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Grünland

So verbessern Sie Ihr Grünland günstig und wirkungsvoll

am Mittwoch, 15.03.2017 - 13:00 (Jetzt kommentieren)

Staunässe und Trockenheit haben im letzten Jahr viele Bestände gebeutelt. Nach dem Winter starten sie jetzt geschwächt in die Saison. Eine Grün­landverbesserung liegt da auf der Hand. Doch Vorsicht, Neuansaaten lohnen sich selten.

Im letzten Jahr wechselten sich völlig übernässte Böden nahezu flächendeckend mit Trockenheit ab. In der Folge hatten viele Betriebe Probleme bei der Grundfutterversorgung. Grünland verdorrte und die Bestände waren und sind teilweise bis heute ein Bild des Jammers. Wie Sie die Bestände verbessern, hat das dlz agrarmagazin in seiner aktuellen Ausgabe März 2017 erklärt.

Eine Nachsaat ohne ausreichend Regen gelingt oft deshalb nicht oder ist zumindest risikoreich, weil die Samen das kurzfristig vorhandene Wasser einzelner Niederschläge zwar für die Keimung nutzen, die Keimlinge beim Ausbleiben von weiterem Regen aber sehr schnell vertrocknen. Auch auf raschen Ertragszuwachs durch gezielte Stickstoff(N)-Düngung zu setzen hilft oft nicht weiter. Denn zumindest das Grünland Süddeutschlands weist oft hohe Anteile von Kräutern und Unkräutern auf, die anders als Gräser nur eingeschränkt auf die Düngung reagieren.

Obenaufsaaten zur Verbesserung des Grünlands

Köckerling-Nachsaatgerät für Grünland

Obenaufsaaten gelingen am besten, wenn mehrmals nacheinander gesät wird (ein- bis zweimal im Jahr) und der Samen auf den Boden fallen kann. Nachfolgendes Walzen hilft, möglichst viel Samen durch die Narbe an den Boden zu bekommen. Ist die alte Grasnarbe sehr dicht, nützt auch ein Anwalzen mit Glatt- oder Prismenwalze nicht allzu viel. Sehr viel mehr Erfolg verspricht die Obenaufsaat, wenn die Grasnarbe vorher mit Egge oder Striegel geöffnet wird. Das muss absätzig geschehen, um etwa die herausgerissene Gemeine Rispe nicht im gleichen Arbeitsgang wieder anzuwalzen.

Vorteil: Das günstige Verfahren ist einfach umzusetzen.

Nachteil: Das hohe Ansaatrisiko macht Wiederholungen nötig. Nur Deutsches Weidelgras kann sich im Altbestand durchsetzen. Wenn der Bestand sehr lückig ist, können sich auch andere Arten etablieren.

Schlitzdrill-Durchsaat im Grünland

Vredo-Nachsaatgerät für Grünland

Bei der Schlitzsaat wird der Samen direkt in den Boden eingebracht. Charakteristisch ist eine etwas höhere Saatmenge bei geringerer Wiederholungshäufigkeit.

Vorteil: Der direkte Bodenkontakt führt zu vermeintlich besseren Auflaufbedingungen. Ein einmaliges Ausbringen für etwa drei bis vier Jahre gelingt mit einer höheren Saatmenge (20 bis 25 kg/ha).

Nachteil: Die Maschinenkosten sind höher.

Nachsaat wirtschaftlicher als Neuansaat

Das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) führt in Aulendorf seit acht Jahren Versuche zur Grünlandverbesserung durch. Dabei zeigt sich deutlich: Die Verfahren der Totalerneuerung - egal ob mit Roundup oder mechanisch mit Rototiller - konnten ihre Ertragsverluste, die sie im Jahr der Behandlung erfahren hatten, nicht aufholen. Die höchsten Trockenmasse(TM)-Erträge erzielten Nachsaatvarianten. Die Übersaat war der Durchsaat mit Vredo noch etwas überlegen.

Auch bei der produzierten Eiweißmenge lagen die Nachsaaten im Mittel um rund 3 dt/ha Rohprotein pro Jahr über den Neueinsaaten. Offensichtlich gelang es mit Neuansaat nicht, dauerhaft mehr Weißklee zu etablieren. Auch die neu eingesäten Sorten des Deutschen Weidelgrases konnten den gedüngten Stickstoff nicht in bessere Proteinerträge umsetzen. Den höchsten Weißkleeanteil wies die Übersaatvariante auf.

Beide Nachsaatvarianten waren deutlich wirtschaftlicher als Neuansaaten. Bezogen auf die Kosten je produzierter Dezitonne Trockenmasse pro Hektar war die Durchsaat mit der Vredo mit 9,73 Euro/dt TM am günstigsten (zum Vergleich: Übersaat: 9,86 Euro/dt TM, Neuansaat nach Rototiller-Behandlung: 10,52 Euro/dt TM, Neuansaat nach Roundup-Behandlung 10,96 bis 11,25 Euro/dt TM).

Vier Tipps für erfolgreiche Grünlandverbesserung

  • 1. Geduld: Eine Grünlandverbesserung braucht vor allem Zeit. Erfolgskontrollen sind erst nach einem Jahr sinnvoll.
  • 2. Bestandszusammensetzung: Bewerten Sie Ihr Grünland, etwa mit dem Fragebogen auf www.gruenland-online.de.
  • 3. Futterqualität: Soll diese verbessert werden, müssen Sie den Erfolg der Grünlandverbesserung mittels Futteranalyse bewerten lassen.
  • 4. Fürsorge: Tun Sie alles, damit es Ihren neu angesäten Keimlingen gut geht. Überdeckung mit Gülle, vorzeitiges Beweiden und sehr tiefe Nutzung gehören sicher nicht dazu.

 

Der vollständige Beitrag ist im dlz agrarmagazin März 2017 erschienen.

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Mit Material von Prof. Dr. Martin Elsäßer, LAZBW

Grünlandpflegetechnik im Test

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