Die alten Regeln der Bewirtschaftung, wonach frühe Nutzung des Grünlands gleichbedeutend ist mit hohen Energiegehalten, gelten nicht unbeschränkt. Denn eine extrem frühe Nutzung reduziert die Strukturbestandteile, sodass die Rohfasergehalte unter ein Maß fallen, das für das Wiederkauen nicht mehr ausreicht.
Prof. Dr. Martin Elsäßer, Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf, geht im dlz agrarmagazin auf einige Punkte ein, die es bei der Bewirtschaftung zu achten gilt. Ein schneller Überblick:
- Die Nutzungsintensität richtet sich nach dem Standort und den betrieblichen Gegebenheiten.
- Drosseln Sie die Intensität, wenn sich Bestände und Böden negativ verändern, ansonsten drohen Mehrkosten.
- Unterschiedliche Futterqualität lässt sich für verschiedene Verwertungen nutzen: erster Aufwuchs etwa für Milchvieh, spätere Schnitte für Jungvieh, Biogas oder sonstige Extensivnutzung.
- Überbetriebliche Kooperation kann hier ein Schlüssel für mehr Flexibilität sein.
Niederschlag muss nutzbar fürs Grünland sein
Jeden Tag braucht Grünland fürs Wachstum rund 2,5 l/m² Wasser. Die Nutzbarkeit des Niederschlags hängt stark von der Möglichkeit des Bodens ab, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Bei normalen Silageflächen sind etwa 65 Prozent des Bodens mit Fahrspuren bedeckt. Außerdem sinkt die Aufnahmemöglichkeit der Böden für Wasser, die so genannte Infiltrationsrate, bereits beim ersten Befahren stark. Mehr Überfahrten durch einen zusätzlichen Schnitt bedeuten demnach eine erheblich eingeschränkte Wasseraufnahmefähigkeit.
Mehr N-Düngung erhöht die Eiweißgehalte in den Aufwüchsen und verlegt die Schnittzeitpunkte nach vorne. Zudem verdrängt mehr Stickstoff die Leguminosen aus dem Bestand. Umgekehrt bedeutet das, dass sich Leguminosen nur bei verhaltener N-Düngung entwickeln können.
Was die Nutzungsintensität bewirkt
Grünlandbestände verändern sich abhängig von der Bewirtschaftung sehr stark. Typischerweise nehmen mit gesteigerter Nutzung solche Arten zu, die schnell Nährstoffe in die Erneuerungsorgane einlagern können und deren Reservestoffspeicher bei der Nutzung nicht erfasst werden. Das sind Rhizome, also unterirdische Wurzelausläufer oder Stolonen, die oberirdischen Sprossausläufer.
- Bei häufiger Mahd oder Beweidung nehmen rasenbildende Grasarten zu, wie Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe und Gemeine Rispe.
- Bei weniger starker Nutzung steigen die Ertragsanteile von Wiesenschwingel, Knaulgras und Glatt- sowie Goldhafer.
dlz-Praxistipp: Nutzungsverzicht geht meist mit Verlusten an Trockenmasse und Energie einher. Zudem ändert sich die Artenzusammensetzung. Wenn aus Kosten- oder Ertragsgründen weniger oft genutzt wird, müssen zumindest die ersten beiden Nutzungen im Jahr weiterhin früh erfolgen.
Richtige Nutzungsfrequenz und -intensität wählen
Die Wahl der Nutzungsfrequenz ist nicht beliebig, denn Grünlandpflanzen benötigen nach einem Schnitt eine artspezifisch unterschiedlich lange Zeit, um neue Blätter zu entwickeln. Ein Bestand muss also an eine häufige Nutzung angepasst sein. Ausgedrückt wird das mit der so genannten Mahdverträglichkeitszahl. Ist sie hoch (8 bis 9), eignen sich die Pflanzen besser für eine häufige Ernte.
Die richtige Nutzungstiefe darf nicht vom Zufall abhängen. Die Geschwindigkeit des Nachwuchses hängt von der verbliebenen Restblattfläche ab und von der Menge an gespeicherten Reservestoffen. Zudem ist die Bauart der Gräser entscheidend. Eine tiefe Nutzung fördert Gräser mit Seitentrieben; Horstgräser sollten nicht ganz so kurz abgeschnitten werden. Auf keinen Fall darf man den Wachstumskegel der Pflanzen abschneiden. Ein tiefer Schnitt begünstigt eher die Kräuter und hemmt die Gräser.
Der gesamten Text mit weiteren ausführlichen Informationen zur Grünlandnutzung ist zuerst im dlz agrarmagazin erschienen.
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