Moorgrünland wiedervernässen und trotzdem nutzen - funktioniert das?

Trockene Moorflächen emittieren mehr als ein Viertel der landwirtschaftlichen Treibhausgase. Ein Projekt will dem gegensteuern.

Jan-Dirk Hadeler und Heiko Holthusen wirtschaften in der Wesermarsch. Die Region im Dreieck zwischen Oldenburg, Bremen und Bremerhaven lebt von der Milch: Über viele Jahrzehnte wurden die Feuchtgebiete mit Hilfe intensiver staatlicher Förderung urbar gemacht und Betriebe in frühere Moorgebiete ausgelagert, um Siedlungsraum zu schaffen.
Viele tausend Hektar liegen hier wie in einem Suppenteller unter dem Meeresspiegel. Ausgeklügelte Graben- und Pumpsysteme sorgen dafür, dass Landwirtschafts- und Siedlungsflächen trotzdem nutzbar bleiben.
28 Prozent aller Landwirtschaftsemissionen stammen aus Moorflächen
In den letzten Jahren hat sich der Fokus verändert. Im Bewusstsein, dass trockengelegte Moorflächen enorme Mengen Treibhausgase freisetzen, fließen nun wiederum öffentliche Gelder in die Region: Diesmal, um intensiv genutztes Moorgrünland wiederzuvernässen.
Das ist nicht unbegründet. 28 Prozent aller Treibhausgasemissionen, die in Niedersachsen auf die Landwirtschaft zurückzuführen sind, stammen aus trockengelegten Moorflächen.
SWAMPS ist eins der Projekte, das gemeinsam mit Landwirten mögliche Strategien entwickelt, um beides unter einen Hut zu bekommen: den Wasserstand anzuheben und das Grünland trotzdem nutzen zu können.
Moorschutz in der Wesermarsch
Wasser halten, um sich vor Dürrephasen zu schützen
Die beiden Milchviehhalter Heiko Holthusen mit Flächen im Niedermoor und Jan-Dirk Hadeler mit seinem Hochmoorgrünland engagieren sich in diesem Praxisversuch. Dabei haben sie festgestellt, dass gezielter Rückstau von Wasser nicht nur die CO2-Emissionen mindert, sondern auch hilft, Trockenphasen besser zu überstehen. Denn die werden immer häufiger, das ist sicher.
Bisher war das Ziel der Entwässerungsverbände, das Wasser aus dem Suppenteller Wesermarsch in die Weser zu pumpen. Künftig gilt es, ein Wassermanagement zu entwickeln – also, das Überschusswasser für Dürreperioden zu nutzen.
Nebenbei lässt sich so das Zusammensacken der Jahrtausendealten Moorflächen bremsen. Dieser Prozess läuft umso schneller ab, je mehr Wasser den Böden entzogen wird, teilweise um mehrere Zentimeter pro Jahr.
Emissionen sinken um bis zu 22 Prozent
Das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen koordiniert das SWAMPS-Projekt. Beteiligt sind auch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, das Thünen-Institut in Braunschweig, die Universität Oldenburg und das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Niedersachsen.
Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Mit Grabeneinstau und Unterflurbewässerung – einer Art umgekehrter Drainage – ließen sich die Treibhausgasemissionen auf Niedermoormoor um 22 Prozent senken. Auf Hochmoor waren die Ergebnisse völlig unterschiedlich und ließen keine eindeutigen Schlüsse zu. Teilweise stiegen die Emissionen sogar.
„Allerdings darf man die Ergebnisse nicht überinterpretieren“, warnt Franz Jansen-Minßen, der als Berater am Grünlandzentrum viele Betriebe seit Jahrzehnten kennt. „Flächen, die aus einer jahrzehntelangen intensiven Nutzung mit hoher biologischer Aktivität kommen, klingen lang nach. Da darf man aus einigen wenigen Jahren keine Verbesserung erwarten.“
In einem Folgeprojekt wollen die Partner daher untersuchen, wie sich eine angepasste Düngung und Nutzungsfrequenz auf die Emissionen auswirken.
Mehr zum Thema Moorschutz lesen Sie im Topthema der agrarheute-Ausgabe 4/2021.
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