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Recycling Tropfrohre Sonderkulturen

Recycling der Plastikrohre: So wird Tropfbewässerung noch nachhaltiger

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am Samstag, 09.04.2022 - 06:30 (Jetzt kommentieren)

Für dünnwandige Einwegrohre zur Tropfbewässerung, die vor allem für Sonderkulturen wie Spargel, Erdbeeren oder Gurken 2022 neu gekauft werden, ist ein flächendeckendes Recycling geplant. Ein Pilotprojekt aus 2021 zeigt, wie das abläuft und was die Wiederverwertung kostet.

Tröpfchenbewässerung ist sicher die ressourceneffizienteste Bewässerungsart. Je nach Kultur werden die Tropfrohre allerdings jährlich oder sogar mehrmals im Jahr getauscht. Bisher mussten sie die Anbauer selbst und oft sogar teuer entsorgen.

Das kostet die Entsorgung ausgedienter Tropfrohre zur Bewässerung

Bisher gab es in Deutschland kein organisiertes Rücknahmesystem für gebrauchte Plastikrohre mit anschließender Wiederverwertung. Das ist jetzt anders. Der Hersteller Netafim, der seit den 1960er-Jahren als Erfinder der Tropfbewässerung gilt, organisiert mit dem Kunststoffentsorger RIGK demnächst das Recycling für neu gekaufte Plastikrohre und subventioniert das zum Teil.

Die Landwirte zahlen bei Abgabe an der Sammelstelle etwa 90 Euro/t für das Entsorgen. Das Altmaterial muss vorher gereinigt, gemeldet und im Container verdichtet und gewickelt sein. Die Differenz von rund 40 bis 60 Euro/t zu den Gesamtkosten von circa 130 bis 150 Euro/t oder mehr übernimmt Netafim als Verkäufer der Rohre, sagt Georg Beer von dem Anbieter.

Zu dem vergünstigten Recyclingreis werden aber nur Tropfrohre des einen Herstellers zurückgenommen, die ab 2022 neu gekauft wurden. Für Altware sei das nicht möglich, so Beer. Auch Kopf- und Zuleitungen werden nicht angenommen. Rückgabemengen von Fremdfirmen werden voll berechnet. Bei Containerabholung kann der Behälter bis zu 5 Tage im Betrieb stehen. Er kostet zusätzlich 120 Euro bei bis zu 30 km von der nächsten Sammelstelle.

Darum wird der Plastikmüll in der Landwirtschaft zum Problem

In Landwirtschaft und Gartenbau wird immer mehr Plastik eingesetzt. Die wichtigsten Einsatzgebiete sind

  • Folienabdeckungen von Kulturen, um das Wachstum zu steuern, etwa Mulch- oder Lochfolien und Vliese,
  • Foliengewächshäuser und Minitunnels,
  • Ballenfolien, Netze, Garne als Verpackungen von Großballen,
  • weiter Silofolien oder Shläuche,
  • Tropfrohre, um zu bewässern, inklusive Einmaltropfrohre. Sie bestehen ausschließlich aus Polyethylen (PE).

Während etwa in Wein oder Baumobst eher dickwandige Tropfrohre oft über 20 Jahre lang genutzt werden, sind es im Spargel-, Erdbeer- oder Gurkenanbau meist dünnwandige für eine Saison. „Hier fällt die gesamte Jahresverkaufsmenge zur Entsorgung oder zum Recycling an“, so Beer. Seine Firma sei der erste Hersteller, der Kunden das günstigere Recycling anbiete. Das Unternehmen rechnet mit geschätzt 1.000 t an Altrohren, die künftig entsorgt werden.

Das zeigt das Pilotprojekt zum Recycling von Tropfrohren

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2021 hat ein Pilotprojekt mit 8 Betrieben gezeigt, dass es möglich ist, 2022 ein flächendeckendes Recycling auf die Beine zu stellen. Dabei brachten 3 Selbstanlieferer und 5 Sammler mit Containern zusammen 35 t Altmaterial. Die Menge pro Betrieb im Durchschnitt lag bei 4,4 t dünnwandige Rohre.

Der Zustand entsprach den Anforderungen. Erfassung und Logistik im Pilotprojekt verliefen laut Beer reibungslos. „Es gab keine negativen Rückmeldungen der Abnahmefirmen.“ Theoretisch lassen sich nach seinen Angaben auch bis zu circa 0,5 m tief eingegrabene Unterflur-Tropfrohre etwa aus dem Maisanbau in sandigen Dürreregionen aus dem Boden bergen und recyclen.

So soll das Recycling der Tropfrohre funktionieren

Für optimierte Transporte wird das Plastikmaterial in einer Kanalballenpresse komprimiert und in die Verwertungsanlage transportiert. Zum Recyceln wird es in einem mehrstufigen Prozess geschreddert, mehrmals gewaschen und getrennt, schließlich extruiert und granuliert.

Die übrigbleibenden Pellets lassen sich wie bei Folien oder Kanistern wieder verwenden. Der Kreislauf macht immer mehr Sinn, allein wegen der extrem steigenden Preise für das Ausgangsmaterial Erdöl. „Die Kapazitäten reichen im Grund nicht fürs Angebot“, sagt Boris Emmel von RIGK. Neue Recyclingkapazitäten werden künftig immer stärker nachgefragt.

So sollen Sammlung oder Abholung ab November 2022 ablaufen

Möglich sind entweder die Abgabe an geplant etwa einem Dutzend Sammelstellen oder die direkte Abholung in gestellten Containern. Die logistische Abwicklung übernimmt die Firma RIGK in Wiesbaden, die 1992 von der Kunststoffindustrie gegründet wurde und mit rund 60 Mitarbeitern etliche Rücknahmesysteme für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft betreut.

Die Firma mit Niederlassung in Rumänien recycelt etwa Beizsysteme, Erntefolien, abgelaufene Pflanzenschutzmittel oder Chemikalien und organisiert auch das Pamira-System für Verpackungen von Pflanzenschutzmitteln.

In diesen Regionen soll es Recycling-Sammelstellen für Tropfrohre geben

Die voraussichtliche Rückgabemenge an gebrauchten Tropfrohren sind bis zum 15. Oktober 2022 anzumelden. Dafür ist ein Formular nötig, das ab September 2022 online steht. In diesen Regionen soll es voraussichtlich Sammelstellen geben:

  • Fürth, Nürnberg,
  • Deggendorf, Niederbayern,
  • Heilbronn,
  • Offenburg, Baden,
  • Vorderpfalz,
  • Südhessen,
  • Niederrhein,
  • Langförden, Vechta, Cloppenburg,
  • nördlich Hamburg, Rellingen,
  • Hannover, Braunschweig,
  • Leipzig, Dresden,
  • Beelitz, Spreewald.
Mit Material von RIGK, Netafim
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