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Interview

Nässe und Dürre im Grünland: So vermeiden Sie jetzt Verluste

Dürre-Grünland-Elsäßer
am Montag, 16.03.2020 - 11:14 (Jetzt kommentieren)

Bislang ist es meist noch zu nass für Arbeiten auf dem Grünland. Mit den Dürren der vergangenen Jahre ist das hohe Ertragsniveau vielerorts künftig aber kaum noch zu halten. Prof. Martin Elsäßer sagt, was zu tun ist.

Prof.-Elsäßer

Bislang war es auf Grünland vielerorts zu nass für den Saisonstart. Worauf ist da zu achten?

Wenn bei Nässe zusätzlich Stickstoff gedüngt und das Grünland zudem befahren und verdichtet wird, steigen unweigerlich die Lachgasemissionen an. Damit ist klar: Sind die Böden sehr nass, sollten sie definitiv nicht befahren werden. Auch Trittschäden sind auf Jahre hinaus problematisch.

Machen auch die Dürren noch zu schaffen? Profitieren davon vor allem tiefwurzelnde Schadpflanzen wie Ampfer oder Schafgarbe?

Ja und nein, denn es profitieren auch alle anderen tief wurzelnden Pflanzen, also auch etwa Luzerne oder eingeschränkt auch Rotklee. Zudem halten sich am besten Mischbestände. Fällt eine Pflanzenart oder eine funktionelle Gruppe aus, kann eventuell eine andere sich verstärken und die Futterlücke schließen.

Klimawandel macht Probleme

Welche Mischungen kommen generell mit weniger Wasser aus?

Solche mit Knaulgras, Rohrschwingel und Wiesenrispe kommen möglicherweise mit wenig Wasser zurecht. Die beiden erstgenannten Arten werden aber leider nur sehr ungern von den Tieren gefressen. Sie haben eine dicke Kutikula und sind daher schlechter verdaulich.

Wann sind Rotklee oder Luzerne eine Alternative?

Wenn die Saatmenge nicht zu hoch ist, also unter 10 kg/ha bleibt. Sonst können diese Pflanzen sehr große Ertragsanteile einnehmen. Zudem muss die Nutzungs- und Konservierungsstrategie im Anschluss stimmen.

Rechnet sich Knaulgras, das mehr Trockenheit verträgt, aber ertraglich kaum mithäl?

Knaulgras kann eigentlich ertraglich sehr gut mithalten. Es ist aber schlechter verdaulich und zumindest für Beweidung nicht tauglich.

Was ist mit Zichorie oder Spitzwegerich, die tief wurzeln?

Spitzwegerich anzusäen, ist natürlich nicht sinnvoll. Er kommt von allein, wenn die Standortbedingungen passen. Etwas anderes ist es mit Zichorie. Sie wird teilweise schon an- oder nachgesät. Als Hauptertragsbildner steht sie allerdings wohl kaum zur Verfügung. Sie ist eher ein trockenholdes Beikraut auf eher vielseitig zusammengesetztem Grünland.

Können trockentolerante Arten Ertragsverluste überhaupt auffangen?

In vollem Maße ist ein Ertragsausfall bei Wassermangel nicht aufzufangen. Es wird sicher zu durchschnittlichen Ertragseinbußen im Bereich von etwa 20 bis 30 Prozent kommen.

Anpassungsfähigkeit der Gräser zählt

Wie groß ist die Anpassungsfähigkeit von Weidelgras auf Hochleistungsgrünland?

Wenn Regen fehlt, reagieren viele Pflanzen mit einer starken Ausbildung der Wurzelmasse. Wenn dann Wasser später wieder vorhanden ist, können die Pflanzen wieder gut nachwachsen und sich am ebenfalls erst später wieder mineralisierten Stickstoff im Boden bedienen. Diese Anpassungsfähigkeit ist groß bei Deutschem Weidelgras und zum Beispiel auch bei Rotklee.

Wie lässt sich deren Nutzungsdauer verlängern?

Nach wie vor hat Deutsches Weidelgras eine überragende Bedeutung als Futtergras. Es ist resilient, wächst also nach Trockenheit schneller nach als die anderen Pflanzen und erholt sich wieder besser. Hier empfiehlt es sich, die besten und rasch nachwachsenden Sorten zu wählen. Da kann man in den Wertprüfungen und Landessortenversuchen schon spezifisch darauf achtgeben.

Ertragssicherheit vor Futterqualität?

Selbst darauf zu achten ist das eine, standardisierte Mischungen anzupassen das andere.

Auf reinen Schnittflächen kann durchaus mehr Knaulgras eingemischt werden und auch Wiesenrispe sollte dabei sein. Weißklee taugt bei Trockenheit nicht so recht, aber Rotklee sehr wohl.

Geht Ertragssicherheit bei Dürre und Vorsommertrockenheit vor Futterqualität?

Werden frühe Sorten gewählt und die ausreichend gut mit Nährstoffen versorgt, sollte die Futterqualität kein allzu großes Thema sein. Aber ganz wichtig ist es, den Schnitttermin einzuhalten.

Das vollständige Interview mit Prof. Dr. Martin Elsäßer lesen Sie in der gedruckten März-Ausgabe von agrarheute 3/2020 ab Seite 76.

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