Drei Jahre in Folge wurden viele Grünlandflächen durch Nässe, Trockenheit und Hitze gebeutelt. In diesem Jahr kommen erschwerend Schäden durch sehr hohe Feldmauspopulationen dazu.
Zum Ende der Vegetationsperiode gilt es, den ausgezehrten Grasbeständen wieder auf die Beine zu helfen. Hier die Tipps zur Grünlandpflege von Beraterin Dr. Christine Kalzendorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Mäuseschäden: Nachsaat oder Neuansaat?
Es gilt, das Grünland nicht nur für den Winter fit zu machen, sondern vor allem gute Aufwuchsleistungen für das Frühjahr anzustreben. Auf Mäuseschäden muss jetzt reagiert werden. Welche Maßnahmen aktuell zu empfehlen sind, hängt vom Schädigungsgrad ab.
Bei einer Vielzahl unterirdischer Gänge und großflächiger Fehlstellen kommt man um eine flache Zerstörung der Grasnarbe mittels Kreiselegge, Fräsen oder auch Grubbern nicht umhin, um für Bodenschluss zu sorgen.
Für ein feinkrümeliges und gut abgesetztes Saatbett empfiehlt sich zudem ein Walzgang vor der flachen Drillsaat. Verwenden Sie Nachsaatmischungen oder artenreichere Grünlandmischungen zur Neuansaat.
Das intensive Bearbeiten vertreibt die Mäuse. Der Stress bei der Suche nach neuen Zufluchtsplätzen kann im günstigen Fall zu einer beschleunigten Mortalität führen. Mit der neuen Ansaat wird zudem ein Grundstein für gute Ertragsleistungen im Folgejahr gelegt.
Reduzieren sich die Mäuseschäden vorrangig auf vereinzelte Fehlstellen, reicht eine Nachsaat aus.
Saatmenge an Schäden anpassen
Die Saatmenge richtet sich hierbei nach dem Ausmaß der Fehlstellen. Bei wenigen Lücken genügen 10 bis 15 kg /ha. Bei großflächigen Fehlstellen sind höhere Saatmengen von 20 bis 30 kg/ha sinnvoll.
Ende September bis Mitte Oktober ist der Zeitpunkt für eine Nach- oder Neuansaat zwar schon relativ spät. Aufgrund der Trockenheit war ein früheres Reagieren aber nicht sinnvoll.
Zusätzlich helfen jetzt die noch vorhandene Bodenwärme und die geringe Konkurrenzkraft der Altnarbe. Bei Frühjahrsnachsaaten werden die jungen Keimlinge dagegen schnell überwachsen.
Das hilft gegen Mäuse
Aktuell ist nicht absehbar, ob die hohen Mäusepopulationen in nächster Zeit abnehmen oder gar zusammenbrechen. Vieles wird über den Winter mit den Frostgraden und Niederschlägen entschieden.
Die wenigen Möglichkeiten, die Nagetiere zu reduzieren, sind künftig noch gezielter zu nutzen. Dazu gehören:
- Sitzstangen für Greifvögel: Vor allem bei großen Schlägen sinnvoll. So lassen sich die Bestände bereits im Winter und Frühjahr reduzieren.
- Unruhe auf der Fläche: Wo beispielsweise aktuell beweidet werden kann, hilft es, die Mäuse zu vertreiben.
- Zinkphosphidhaltige Mittel: in die ersten sichtbaren Löcher des Vorgewendes eingebracht, können sie das Einwandern in die Fläche reduzieren. Die Zulassungsbestimmungen müssen strikt eingehalten werden. Dazu gehört, die Produkte mit einer Legeflinte verdeckt in die Löcher einzubringen.
Im Herbst noch Gülle fahren?
Ob nach der letzten Nutzung noch Gülle ausgebracht werden darf, hängt von den Mengen ab, die im Rahmen der Düngebedarfsermittlung für das Vegetationsjahr 2019 veranschlagt wurden.
Besteht noch ein Überhang, beispielsweise, weil im trockenen Sommer verzichtet wurde, können bis zur Sperrfrist Mengen bis maximal 60 kg N/ha ausgebracht werden. Die Mengenbegrenzung ist auch deshalb sinnvoll, um das Wachstum nicht unnötig anzuregen. Der Fokus liegt darauf, die Narbe und die Winterfestigkeit zu stärken.
Viel wesentlicher kann während der Vegetationsruhe eine Kalkgabe sein. Ob und wie groß der Kalkbedarf ist, weist Ihnen der Befund Ihrer Bodenprobe aus.
Ein kritischer Blick auf den richtigen Boden-pH lohnt sich aus Sicht der Nährstoffeffizienz immer: Der pH-Wert wird zu einer immer wichtigeren Stellschraube, um akzeptable Erträge auch bei begrenzter N-Ausbringung zu erzielen.
Futter bis zur Winterruhe nutzen
Zurzeit profitieren die Gräser noch von der Bodenwärme und den schnell mineralisierbaren Stickstoffquellen. Auf einigen Flächen ist noch ein erntereifer Herbstaufwuchs zu erwarten.
Andere Flächen lassen sich noch beweiden, weil mit den ersten nennenswerten Niederschlägen wieder Futter zur Verfügung steht. Nutzen Sie bei den knappen Winterfuttervorräten die Beweidung so lang wie möglich!
Das Weidefutter im Herbst zeichnet sich durch eine gute Verdaulichkeit und eine hohe Nährstoffdichte aus. Falls die Futteraufnahme durch ungünstige Witterungsbedingungen oder durch Zufütterung abnimmt, ist die Besatzdichte auf der Fläche zu erhöhen.
Insofern ist auch im Herbst eine intensive Weidenutzung mit dem Ziel möglich, wenig Weidereste zu hinterlassen. Daraus ergibt sich, ob ein Mulchen oder Nachmähen nötig ist. Wichtig ist, dass die Bestände in einem gleichmäßigen Entwicklungsstand in den Winter gehen.
Keine Schäden durch Tritt und Fahrspuren
Zwischen der geforderten intensiven Nutzung im Herbst einerseits und der möglichen zunehmenden Bodenvernässung andererseits ist oft ein Kompromiss zu finden.
Beweiden Sie nicht um jeden Preis und vor allem nicht ungeachtet der Niederschläge. Trittschäden sind die Ausgangsbasis für das Einwandern unerwünschter Gräser und Kräuter und für eine allmähliche Bestandesverschlechterung.
Tipula
Aktuell ist auf vielen Grünlandflächen ein starker Flug von Wiesenschnaken zu beobachten. Es könnte sich daraus ein Problem für das Frühjahr ergeben, weil keine direkten Bekämpfungsmöglichkeiten bestehen.
Indirekt schafft eine dichte und leistungsfähigen Narbe Vorsorge. Die oben genannten Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur Behebung der Mäuseschäden reduzieren auch Tipula.
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