gras, Feuchte und Anlage maximal zwischen 1,50 bis 3,50 m. Ab 3,00 m Schichthöhe steigt erfahrungsgemäß die Trocknungsdauer stark an.

Oberflächliche Kondensationen ist im Frischluftbetrieb durch ausreichende Abluftöffnungen zu vermeiden. Im Umluftbetrieb mit Endfeuchter zählt gute Abluftrückführung und Wärmedämmung. Auch die Unterschalung einer Dachabsaugung wirkt dämmend einer Kondensation im Gebäude entgegen.

Die Temperatur im Heu soll etwa 40 °C nie übersteigen. Ab etwa 70 °C besteht akute Brandgefahr. Ein fruchtiger Geruch gilt als Warnsignal bei Überhitzung.

6. Verderb unbedingt vermeiden

Heu verdirbt am ehesten, wenn zu viel Restfeuchte diverse Mikroben wachsen lässt. Die bei der Assimilation gebildeten Nährstoffe im Futter werden dann wieder frei. Das Heu gibt Wärme, Wasser und Kohlendioxid ab und die Mikroorganismen verbrauchen sie.

Nach mindestens drei Tagen musss die Nachschwitzphase daher abgeschlossen sein. Dann ist ein Wassergehalt von etwa 13 Prozent erreicht. Gefährdet für mögliches Erhitzen sind vor allem große, zu fest gepresste Heuballen mit Pressdichten über 150 kg TM/m³. Kann die Wärme nicht entweichen, arbeiten die Mikroorganismen immer weiter und die Temperatur steigt wegen der biologischen Prozesse an. Wird die Grenze von etwa 70 °C erreicht, entzündet sich das Heu selbst.

7. Auch im Lager noch regelmäßig die Heu-Temperatur messen

Versuchsergebnisse zeigen, dass sich Großballen wegen der hohen Dichte möglicherweise weniger leicht selbst entzünden als loses Heu oder Kleinballen. Gesichert ist das aber laut Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) nicht. Wichtig ist, folgende Punkte zu beachten:

  • Den größten Einfluss auf die Temperatur bei der Nacherwärmung hat der Feuchtegehalt beim Pressen.
  • Grundsätzlich ist ein hoher Trockenmassegehalt anzustreben.
  • Der Grenzfeuchtegehalt liegt bei ≤ 16 Prozent.
  • Bei grenzwertigem Feuchtegehalt ist die Zugabe von Propionsäure zu erwägen.
  • Wie bei Heu allgemein ist auch bei Quaderballen der Temperaturverlauf im Heulager zu messen. Das ist im Übrigen gesetzlich vorgeschrieben.
  • Bei Stocktemperaturen über 60 °C ist in Abständen von höchstens 5 Stunden zu messen.
  • Spätestens ab 70 °C im Stock ist die Feuerwehr zu benachrichtigen.

8. Bei Gefahr der Selbstentzündung von Heu die Feuerwehr alarmieren

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Der Prozess bis zu einer möglichen Selbstentzündung kann mehrere Tage dauern. Dabei sind Temperaturen im Inneren der Heuballen oder des Stapels von über 200 °C durchaus möglich. Wegen des Luftabschlusses entsteht zunächst kein offenes Feuer. Vielmehr entsteht ein Schwelbrand. Mit genügend Sauerstoff kann sich daraus sehr schlagartig ein ungezügelter Großbrand entwickeln.

Zu achten ist auf Kondenswasser- oder Schimmelbildung, mit auffällig säuerlichem oder tabakartigem Geruch. Unabhängig von der Brandgefahr führt jede ungewünschte Erwärmung zu Nährstoffverlusten von rund 0,1 bis 0,3 MJ NEL pro kg Trockenmasse.

Mit Material von Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Wirleitner
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