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Methoden zur Bekämpfung

Engerlinge auf Grünland: So bekommen Landwirte die Plage in den Griff

Engerlinge auf Hand im Grünland
am Freitag, 19.05.2023 - 09:30 (Jetzt kommentieren)

Der Feldmaikäfer kann auf Grünland erhebliche Schäden anrichten. Die Befallsflächen mit Engerlingen steigen, z.B. in Teilen des Spessarts, im Berchtesgadener Land und im Bayerischen Wald. Doch die Population lässt sich umweltschonend regulieren.

Für Grünlandwirte bedeutet das je nach Befall enorme wirtschaftliche Einbußen. Schäden durch Engerlinge des Feldmaikäfers (Melolontha melolontha) von bis zu100 Prozent sind möglich. Gefährdet sind vor allem leichte Böden oder Südhänge. Wildschweine, die nach den Engerlingen graben, verstärken die Probleme.

Vor allem in Teilen des Spessarts, im Berchtesgadener Land und im Bayerischen Wald kam es zuletzt zu erheblichem Befall, so Dr. Ullrich Benker vom Institut für Pflanzenschutz und Julius Tischer von der Forschungskoordination der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

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In neun Schritten den Engerling-Befall unter der Grasnarbe ermitteln

Die Ertragskraft und die Qualität der Wiesen und Weidens sinken dramatisch. Die Zusammensetzung und damit die Stabilität des Bestands ändert sich. Gefordert wird eine Regulierung der Käferpopulation auf ein für Natur und Landwirtschaft ausgewogenes Niveau.

Die Schadschwelle für die Engerlinge liegt bei 40 Larven/m2. So lässt sich der Befall ermitteln:

  1. Fläche auswählen: leichte Böden, Südhänge
  2. Mit einem Spaten ein Zehntel m² rund 30 cm tief ausstechen
  3. Die Grasnarbe abnehmen
  4. Die Engerlinge an der Grasnarbe und der Bodenoberfläche zählen
  5. Tiefer in den Boden graben, so lange noch Engerlinge zu finden sind, diese Erde durchschütteln und die Engerlinge ebenfalls zählen
  6. Das Ergebnis mit 10 multiplizieren
  7. Die Auszählung auf der Fläche an mindestens zehn Stellen wiederholen
  8. Den Durchschnitt bilden
  9. Den Wert mit der Schadschwelle von 40 Larven/m2 vergleichen

Das zeigen Versuche zur Regulierung im Bayerischen Wald

Am Standort Neureichenau hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Deggendorf 2019 folgende Wirkungsgrade je nach Bekämpfung ermittelt (jeweils das Verfahren mit Wirkungsgrad in Prozent)

  • Fräse: 97 Prozent,
  • Kreiselegge: 91 Prozent,
  • Zinkenrotor: 92 Prozent,
  • Scheibenegge: 80 Prozent,
  • Fräse plus Branntkalk: 99 Prozent,
  • Fräse plus Artis Pro: 96,5 Prozent.
  • Pflanzenhilfsmittel Artis Pro im Cultanverfahren: 28 bis 32 Prozent,
  • Bodenhilfsstoff Akra: 22 Prozent.

In dem Versuchsjahr brachte nur die mechanische Bekämpfung Erfolg. Gute Ergebnisse mit Branntkalk und Artis Pro wurden nur wegen der gleichzeitig durchgeführten Bodenbearbeitung erzielt.

Die Wirkung von Artis Pro und Akra jeweils in Soloanwendung stellte laut LfL nicht zufrieden. Das lag wahrscheinlich an der extrem trockenen Witterung in dem Schadensjahr.

Ergebnisse der Bekämpfungversuche im Berchtesgadener Land

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Im Berchtesgadener Land wurde zusätzlich das biologische Präparat Melocont-Pilzgerste getestet. Das enthält die insektenpathogene Pilzart Beauveria brongniartii als Wirkstoff. Das sind die Ergebnisse vom Standort Jochberg/Schneizlreuth, jeweils das Verfahren mit Wirkungsgrad in Prozent:

  • Kreiselegge, circa 8 cm tief: 65 bis 79 Prozent,
  • Zwei Mal Kreiselegge: rund 8 cm tief 84 Prozent,
  • 50 kg/ha Melocont-Pilzgerste: keine verpilzten Engerlinge gefunden,
  • Beweiden mit Jungvieh: 13 Prozent.

Auch dort wirkte nur die mechanische Bodenbearbeitung wirklich. Die Pilzgerste war laut LfL nach Anwendung nicht sofort effektiv, könnte aber eine Langzeitwirkung im Boden haben. Das Beweiden wirkte kaum engerlingsreduzierend, verbesserte jedoch die Bodenfestigkeit.

Hier finden Sie die LfL-Broschüre „Engerlingsproblematik im Grünland“

Das sind die Regulierungssstrategien gegen Engerlinge

Diese Handlungsempfehlungen lassen sich gegen Engerlinge vom Feldmaikäfer geben:

  • Engerlinge mechanisch abtöten: Erfolg bringen Schlag- und Quetschwirkung rotierender Werkzeuge. Nach der Bearbeitung werden die oben liegenden Engerlinge durch die UV-Strahlen der Sonne geschädigt. Möglich sind Fräse, Zinkenrotor oder Kreiselegge. Ein Bekämpfen macht erst nach dem 1.Schnitt Sinn. Es sollte nicht bewölkt sein und die Engerlinge sollten direkt unter der Grasnarbe sitzen. Das muss eine Probegrabung ermitteln. Einmaliger Einsatz reicht aus, um das Engerlingsauftreten unter die Schadschwelle zu drücken. Nach etwa etwa 8 cm tiefer bearbeitung ist unmittelbar danach eine geeignete Dauergrünlandmischung oberflächlich anzusäen.
  • Qualitätssaatgut verwenden: Für die Neuanlage sind standortspezifisch angepasste Qualitätssaatgutmischungen zu nutzen.
  • Grünland gut pflegen: Dichte und gräserreiche Bestände erschweren die Eiablage. Wichtig sind regelmäßige Bodenuntersuchungen, eine optimale Kalk-, Phosphor- und Stickstoffversorgung, ein angepasstes Güllemanagement, 6 bis 7 cm Schnitthöhe und eine periodische Nachsaat.

Die Biologicals Exigon und Molocont verlieren durch UV-Strahlung an Wirksamkeit. Darum sind sie nicht dem direkten Sonnenlicht auszusetzen. Spezielle Engerlingsregulierung sollte grundsätzlich in den Hauptschadensjahren erfolgen. In den Jahren dazwischen lassen sich die Schäden mit der üblichen Grünlandpflege beseitigen.

Mit Material von LfL
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