Lange Phasen der Trockenheit haben Landwirten seit jeher zu schaffen gemacht. Doch 2022 scheint alles zu toppen; von Rügen bis nach Andalusien fehlen Niederschläge, Hitzerekorde purzelten dieses Jahr selbst im nebligen London. Und Prognosen deuten darauf hin, dass es bis in den Dezember zu weitergehen könnte. Die Aussichten für die Aussaat von Winterweizen, Wintergerste oder Raps sind alles andere als optimal.
Dürre in Deutschland: Zu heiß, zu trocken, zu lange
Die Dürre 2022 ist nach Einschätzung von EU-Experten vermutlich die schlimmste seit 500 Jahren. Und zwar in ganz Europa, so eine Einschätzung der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle. Mehr als die Hälfte des Kontinents leidet unter den Folgen ausbleibenden Regens und der Hitzewellen seit dem Frühjahr.
In einigen Gegenden hat es fast ein Jahr nicht geregnet. Flüsse fallen trocken, Energieversorgung und der Transport zu Wasser leiden. Ebenso die Landwirtschaft, deren Erträge hinter den Hoffnungen zurückbleiben. Kein Wunder, denn die Böden lechzen seit dem Frühling nach Wasser. Der Dürremonitor in Deutschland ist tiefrot bis in 1,8 Meter Tiefe.
Mitschuld an der Trockenheit hat das Wetterphänomen La Niña
Der Regen ist nicht von ungefähr ausgeblieben. Immer wieder bringt der La Niña-Effekt im Pazifik auch das Wetter in unserer Ecke der Welt durcheinander. Es ist ein Wetterphänomen, das im Pazifik auftritt und in dessen Zuge Meeresströmungen anders verlaufen.
La Niña häuft sich die letzten Jahre und dann fallen in der Regel die Temperaturen bei uns von August bis November zu hoch aus. Klimamodelle sehen genau das für dieses Jahr voraus. Und das nicht nur bei uns, sondern in ganz Europa.
Schlechte Aussichten für die Ernte 2023
Das hat Folgen: Waldbrände bis weit in den Herbst und weitere Ertragseinbußen in der Landwirtschaft drohen. Als Blaupause für dieses Jahr lässt sich das Dürrejahr 2018 heranziehen. Damals zog sich die Serie mit sonnigen Wetterlagen ebenfalls bis in den November hin. Die Folge waren niedrige Feldkapazitäten und schlechte Aufwuchsbedingungen in weiten Landesteilen. Die Trockenheit erschwerte den Aufwuchs der Winterkulturen. Der Winterraps beispielsweise wurde oft sehr spät oder sogar überhaupt nicht ausgesät.
Wie planen nach so einem Dürrejahr?
Wie auch in den vergangenen Dürrejahren entscheidet sich alles am wenigen Wasser, was noch da ist. Nach längerer Trockenheit sollte kein Tropfen Wasser verschwendet werden. Das heißt, mit der Aussaat der Zwischenfrucht direkt nach der Ernte zu beginnen, um den Rest Bodenwasser noch nutzen zu können. Zudem gibt man so dem Ausfallgetreide keinen Keimvorsprung. Pflügen kann je nach Ausgangsboden feine Stäube produzieren oder dicke Kluten - beides nicht ideal für ein gutes Saatbeet. Wenn der Regen tatsächlich so lange ausbleibt, können späte Saaten von Vorteil sein. Keine Frage: Das Dürrejahr 2022 ist noch nicht vorüber.
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